Niersbach-Rücktritt: So reagiert die Fußball-Welt
Frankfurt/Main - Trotz des Skandals kam der Rücktritt von Wolfang Niersbach als DFB-Präsident inmitten der Krise etwas überraschend. Hier die Aussagen von DFB-Fuktionären, dem Bundestrainer und Ex-Profis:
Theo Zwanziger (Niersbachs Vorgänger als DFB-Präsident, zum SID): "Das ist Sache des DFB und von Wolfgang Niersbach. Das müssen sie selbst entscheiden."
Joachim Löw (Bundestrainer): "Diese Nachricht ist jetzt erst zehn Minuten alt, ich habe es auch gerade erst erfahren und bin natürlich sehr betroffen, überrascht und sehr traurig darüber. Unabhängig von allen juristischen Fakten, die es gibt, denke ich, dass der Wolfgang ein fantastischer Mensch war, auch ein fantastischer Präsident für uns. Er hat den Fußball immer geliebt, er hat für den Fußball alles getan. Er war für uns jederzeit ein hervorragender Ansprechpartner und deswegen tut es mir persönlich sehr, sehr leid, dass er zurückgetreten ist."
Reinhard Rauball (kommissarischer DFB-Präsident und Liga-Präsident): "Ich bin der Auffassung, dass es wichtig ist, dass ein Mann, der mehr als zweieinhalb Jahrzehnte für dieses Haus gearbeitet hat, es verdient hat, dass man ihm Respekt zollt. Er hat diese Entscheidung nicht im Sinne eines Schuldeingeständnisses getroffen, sondern er hat eine sportpolitische Verantwortung wahrgenommen, zu Gunsten des deutschen Fußballs, zu Gunsten des DFB. Dafür gebührt ihm eine Menge und großartiger Respekt. Ich möchte mich im Namen der Liga und der 2. Bundesliga herzlich für die Zusammenarbeit bei Wolfgang Niersbach bedanken. Er ist ein großartiger Mensch, er ist jemand, mit dem wir sehr loyal und freundschaftlich Dinge geregelt und entschieden haben, die nicht immer einfach waren. Wir wünschen Wolfgang alles Gute."
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Matthias Sammer (Vorstand Sport bei Bayern München, bei Sport1): "Ich bin schon überrascht und auch ein wenig betroffen. Ich habe sehr viel mit Wolfgang zu tun gehabt, er ist ein guter Bekannter, ein Freund von mir und unserer Familie. Das tut mir persönlich sehr leid. Ich kann zu Inhalten jetzt natürlich noch nichts sagen. Mein Bedauern möchte ich aber schon zum Ausdruck bringen."
Paul Breitner (Weltmeister von 1974, bei Sport1): "Ich bin nicht überrascht. Wir haben im Moment zwei Skandale laufen. Wie tief die gehen, weiß ich nicht. Wir haben das Thema DFB als Skandal, und wir haben das Thema Volkswagen als Skandal. Wenigstens haben die beiden, die das Ganze zu vertraten haben - hier der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn und da der DFB-Präsident Wolfgang Niersbach - den Anstand, dass sie nicht auf irgendwelche Bauernopfer aus sind. Sondern sie sagen, 'das alles, was da schief gelaufen ist, ist in meinem Verantwortungsbereich. Also muss ich als erster die Konsequenzen ziehen.' Ich kann nur sagen, Respekt. Das war notwendig und richtig so."
Rainer Koch (kommissarischer DFB-Präsident und Liga-Präsident): "Wir haben hohen Respekt vor der Entscheidung von Wolfgang Niersbach. Wir haben ihm in großer Geschlossenheit gedankt für sein engagiertes Wirken. Wir wollen deutlich machen, dass es bisher keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass er irgendeinen persönlichen Beitrag geleistet hat im Zusammenhang mit den Vorgängen, die wir im Moment versuchen aufzuklären. Deswegen haben wir auch Wolfgang Niersbach einstimmig im Präsidium darum gebeten, seine sonstigen Funktionen im internationalen Fußball fortzusetzen."
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Harald Strutz (DFB-Vizepräsident, im ZDF und bei Sky Sport News HD): "Das macht mich schon sehr betroffen. Dass er die Verantwortung übernimmt, kann ich nachvollziehen. Ich hätte mir aber gewünscht, er hätte noch gewartet."
Hermann Korfmacher (Präsident des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes, zum SID): "Das war für mich sehr, sehr überraschend und tut mir unendlich leid. Und ich hatte den Eindruck, dass alle so betroffen waren wie ich, weil wir die Überzeugung haben, dass wir in Wolfgang Niersbach einen sehr guten Präsidenten aufgeben mussten. Ich glaube Wolfgang Niersbach weiterhin. Er hat uns sehr, sehr glaubwürdig und sehr bewegt erklärt, dass er die politische Verantwortung übernimmt. Dies ist, das muss man klarstellen, nicht einem Schuldeingeständnis gleichzusetzen. Das, was im Raume steht, muss schnell aufgeklärt werden, damit man die Verantwortung verteilen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen kann."
Peter Frymuth (DFB-Vizepräsident in der Rheinischen Post): "Mich hat der Schritt von Wolfgang Niersbach sehr betroffen gemacht. Die Übernahme der politischen Verantwortung beinhaltet auch Dinge, für die er nachweislich nichts kann. Mit Niersbach verliert der DFB einen Spitzenfunktionär mit unheimlich hoher Fachkompetenz und großer Menschlichkeit. Er hat sich in seinem Charakter in all den Jahren nicht verändert. Wir werden jetzt aufklären, was es aufzuklären gibt. Nichts wird unter den Teppich gekehrt."
Ich bin bereit. t.co
— Didi Hamann (@DietmarHamann)
9. November 2015
Dietmar Hamann (ehemaliger Fußball-Nationalspieler, via Twitter): "Ich bin bereit."
Michael Preetz (Geschäftsführer Sport bei Hertha BSC, auf der Homepage): "Mit der heutigen Entscheidung hat Wolfgang Niersbach dem Deutschen Fußball-Bund den Weg für einen Neubeginn geebnet - für diesen Schritt gebührt ihm großer Respekt. Das gesamte Wirken von Wolfgang Niersbach für den Deutschen Fußball-Bund und den Fußball allgemein allerdings nur auf diese Affäre zu reduzieren, ist nicht in Ordnung und wird ihm in keiner Weise gerecht. Fest steht aber auch, dass jetzt lückenlos aufgeklärt werden muss, damit der Fußball in Deutschland nicht weiter Schaden nimmt."
Lukas Podolski (Weltmeister von 2014): Das ist eine große Überraschung für mich. Ich habe Herrn Niersbach als sehr guten Präsidenten empfunden. Er hat immer alles für den deutschen Fußball gemacht, wir haben immer gut zusammengearbeitet. Ich kann nur aus meiner Ehrfahrung sprechen, wir hatten immer ein gutes Verhältnis und daher ist es schade, dass er zurückgetreten ist. Aber er wird seine Gründe dafür haben und die muss man respektieren."
Toni Kroos (Weltmeister von 2014, bei Twitter): "Kein guter Tag für den Fußball beim @DFB. Ich empfinde großen Respekt für die Entscheidung von Wolfgang Niersbach. Menschlich sehr schade..."
Uwe Seeler (Vize-Weltmeister von 1966, bei Sky Sport News HD): "Ich hätte Niersbach gerne länger als Präsident gesehen. Wer der Hauptschuldige ist, will ich nicht beurteilen, aber ich finde es sehr schade und werde ihn in den nächsten Tagen mal anrufen."
Özcan Mutlu (Sprecher für Sportpolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen): "Die Vorwürfe hinsichtlich der WM 2006 und das Kommunikationsdesaster des DFB haben mit dem Rücktritt von Niersbach ihr erstes Opfer gefunden. Das ersetzt allerdings keine Aufklärung und wird nicht ausreichen. Anstatt eine Agentur und eine Kanzlei nach der anderen mit der Schadensbegrenzung zu beauftragen, sollten der DFB und die Beteiligten, allen voran die Herren Beckenbauer, Netzer, Zwanziger und Niersbach endlich reinen Tisch machen und die Wahrheit erzählen. Wir fordern weiterhin eine lückenlose Aufklärung und höchstmögliche Transparenz, um Schaden vom deutschen Sport abzuwenden."
Katrin Göring-Eckardt (Vorsitzende der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, bei Twitter): "Der Rücktritt von #Niersbach ist ein Anfang, ersetzt aber keine Aufklärung. Wir wollen lückenlos wissen, was im Vorfeld der WM gelaufen ist."