Papa Stach über Sohn und Neunationalspieler: "Anton hat sich diese Demut bewahrt"
AZ-Interview mit Matthias Stach: Der Tennis-Moderator, der zusammen mit Boris Becker das Eurosport-Team bei großen Turnieren bildet, ist der Vater von Fußballer Anton Stach, der gegen Israel sein Debüt in der A-Nationalmannschaft gefeiert hat.

Kinder von Matthias Stach: "Alle haben sich für Mannschaftssport entschieden"
AZ: Herr Stach, was ist in der Erziehung bloß schief gelaufen, dass sich Ihr Sohn Anton mit 13 doch für Fußball und gegen den wunderschönen Tennissport entschieden hat?
MATTHIAS STACH: Da ist gar nichts schief gelaufen. Eine Zeit lang hatte er diese Doppelbelastung und sich dann, obwohl er ein guter Tennisspieler war, für den Mannschaftssport entschieden. Das kam alles so aus ihm raus. Interessanterweise haben sich alle unsere drei Kinder am Ende für eine Mannschaftssportart entschieden (Stachs Töchter Lotta und Emma sind Basketball-Profis, Anm. d. Red.), aber das ist auch völlig in Ordnung. Das Wichtigste ist ja, dass sie sich wohlfühlen.
Anton Stach wäre fast Tennis-Profi geworden
Sie selbst waren auch ein ganz schön guter Tennisspieler: Verbands- und Oberliga, deutscher Uni-Meister, hessischer Vize-Meister im Doppel, Journalisten-Weltmeister . . .
Es ging schon noch ein bisschen höher (lacht). Ein Jahr lang habe ich zum Beispiel mit Thomas Muster in der Mannschaft Bundesliga gespielt, aber das ist wirklich nicht erwähnenswert. Bei Anton war es so, dass er in der U12 sehr gut war: Er war Niedersachsen-Meister und hat in Wolfsburg ein recht gut besetztes europäisches TE-Turnier gewonnen, das auch schon Nicolas Kiefer gewonnen hatte. Das war schon ganz ordentlich. In seinem Jahrgang war er in den Top Ten der deutschen Rangliste, hatte also durchaus Talent. Das hätte was werden können. Er hat damals aber gar nicht so oft trainiert, weil er parallel eben auch gekickt hat. Irgendwann musste er sich dann halt entschieden, weil das einfach zu zeitaufwändig wurde. Bei Werder Bremen hatte er schon vormittags Training, und irgendwann meinte er: 'Ich muss leider Tennis aufgeben. Ich spiele jetzt Fußball.'
Vater-Sohn-Duelle auf dem Tennisplatz: "Wir hatten immer Spaß"
Wer gewinnt, wenn Sie heute gegeneinander spielen?
Wir haben sehr lange nicht mehr gespielt. Ich glaube, da war Anton 13 oder 14, schon bei Werder, wir haben ganz in der Nähe vom Stadion ein bisschen gespielt. Da habe ich ihm gerade noch so ein Sätzchen im Tiebreak abgenommen, habe also noch eine weiße Weste gegen ihn. Aber wenn der ein bisschen trainiert, sieht der Alte heute wirklich auch alt aus. Spaßeshalber habe ich immer gesagt: 'Wenn ich gegen dich verliere, trete ich zurück'.
Vater-Sohn-Duelle auf dem Tennisplatz sind speziell. Da kann schon mal der Schläger das Zeitliche segnen. . .
Das ging, wir hatten immer Spaß, haben ja auch viel zusammen trainiert. Das hat gepasst.
Matthias Stach über Sohn Anton: "Er hat sich das alles hart erarbeitet"
Nun trägt er vor Millionenpublikum den Bundesadler. Wie verfolgen Sie das vor dem Fernseher mit?
Ich hatte überlegt, nach Sinsheim zu fahren, habe mich aber dagegen entschieden, weil ich am Samstag das Spiel der U21 aus Aachen kommentiert habe. Das Spiel gegen die Niederlande werde ich gemütlich vor dem Fernseher anschauen. Mal sehen, ob er nochmal ein paar Minütchen bekommt. Wir waren ja schon alle ganz happy, dass Hansi Flick ihn gegen Israel 20 Minuten lang spielen ließ.
Er hat ja einen rasanten Aufstieg hinter sich.
Vor zwei Jahren noch Vierte Liga. . . das ging schon zügig. Aber er hat sich das alles hart erarbeitet. Klar braucht man ein bisschen Glück, aber er hatte auch gute Trainer, die ihn auf dem Weg begleitet haben. Und er arbeitet vor allem permanent an sich, ist nicht zufrieden, sondern sagt ganz offen, was er verbessern muss. Das ist eine Mentalität, die es braucht. Er hat sich diese Demut bewahrt. Wer mit einem 16 Jahre alten Auto mit Kurbelfenstern durch die Gegend fährt, hat das Leben ganz gut begriffen. Er geht da mit Respekt ran, an das Spiel mit diesen Super-Stars, weiß aber genau, was er kann. Das ist eine gute Mischung.
Mit Bo Svensson hat er bei Mainz 05 in der Tat einen besonderen Trainer erwischt.
Die Mainzer machen das echt gut. Genauso davor Stefan Leitl bei Fürth oder Stefan Kuntz bei der U21: Die haben eine Vision mit ihm. Wer holt schon einen Spieler aus der Vierten Liga und traut ihm zu, dass er in der 2. Liga oder auch eine Etage höher was reißen kann? Es war auch total überraschend, dass Stefan Kuntz ihn nominiert hat. Und Hansi Flick scheint auch irgendwas in ihm zu sehen, sonst hätte er ihn nicht berufen.