Schweinsteiger: Mit 100 auf dem besten Weg
Düsseldorf - Bastian Schweinsteiger . So präsentiert sich der Vize-Kapitän am Dienstag in Düsseldorf auf der Pressekonferenz vor den WM-Quali-Spielen gegen Irland (Fr., 20.45 Uhr/ARD) und in Schweden (Di., 20.45 Uhr/ZDF). Sein Comeback in der Nationalmannschaft steht an, wenn alles gut läuft in Stockholm auch sein 100. Länderspiel.
"Es ist eine Zahl, die mich mit Stolz erfüllt. Eine, die nicht selbstverständlich ist", sagt er. Wieder dabei zu sein sei "ein super Gefühl", meint er, leise und langsam, so wie er immer spricht. "Mein Körper fühlt sich besser an, die Verletzungen liegen hinter mir." Seit März war er nicht mehr beim DFB-Team, verletzungsbedingt. Erst seit dem Auswärtsspiel auf Schalke habe er "wieder ein vollständiges Sprunggelenk, das funktioniert". Es geht aufwärts, mit fast 100.
In Köln hat Schweinsteiger einst beim Confed-Cup 2005 sein erstes Pflichtspieltor im DFB-Dress erzielt. Jetzt geht es dort gegen Irland. So kurz vor der 100 denke er sehr wohl "an die ersten Länderspiele zurück, an die Entwicklung bis hier her. Es hat sich in den acht Jahren viel verändert. Die Erwartungshaltung ist ganz anders. Das stachelt an, das ist eine Herausforderung, auch mal die beste Mannschaft zu sein." Ergo: Die WM zu gewinnen. "Das ist mein Ziel. Ich hoffe, wir erreichen es."
Seinen ersten internationalen Titel hat er mit den Bayern im Mai endlich eingeheimst, mit 28 Jahren. Einem Titel mit dem DFB lechzt er seit 2004 hinterher. Damals stoßen er und Lukas Podolski kurz vor der EM zu Rudi Völlers Team.
Beim 0:2-Test gegen Ungarn macht er sein erstes Länderspiel. Während der EM wird er zum Stammspieler, kann das Vorrunden-Aus aber nicht verhindern. Immerhin: Bayern-Trainer Felix Magath lobt ihn als "Lichtblick im deutschen Spiel". Beim Confed-Cup 2005 ist er Stammspieler, spielt mal links, mal rechts im Mittelfeld.
Doch bei der Heim-WM 2006 schwanken die Leistungen. Schweinsteiger wird ausgerechnet vor dem Halbfinale gegen Italien von Jürgen Klinsmann aus dem Team genommen. "Es geht noch besser. Meine großen Spiele hebe ich mir für später auf", sagt er.
Sein 50. Länderspiel macht er 23-jährig vor der EM 2008, bei der er – wieder nur Joker – im Vorrundenspiel gegen Kroatien vom Platz fliegt. "Bastians Zukunft steht auf dem Spiel", orakelt Stefan Effenberg.
Es ist der Wendepunkt. Gesperrt auf der Tribüne freundet sich Schweinsteiger mit Bundeskanzlerin Angela Merkel an. Und verrät: "Frau Merkel hat mir gesagt, ich soll keine Dummheiten machen. Wenn sie das sagt, dann muss man das befolgen." Als er im Viertelfinale gegen Portugal wieder darf, dreht er auf: ein Tor, zwei Vorlagen, 3:2-Sieg, Stammplatz.
Bei der WM 2010 liefert er im defensiven Mittelfeld seine stärkste Turnierleistung ab, die er bei der EM 2012 angeschlagen nicht wiederholen kann.
Jetzt ist die WM in Brasilien sein Ziel. Als Stammspieler, klar. Die Konkurrenz ist groß, bei Bayern bietet sich nun auch Philipp Lahm ihn ermahnt: "Seine Erfahrung ist für uns enorm wichtig, gleichwohl er weiß, dass der Konkurrenzkampf bei uns groß ist."
Schweinsteiger antwortet: "Ich bin jahrelang dabei, ich weiß genau, was zu tun ist." Gewinnen, zum Beispiel. "Wir bringen sehr viel Selbstvertrauen von Bayern mit. Wir wissen jetzt ganz genau, wie man einen solchen Erfolg haben kann."
Klingt, als hätte er mit 100 noch was vor.