Schalke spielt Schland – und Robben die Vuvuzela
Was von der WM übrig bleibt: Hier lesen sie, wie viel Südafrika in der neuen Bundesligasaison steckt, warum uns der FC Bayern spanisch vorkommt und was Krake Franz vorhersagt
MÜNCHEN Das Wetter. Die Winterjacken, Mützen und Schals gar. Man könnte meinen, das sei geblieben von der WM. Ein Import aus Südafrika in dem so genannten Sommer in Deutschland.
Jetzt, da die Bundesliga startet. Sechs Wochen erst ist es her, dass die DFB-Elf Platz drei bei der WM erreichte und Spanien die Kungfu-Holländer in der Verlängerung des Finals besiegte. Was aber bleibt von der WM, einem Turnier der Besten der Welt, das neue Trends setzte, neue Helden gebar, andere Helden in Rente schickte? Kann die Bundesliga von der WM lernen, war’s ein Fortbildungsseminar? Wie viel Südafrika steckt in der neuen Saison? Das who is who zum Bundesliga-Start:
Wer wird Schland?
Heißt: Begeistern, obwohl man das einer Elf nicht zugetraut hatte, mit offensivem, unterhaltsamen Fußball? Am naheliegendsten: der FC Bayern. Doch Titelverteidiger oder gar Favorit war die DFB-Elf freilich nicht, so könnte das Liga-Schland womöglich Schalke werden. Was? Ja, eine defensive Kampf-Truppe, die nun plötzlich nach vorne spielt. Man mag(ath) es kaum glauben. Doch wer hätte solch einen stürmischen Auftritt der DFB-Elf erwartet? Also: Schalke wird Dritter.
Wer wird Spanien?
Der FC Bayern. Dominant spielen, den Titel gewinnen. Feierabend. Auftritt Feierbiest.
Wer wird Ghana?
Die tragisch-komische aber doch mitreißende Komponente wird eindeutig Aufsteiger St. Pauli übernehmen. Bunt, anders, sympathisch – und am Ende glücklos, nervenschwach. Ghana kämpfte für einen ganzen Kontinent, St. Pauli immerhin für einen ganzen Kiez.
Wer wird Holland?
Um den glücklosen Vize bewirbt sich - alle Jahre wieder - der FC Schalke 04. Dank Michael Ballack wird Bayer Leverkusen allerdings dieses Mal definitiv Zweiter.
Wer wird der Forlan?
Uruguays Mittelfeld-Blondie wurde zum besten Spieler der WM gewählt. In Frage kommen für den Star der Liga: Schweinsteiger, Robben, Ribéry, Müller, Kroos, alle FC Bayern. Es wird: Müller.
Und wer wird dann der Müller?
Laut Umfrage des Dortmunder Meinungsforschungsinstitut „promit“ sehen sechs Prozent der Befragten Raul (Schalke) auf Rang drei, Cacau (Stuttgart) auf zwei. Der neue Müller wird: Thomas Müller (klare Sache: 33,4 Prozent).
Wer wird der Lahm?
Erst war er Aushilfskapitän, dann amtsbesessen. Das Insignium der Macht wollte und will er nicht mehr abgeben. Der neue Liga-Lahm: Michael Ballack. Da Rolfes, bisher Capitano in Leverkusen, verletzt ist, dürfte der England-Rückkehrer die Kapitänsbinde bekommen. In Leverkusen. Und nicht mehr abgeben wollen.
Wer wird der Anelka?
Große Tattoos, große Klappe, dazu aus einem Fußball-Entwicklungsland? Es könnte kaum mehr Übereinstimmungen geben als zwischen Nicolas Anelka, dem WM-Revoluzzer und Trainerbeleidiger der Franzosen, und Marko Arnautovic, dem frechen Neu-Bremer aus Österreich.
Wer wird Robert Green?
Ein Pannen-Keeper? Keiner. Jens Lehmann hat seine Karriere beendet, er kommentiert jetzt für „Sky“.
Wer wird der Jabulani?
Der WM-Ball bekam den Beinamen „Schande“ (so Italiens Torhüter Buffon), dennoch verkaufte „Adidas" 13 Millionen Exemplare des Turnierballs. Das deutsche Kind von Jabulani heißt „Torfabrik" und stammt aus demselben Hause. Der Ball – erstmals Pflicht bei allen Spielen – ist runder als rund und gemeingefährlich. „Als säße ein Kaninchen drin", sagte Mainz-Coach Tuchel, und Dortmunds Klopp meinte: „Die neue Pille ist wie eine Regeländerung durch die DFL. Als wären die Tore größer gemacht worden." Riecht nach Torflut.
Wer wird die Vuvuzela?
Die Nervensäge der Liga wie die Teufelstrompete, dem Sound der WM in Südafrika? Der Titel geht an Arjen Robben. Nervt und narrt jeden Gegenspieler, hinterlässt Schwindelgefühle, Taubheit.
Wer wird Paul?
Paul, der Oktopus aus Oberhausen, sagte alle WM-Spiele einwandfrei voraus. Nun sagte die Krake Franz aus Salzburg: Bayern wird's. Keine Einwände.
Patrick Strasser