Sex, Crime und Familienfehde: Die absurde Posse um Weltstar Paul Pogba
Die Geschichte hat Zutaten eines packenden Thrillers. Erpressung, Bedrohung, Strömungen in die organisierte Kriminalität, Polizeischutz, Familienclinch. Damit ließe sich gewiss ein spannender Streifen produzieren.
Das Problem nur: Das ist alles keine Fiktion, nichts Ausgedachtes, keine Grundlage für einen Plot, der am Ende die lückenlose Aufklärung verspricht und garantiert, dass die Täter hinter Schloss und Riegel kommen. Das hier ist Realität, bitterer Ernst. Im Mittelpunkt steht Paul Pogba (29), französischer Nationalspieler, Weltmeister, einst der teuerste Fußballer der Welt. Und im Fokus steht auch Mathias Pogba (32), der ältere Bruder, selbst Fußballer, aber längst nicht so erfolgreich. Worum es geht: Pogba, der Ältere, soll Pogba, den Superstar, mittels einer Gang erpresst haben. Viel Geld ist im Spiel, offenbar 13 Millionen Euro.
Ein Video brachte die Fehde an die Öffentlichkeit
Ende August hatte Mathias Pogba ein Video veröffentlicht. Darin verlas er eine Botschaft in mehreren Sprachen: Enthüllungen über seinen berühmten Bruder seien zu erwarten. Er beschuldigte Paul Pogba, dass der ihn habe hängenlassen. Pogba gilt jedoch als ein Mann, der seine Familie und Freunde unterstützt – auch finanziell.
Damit gelangte die Familienfehde jedenfalls an die Öffentlichkeit. Möglich, dass es darum ging, dass Paul Pogba einen Marabut (eine Art islamischer Hexer) bezahlt haben soll, um über Kylian Mbappé und Paris Saint-Germain Unheil zu bringen. Der Profi von Juventus Turin bestritt dies jedoch vehement. In einem Statement in Paul Pogbas Namen hieß es, dass die Kommentare seines Bruders keine Überraschung gewesen seien und sich einfügten in eine Reihe Erpressungsversuche. Diese Fakten seien der Polizei in Italien und in Frankreich dargelegt worden.
Pogba: "Sie haben ihre Waffen auf mich gerichtet"
Bekannt wurde auch, dass Paul Pogba schon Mitte Juli bei der Staatsanwaltschaft Turin Klage wegen Erpressung eingereicht hat. Seine Schilderungen betrafen mehrere Vorfälle zwischen März und Juli. Er sei von der fraglichen Gang, Jugendfreunden der beiden, bedroht worden, habe Pogba erklärt.
"Ich hatte Angst, sie haben ihre Waffen auf mich gerichtet", wurde Pogba in der Zeitung "Le Monde" zitiert. Das Handy sei ihm abgenommen und besagte 13 Millionen gefordert worden, da 13 Jahre lang für seine Sicherheit gesorgt worden sei.
Tatsächlich hatte Pogba einem der Beteiligten im Zuge dessen 100.000 Euro in bar überreicht, mehrere umfangreiche Überweisungen getätigt und seine Bank beauftragt, die 13 Millionen bereitzustellen. Medienberichten zufolge gingen seine "Freunde" noch im März für 47.000 Euro mit seiner Geldkarte im Adidas-Geschäft auf den Champs Élysées shoppen.
Pogbas Bruder sitzt mittlerweile in U-Haft
Die Behörden haben reagiert. Sie haben sowohl Paul Pogba als auch seine Mutter – die ebenfalls bedroht worden sein soll – unter Polizeischutz gestellt. Bruder Mathias sitzt mit vier weiteren Verdächtigen momentan in Untersuchungshaft. Der Anklage zufolge geht es um Erpressung in einer organisierten Bande und die Teilnahme an einer kriminellen Vereinigung zur Vorbereitung eines Verbrechens.
Die anderen Inhaftierten wurden auch wegen Erpressung mit Waffen in einer organisierten Bande und Freiheitsberaubung angeklagt. Nach der Entscheidung der Untersuchungsrichterin kündigte der Anwalt von Mathias Pogba an, diese anzufechten, da "sein Mandant keine Straftat begangen hat". Die Verdächtigten behaupten allesamt, von einem "zweiten Kreis" an Erpressern bedroht worden zu sein. Ein Anwalt beschrieb seinen Mandanten als "ein Opfer in diesem Fall, so wie Paul Pogba". Die große Frage sei laut einer Quelle von "Le Monde": "Wer ist das Mastermind hinter der versuchten Erpressung?"
Es handelt sich nicht um den ersten Skandal mit französischen Fußballern, die von Personen aus ihrem Umfeld ausgenutzt oder bedroht wurden. Der bekannteste ist der um Karim Benzema, der 2015 Kumpels von früher bei der versuchten Erpressung seines Kollegen Mathieu Valbuena mit intimen Video-Aufnahmen half. Er wurde lange vom Nationalteam ausgeschlossen und zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Benzema sei ein "Paradebeispiel", zitierte "Le Parisien" einen Funktionär: "Er besitzt Millionen, aber erträgt es nicht, dass man von ihm sagen könnte, er habe vergessen, wo er herkommt."
Sehr häufig scharten erfolgreiche Profis parasitäre Elemente um sich – inklusive großen Ärgers.