„Offen für alles“ - Gomez zurück in die Bundesliga?
München - Man muss nur vier Jahre zurückschauen, da war Mario Gomez das, was Thomas Müller heute ist. Zumindest mit Blick auf den Marktwert. Damals errechneten die Experten von „transfermarkt.de“ bei Gomez einen Wert von 42 Millionen Euro, Müller lag zum gleichen Zeitpunkt bei „nur“ 35 Millionen. Der wertvollste deutsche Spieler – inzwischen hat sich das gedreht: Während Müller in den vergangenen Jahren nach oben schoss – er liegt aktuell bei 75 Millionen –, sanken Gomez’ Aktien gewaltig: Zwölf Millionen sind für einen Stürmer seiner Klasse eigentlich zu wenig.
Es hat auch mit der Entwicklung seines gefallenen Marktwerts zu tun, dass der 30-jährige Gomez eines der heißesten Spekulationsobjekte dieses Transfersommers ist. Eine weitere Saison bei Besiktas in der Türkei? Eine Rückkehr zum AC Florenz, wo Gomez noch bis 2017 unter Vertrag steht? Oder doch wieder Bundesliga? Gomez weiß, dass er etliche Optionen hat nach dieser EM.
„Ich bin definitiv für alles offen“, sagte Gomez der „Bild am Sonntag“: „Warum soll ich irgendetwas ausschließen? Man sieht doch, wie schnell sich Dinge ändern im Fußball, wie unerwartet manches kommt. Ich will die Saison jetzt zu Ende bringen mit dem alles überragenden Ziel Europameister. Und dann schaue ich weiter.“ Liebe Interessenten, ihr dürft kommen! Oder doch nicht? Gomez hat mit Besiktas, dem türkischen Meister, einen passenden Klub gefunden. Der frühere Bayern-Stürmer spielte dort eine famose letzte Saison, wurde mit 26 Treffern Torschützenkönig, fand sein Selbstvertrauen wieder und erreichte laut eigener Aussage das beste Fitnesslevel seiner Karriere.
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„Ich hatte zwei wahnsinnig schwere Jahre“, sagte er: „Jetzt habe ich wieder die Wende geschafft, bin auf einem Top-Niveau. Ich habe noch ein paar gute Jahre vor mir. Ich genieße den Fußball heute viel mehr als vor zwei, drei, vier Jahren.“
Nach seinem bitteren Abschied beim FC Bayern vor drei Jahren, als er unter Pep Guardiola aussortiert wurde, flüchtete Gomez zum AC Florenz. Die Erwartungen dort waren riesig, Gomez’ Verletzungspech aber auch. Nach zwei frustrierenden Spielzeiten in der Toskana wurde Gomez zu Besiktas verliehen – die Rettung in der Karriere des Angreifers. Gomez’ Aussagen überraschen deshalb nicht: „Besiktas ist natürlich sehr daran interessiert, dass ich bleibe. Ich kann mir das auch sehr gut vorstellen.“ Mit den Türken würde er in der kommenden Saison Champions League spielen, der VfL Wolfsburg, der sich um eine Gomez-Verpflichtung bemühen soll, hat sich nicht mal für die Europa League qualifiziert. Vorteil Besiktas.
Doch wie reizvoll ist eine weitere Saison in der türkischen Liga, die bei weitem nicht an das Niveau der Bundesliga heranreicht? In Deutschland könnte es Gomez seinen Kritikern noch einmal zeigen. Die herausragende Bundesliga-Bilanz des Angreifers gerät ja gern in Vergessenheit, wenn er wegen seiner nicht immer eleganten Spielweise zerrissen wird: In 236 Spielen erzielte Gomez 138 Tore, er traf damit häufiger als die Legenden Giovane Elber und Uwe Seeler. Und als Thomas Müller, der aktuell 47 Treffer hinter Gomez liegt.