Interview

Sportarzt Pabst in der AZ: "Fußballer haben mit das höchste Risiko"

Der Sportmediziner Dr. Helmut Pabst spricht über den Fall Eriksen – und Sofortmaßnahmen.
Matthias Kerber
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Sportmediziner Dr. Helmut Pabst.
Sportmediziner Dr. Helmut Pabst. © sampics/Augenklick

München - AZ-Interview mit Dr. Helmut Pabst: Der Doping-Experte ist der Ehrenpräsident des Bayerischen Sportärzteverbandes.

AZ: Herr Dr. Pabst, beim Spiel der Dänen gegen Finnland ist Christian Eriksen auf dem Platz kollabiert und musste reanimiert werden. Können Sie als Sportmediziner erklären, was da vorgefallen ist?
DR. HELMUT PABST: Nun, die Art, wie er die zwei Schritte macht, bevor er vornüber zusammenbricht, legt am ehesten nahe, dass es sich um eine akute Herzrhythmusstörung handelt, die allem Anschein nach zu einem Herzstillstand geführt hat. Deswegen sind EKGs, Belastungs-EGKs und auch Ultraschall-Untersuchungen des Herzens so wichtig. Männer sind davon zehn Mal öfter betroffen als Frauen. Sportler wie Footballer, Basketballer, Fußballer dürften nach einer Studie das höchste Risiko haben. Die Anlage zu Herzrhythmus-Störungen kann man schon im Kindesalter feststellen. In Italien wird das gemacht - und seitdem ist die Sterblichkeit bei derartigen Störungen um das Zehnfache zurückgegangen.

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Die Ärzte, die die Erstversorgung vornahmen, erklärten, dass Eriksen anfangs Puls hatte und atmete, dann aber "zurückgeholt werden musste". Nach landläufiger Meinung war er in dem Moment tot?
Nun, als Mediziner sieht man das anders, jetzt beginnt die Arbeit. Aber man muss davon ausgehen, dass das Herz nicht mehr geschlagen hat.

Was ist zu tun, wenn man selber mal in die Situation kommen sollte, helfen zu müssen?
Erstmal prüfen, ob noch Puls da ist, das Herz noch schlägt, die Atemfunktion noch gegeben ist. Dafür hat man auch genügend Zeit, wenn man erst eine Minute nach dem Kollaps mit der Herzdruckmassage beginnt, ist das in der Regel ausreichend. Dann sollte man mit der Frequenz von etwa 100 Druckstößen in der Minute die Massage beginnen. Das Wichtigste ist, dass das Gehirn weiter mit Sauerstoff versorgt wird. Man darf nie vergessen, dass das Blut pro Minute einmal durch den Körper gepumpt werden muss und die Druckmassage etwa die Hälfte des normalen Blutflusses schafft. Dazu zwei, maximal drei tiefe Atemstöße pro Minute. Das ist, was man in dem Moment am besten macht - und natürlich vorher den Notruf wählen.

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Kann Eriksen irgendwann wieder Fußball spielen?
Das kann gut sein. Wenn es aber nötig ist, einen Herzschrittmacher einzusetzen, wäre ich mehr als vorsichtig.

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2 Kommentare
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  • am 14.06.2021 22:11 Uhr / Bewertung:

    Ich glaube, dass alle Sportler gefährdet sind. Für mich sieht das nach Eigenwerbung aus.

  • Witwe Bolte am 14.06.2021 21:20 Uhr / Bewertung:

    Es heisst ja nicht umsonst: "Sport ist Mord".

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