Torlos-Klose in Bedrängnis
FRANKFURT/MAIN - Acht Ballkontakte, null Torschüsse - Miroslav Klose entpuppte sich auch gegen Bosnien-Herzegowina noch als WM-Flop. Für den Torschützenkönig der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wird es immer enger.
Zudem hat Top-Joker Cacau nach dem 3:1-Sieg in Frankfurt selbstbewusst seine Ansprüche auf den Mittelstürmer-Posten in der Startelf gegen Australien angemeldet: „Das ist mein Ziel. Ich habe große Hoffnung, gebe alles. Jetzt möchte ich spielen.“
Als der agile, spielfreudige und zielstrebige Cacau den Fremdkörper Klose nach der Halbzeitpause ablösen durfte, lief es schlagartig besser im deutschen Angriffsspiel. Aber der in Bedrängnis geratene Platzhirsch Klose gibt längst nicht auf, sondern kündigte für den kurzen Heimaturlaub sogar Zusatzschichten an: „Ich werde nicht zwei Tage freimachen, sondern jeden Tag trainieren. Und dann schauen wir mal, was beim ersten Spiel dabei herauskommt.“
Sonntag, 13. Juni, Durban: Das ist der „Tag X“, an dem sich für den dann 32 Jahre alten Klose gleich das gesamte Turnier entscheiden könnte. Mindestens bis dahin will Bundestrainer Joachim Löw an dem gebürtigen Polen festhalten: „Er wird beim Turnier zeigen, was er kann“, glaubt Löw, der bemüht war, der Brisanz um Null-Tore-Klose die Schärfe zu nehmen: „Da habe ich jetzt auch nicht erwartet, dass es innerhalb von drei, vier Tagen die absolute Leistungsexplosion gibt.“
Trotzdem: 60 trostlose Minuten beim 3:0 in Ungarn, nur noch 45 gegen die stärkeren Bosnier – auch Löw fordert Klose und wird seinem Stürmer Nummer 1 nicht ewig die Treue halten. Klose müsse in der kommenden Woche „an seiner Form arbeiten“, sagte der Coach bestimmt.
Den gebürtigen Brasilianer Cacau hält er als idealen Joker unter Spannung und kann ihn zugleich als Druckmittel für Klose ausspielen. „Wir brauchen Spieler, die reinkommen und dann für viel Wind sorgen können, die sofort im Spiel sind“, betonte Löw. Cacau sei „sofort präsent“ gewesen, habe „viele gute Aktionen“ gehabt und neben einer „guten Vorbereitung“ auch „einen guten Rhythmus aus der Bundesliga mitgebracht“, lobte der Bundestrainer den Stuttgarter.
All das trifft auf Klose nach einer Katastrophen-Saison beim FC Bayern nicht zu. „Ungarn war nicht gut, heute habe ich mich ein bisschen besser gefühlt. Ich bin aber nicht so ins Spiel gekommen“, sagte der Torjäger außer Dienst selbstkritisch. Klose setzt auf den Faktor Zeit: „Ich merke jeden Tag, dass es aufwärts geht, aber ich muss es im Spiel umsetzen. Ich brauche die Trainingstage noch.“
Zehn Tore bei Weltmeisterschaften
Dass Klose Tore schießen kann, hat er bei den WM-Turnieren 2002 und 2006 mit jeweils fünf Treffern eindrucksvoll bewiesen. Mit insgesamt zehn Toren liegt Klose vor seiner dritten Endrunde in der deutschen WM-Torschützenliste an Position drei in Schlagweite zu Jürgen Klinsmann (11) und Spitzenreiter Gerd Müller (14). „Ich nehme mir vor, bei der WM Tore zu schießen“, sagte er eine Woche vor dem Startschuss in Südafrika. Momentan scheint das kaum vorstellbar. (dpa)