"Trapattoni ist mein Vorbild"

Was die Trainer-Novizen Markus Babbel, Thorsten Fink und Christian Ziege von ihrem Ex-Coach bei den Bayern gelernt haben.
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Lehrmeister für die ehemaligen Bayern-Profis, die nun als Trainer arbeiten: Giovanni Trapattoni.
dpa Lehrmeister für die ehemaligen Bayern-Profis, die nun als Trainer arbeiten: Giovanni Trapattoni.

MÜNCHEN - Was die Trainer-Novizen Markus Babbel, Thorsten Fink und Christian Ziege von ihrem Ex-Coach bei den Bayern gelernt haben.

Sie sind gestandene Bayern-Profis der Neunziger Jahre, und eine Trainerikone hat sie besonders geprägt: Giovanni Trapattoni. Jetzt sind Markus Babbel, Thorsten Fink und Christian Ziege Neulinge auf dem Trainermarkt und geben viel Input des Maestros an ihre Spieler weiter.

Beim FC Bayern gekickt zu haben, da sind die Drei sich einig, sei jetzt Gold wert für ihren Job. „Man sollte etwas darstellen für die Spieler“, sagt Markus Babbel, „und der FC Bayern steht für ‚immer gewinnen wollen' - und ich stehe bestimmt auch dafür, mit Trainerpersönlichkeiten wie Hitzfeld und Trapattoni gearbeitet zu haben.“

Der erst 36-jährige Ur-Münchner, als Interimslösung nach zwei Liga-Siegen und einem Remis im Uefa-Cup zum Teamchef des VfB Stuttgart befördert, trifft am Samstag auf den Klub, bei dem er fast die Hälfte seines Lebens verbracht hat - 16 Jahre. „Bei den Bayern groß zu werden, war sicherlich eine gute Schule. Um hier zu bestehen, braucht man eine gewisse Robustheit, schon in der Jugend“, sagt der frischgebackene Cheftrainer, der so aber erst tituliert werden darf, wenn er die Lizenz erwirbt.

An der Säbener Straße habe er sich ein dickes Fell zugelegt und gelernt, „immer die richtigen Worte zu finden“. In dieser Disziplin habe ihn Ottmar Hitzfeld sehr beeindruckt: „Ein Top-Analytiker, immer sachlich, nie polemisch, er hat immer die Contenance bewahrt.“

Letzteres kann man von „Ich habe fertig“-Trapattoni nun wirklich nicht behaupten, doch Babbel schwärmt: „Was das Taktische betrifft, ist Trapattoni mein Vorbild. Und dass er sich einzelne junge Spieler für Extraeinheiten heraus pickt. Als junger Spieler habe ich unheimlich viel von ihm gelernt.“ Babbel hofft, dass „meine Spieler das eines Tages auch über mich sagen.“ Zwischen Babbels alter Liebe Bayern München und seiner jetzigen Wirkungsstätte liegt das kleine Ingolstadt. Hier bastelt Ex-Bayer Thorsten Fink an seinem ambitionierten Karriereplan. Der solle ihn „natürlich irgendwann in die erste Liga führen“, sagt der Champions-League-Gewinner von 2001, „ich denke, soviel Selbstbewusstsein darf ich haben.“

Zumal der 41-Jährige bis jetzt nur Erfolge feierte: Nach dem Aufstieg mit der zweiten Mannschaft von Red Bull Salzburg und als Co von Giovanni Trapattoni wechselte Fink im Januar zum FC Ingolstadt und stieg sofort in die zweite Liga auf. Mit Platz 12 liegt er dort absolut im Soll. „Hitzfeld hat mich bestärkt, Trainer zu werden“, sagt Fink, der dankbar ist, beim FC Bayern „mit den besten Trainern und dem besten Manager, den es gibt" zusammengearbeitet zu haben. Vieles habe er sich abgeschaut vom Maestro, „das Taktische, seine Leidenschaft.“ Aber auch Nicht-Sportliches: Wie Trap trägt Fink immer feine Anzüge auf der Bank. „Trapattoni war immer sehr stylisch, das hat mir gefallen. Deshalb mache ich das auch so“, sagt Fink.

Christian Ziege, der seinen Sportdirektor-Schreibtisch bei Borussia Mönchengladbach freiwillig räumte, weil er lieber Cheftrainer Hans Meyer im Trainingsanzug assistiert, hat auch Erfahrungen bei Weltklubs wie AC Mailand und FC Liverpool gesammelt. Dass er es so weit gebracht hat, habe er auch Trapattoni zu verdanken, der habe ihn „als jungen Spieler enorm weitergebracht.“.

„Als Trapattoni zu Bayern kam, hat er von uns verlangt, dass wir nicht nur Fußball spielen, sondern auch Nachdenken“, erinnert sich Ziege. „Er hat die Köpfe der Spieler beschäftigt, verlangte, dass wir immer genau wissen, warum wir etwas tun, nicht irgendeinen Pass spielen. Das hatte es vorher so nicht gegeben.“ Doch was Trapattoni damals vermitteln wollte, habe leider viele seiner damaligen Bayern-Mitspieler angestrengt und überfordert, "Einheiten dauerten auch mal zweieinhalb Stunden", für viele Profis eine Zumutung.. Ziege jedoch fand Trapattonis Trainingslehre „wahnsinnig spannend“, und bedauert, dass nicht alle Kollegen so empfanden.

Nach nur einer Spielzeit in der Saison 1994/95 und einem enttäuschendem sechsten Platz war Trapattonis Zeit in München erstmal vorbei, ehe die Bayern-Bosse erkannten, wie nachhaltig seine Arbeit ist und holten ihn ein Jahr später zurück. Ziege: „In seiner ersten Saison hatte er meiner Meinung nach Probleme, weil die meisten Spieler nicht zur Aufnahme dieser neuen Dinge bereits waren.“ Seine vielen Titel und all die Profis, die Trapattoni jetzt nacheifern, geben ihm recht.

Sebastian Bütow

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