Stimmungsdämpfer ARD? Kimmich mit deutlicher Kritik am Sender: "Das ist absolut rassistisch

Die Vorfreude auf die Europameisterschaft im Land steigt. Doch für einen Stimmungsdämpfer sorgt nun die ARD mit einer Umfrage. DFB-Rechtsverteidiger Joshua Kimmich kritisierte den Veröffentlichungszeitpunkt.
von  AZ
Wünscht sich ein Sommermärchen 2.0: Rechtsverteidiger Joshua Kimmich.
Wünscht sich ein Sommermärchen 2.0: Rechtsverteidiger Joshua Kimmich. © IMAGO/Frank Hoermann

München - Die Euphorie im Land steigt, die Heim-Europameisterschaft ist zum Greifen nahe. In nicht einmal zwei Wochen eröffnet die Nationalmannschaft das Turnier gegen die Schotten. "Man kann spüren, dass die Menschen bereit sind", betonte Joshua Kimmich (29) auf der DFB-Pressekonferenz am Samstag. "Selbst bei strömenden Regen waren 4.000 Menschen beim Training." Es ist ein weiterer Motivationsschub für die Truppe von Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) so kurz vor dem wichtigsten Turnier der letzten Jahre. 

Umfrage der ARD: 21 Prozent der Befragten wünschen sich weißere Nationalmannschaft 

Auch deshalb will man beim DFB-Team auf dieser Motivationswelle weitersurfen. "Wir wollen auch die beiden letzten Testspiele gewinnen, um in Flow zu bleiben und die positive Stimmung aufrecht zu erhalten", so der Rechtsverteidiger. Ehe am kommenden Freitag die EM-Generalprobe gegen die Griechen ansteht, gilt es am Montag in Nürnberg gegen die Ukrainer völlig losgelöst, wie Major Tom, aufzuspielen. 

Doch für einen kleinen Stimmungsdämpfer sorgte die ARD. Eine Umfrage für die Doku "Einigkeit und Recht und Vielfalt" ergab: 21 Prozent der Befragten wünschen sich eine weißere Nationalmannschaft. Zwar hat es die Befragung noch nicht in die Kabine geschafft, doch kommt sie zur Unzeit. Beim DFB will man ähnliche Diskussionen wie vor dem WM 2022 in Zusammenhang mit der "One Love"-Binde unbedingt verhindern. 

Kimmich: "Versuchen alle Menschen in Deutschland hinter uns zu bekommen" 

"Das ist absolut rassistisch und hat überhaupt keinen Platz bei uns in der Kabine. So etwas ist von der ARD absolut kontraproduktiv", kritisierte Kimmich den Zeitpunkt der Veröffentlichung. Geht es doch kurz vor dem Heim-Turnier darum, die Menschen zu vereinen. "Wir als Mannschaft versuchen alles, um alle Menschen in Deutschland hinter uns zu bekommen." 

Mittlerweile reagierte der WDR auf die Umfrage. "Unser Reporter Philipp Awounou wurde in Interviews bei den Dreharbeiten zu der Dokumentation 'Einigkeit und Recht und Vielfalt' mit der Aussage konfrontiert, dass zu wenige 'echte', hellheutige Deutsche auf dem Fußballplatz stehen. Das wollten wir bewusst nicht anekdotisch wiedergeben, sondern auf fundierte Daten stützen", wird WDR-Sportchef Karl Valks zitiert.

WDR reagiert auf Kritik: "Wir sind über die Ergebnisse bestürzt" 

Weiter heißt es: "Daher haben wir mit unseren Kollegen von Infratest dimap die Umfrage in Auftrag gegeben. Wir selber sind bestürzt, dass die Ergebnisse sind wie sie sind, aber sie sind auch Ausdruck der gesellschaftlichen Lage im heutigen Deutschland. Der Sport spielt in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle, die Nationalmannschaft ist ein starkes Vorbild für Integration.

Das will die Truppe von Julian Nagelsmann auch bei der EM zeigen. Denn das Turnier soll wie 2006 zu einem Sommermärchen werden, mit Menschen, die sich in den Armen liegen und zusammen die Siege der Nationalmannschaft feiern. Zwar war Kimmich damals noch ein kleiner Bursche, doch hat er noch gute Erinnerungen an WM. Damals zog er mit einer Freizeitmannschaft bei einem Jugend-Cup bis ins Deutschland-Finale nach Berlin ein, wo es auch in diesem Jahr für die DFB-Elf hingehen soll. 

Beim Fanfest in Berlin herrschte 2006 eine super Stimmung.

DFB will durch Sieg im Eröffnungsspiel auf den Euphorie-Button drücken

"Deutschland hat am selben Tag gegen Argentinien gespielt und im Elfmeterschießen gewonnen", erzählte Kimmich. "Auch mit elf Jahren habe ich schon gefühlt, was das für eine Stimmung war." Um eine ähnliche Euphorie wieder herzustellen, braucht es wie vor 18 Jahren, einen erfolgreichen Start ins Turnier, dem ist sich der Rechtsverteidiger bewusst: "Die Stimmung hängt viel vom ersten Spiel ab. Wenn wir das erste Spiel gewinnen, sorgt es für eine gute Stimmung." 

Dementsprechend ist die Marschroute beim DFB klar: Voller Fokus auf die letzten Testspiele und dann den Schotten die Grenzen aufzeigen. Dass wie Philipp Lahm (40) im Jahr 2006 wieder ein Rechtsverteidiger mit dem ersten Turniertor auf den Euphorie-Button drückt, hätte Kimmich nichts einzuwenden. "Ich werde alles dafür tun", so der Bayern-Spieler. Ob es gelingt? 

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