TV-Gelder: Diese Vereine sahnen am meisten ab
Die Fußball-Bundesliga diskutiert über mangelhafte Einnahmen aus der Fernsehvermarktung. Unter den europäischen Spitzen-Ligen hinken die Bundesliga-Vereine hinterher. Die AZ zieht den Vergleich: Was verdienen die europäischen Top-Clubs?
München - Nach dem Antrag des FC St. Pauli, wonach einzelne Vereine aus der zentralen Vermarktung der TV-Rechte der Fußball-Bundesliga ausgeschlossen werden sollen, wurde die Diskussion auch beim FC Bayern laut. Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge fordert langfristig mehr Geld für deutsche Top-Vereine.
Damit sollen der FC Bayern oder Borussia Dortmund international mithalten können, denn: In England gibt es ab 2016/2017 einen neuen Mega-Vertrag. Die englischen Clubs sind europaweit schon jetzt Spitze, was Einnahmen aus TV-Rechten angeht.
Die Plätze acht bis 17 in der europaweiten Rangliste machen die englischen Vereine ganz alleine unter sich aus. Darunter sind aber wenige Top-Clubs - gar auch Abstiegskandidaten wie Swansea City, Newcastle United oder Überraschungsteam Leicester City. Erst auf Platz 18 folgt ein anderes europäisches Team: Juventus Turin.
Die ersten beiden Plätzen teilen sich aber keine englischen Clubs!
Nicht in die Rangliste hat es der deutsche Top-Club VfL Wolfsburg (41 Millionen Euro) geschafft, ebenso wenig Hannover 96 (42,5 Millionen Euro). Im europäischen Vergleich verdienen Athletico Madrid und Olympique Lyon (jeweils etwa 42 Millionen Euro) ähnlich viel. Das liegt an der unterschiedlichen Konstellation, die es in Deutschland und Spanien, beziehungsweise Frankreich gibt.
Aus England, Spanien, Italien und Frankreich liegen die Zahlen der abgelaufenen Saison zugrunde. Bei der Fußball-Bundesliga sehen Sie bereits die Einnahmen für die aktuelle Spielzeit.
Wie ist die Situation in den fünf europäischen Top-Ligen? Ein Überblick.
Deutschland: Solidarisch - aber keine internationale Spitze
Zuletzt brandete die Diskussion auf: Sollen sich die deutschen Vereine individuell vermarkten? Die Großen wie der FC Bayern haben natürlich ein Interesse daran, um mehr Einnahmen zu erzielen. Doch Viele sehen die gerechte Verteilung in Deutschland als besonder solidarisch an.
Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) erhält für die laufende Saison 663 Millionen Euro, für die kommende 673 Millionen. Für die Saison 2017/2018 soll ab kommendem Frühjahr ein neuer TV-Vertrag ausgehandelt werden. Für diesen stellt sich FCB-Boss Karl-Heinz Rummenigge mindestens eine Milliarde Euro pro Saison vor. Nach Medienberichten rechnet die DFL aber nur mit etwa 835 Millionen Euro.
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Mit einer individuellen Vermarktung würden einzelne Vereine wie der FC Bayern im internationalen Vergleich aufschließen. Gerade mit Blick nach England hinkt der deutsche Rekordmeister durch die Zentralvermarktung hinterher.
England: Gigantische Summen - europäische Nummer 1
Ab der kommenden Saison erhält die englische Premier League pro Saison 2,3 Milliarden Euro. Dieser gigantische Betrag wirft seine Schatten bereits voraus: Im Sommer zahlte beispielsweise Manchester City für Kevin de Bruyne (74 Millionen Euro) eine Rekordsumme für einen Transfer aus der Bundesliga.
Die europäischen Top-Ligen schauen allesamt nach England. Mit Furcht wird beobachtet, wie dort mittlerweile Mittelklasse-Spieler wie Shinji Okazaki (von FSV Mainz 05) für elf Millionen Euro gekauft werden oder Talente wie Christian Benteke (von Aston Villa) für 46,5 Millionen Euro völlig überteuert transferiert werden (können).
Spanien: Kleine Clubs leiden unter Barcelona und Madrid
Viele spanischen Vereine klagten über die große Diskrepanz zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid sowie dem Rest der Liga. Die beiden Top-Teams teilen sich knapp 40 Prozent der gesamten TV-Einnahmen (rund 755 Millionen Euro) untereinander auf.
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Der Grund dafür: Die spanische Liga ist die einzige der europäischen Topligen, in der sich die Vereine mit ihren TV-Rechten noch selbst vermarkten dürfen. Das ändert sich ab 2016/2017. Dann werden die Rechte zentral vermarktet und die Einnahmen etwas gerechter unter den 20 spanischen Teams aufgeteilt.
Italien: Juve top - aber nur national
Insgesamt nimmt die Serie A jährlich um die 943 Millionen Euro an TV-Geldern ein. Vor allem Juventus Turin, der AC Mailand und Inter Mailand profitieren davon. Der aktuell laufende TV-Vertrag läuft bis 2018. Vor diesem 2015 begonnenen Kontrakt erhielten die Italiener bereits 830 Millionen Euro pro Jahr.
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Im internationalen Vergleich aber steht der italienische Spitzenreiter Juventus Turin dennoch nicht so gut da, wie die Konkurrenz aus Spanien oder England - dafür bei weitem besser als der FC Bayern.
Frankreich: Geringste Einnahmen - Paris nicht konkurrenzfähig
Insgesamt nimmt die französische Liga 467,9 Millionen Euro durch die TV-Rechte ein. Diese werden unter den Top-Clubs nahezu gleich aufgeteilt: Paris Saint-Germain erhält ungefähr 45,5 Millionen Euro, dahinter sind Olympique Marseille (43 Millionen Euro) und Olympique Lyon (42 Millionen Euro) platziert.
Frankreichs Top-Club Paris erhält damit etwa nur ein Drittel so viel wie der FC Chelsea in England. Damit wäre der Hauptstadtclub international - ginge es alleine nach dem TV-Vertrag - nicht konkurrenzfähig. Vor allem für die dahinterliegenden Vereine wie Marseille oder Lyon scheint eine internationale Verbesserung unter diesen Umständen schwierig.