Neuer-Müller-Gomez-Tor! Neuer-Götze-Müller-Tor!

Der FC Bayern Deutschland (& Co.) gewinnt 3:1 in Istanbul – und feiert damit seinen neunten Sieg hintereinander. Störend wirken nur die Pfiffe der türkischen Fans bei jedem deutschen Ballkontakt

Istanbul - Es ist ja nicht so, dass Manuel Neuer am Freitag in Istanbul nicht genug zu tun gehabt hätte im Tor. Einige türkische Chancen musste der Keeper beim EM-Quali-Spiel gegen die Türkei vereiteln. Trotzdem fand Bayerns Schlussmann genug Zeit, sich in einer ganz neuen Disziplin zu üben. Plötzlich glänzt Neuer auch als Spielgestalter!

Zwei perfekt vorgetragene Angriffe über drei Stationen, jeweils von Neuer eingeleitet, genügten der Mannschaft von Trainer Joachim Löw beim 3:1 gegen die Türkei im Istanbuler Atatürk-Stadion, um sich den neunten Sieg im neunten Quali-Spiel zu sichern. „Das ist ja eine seiner Stärken”, sagte Sami Khedira über Neuers Vorbereitungskünste, „wenn er die Bälle so gut spielt, können wir sehr froh sein.” Der Traum von der perfekten Qualifikation mit zehn Siegen in zehn Spielen lebt weiter, am Dienstag gegen Belgien kann er perfekt gemacht werden. „Jetzt wollen wir die Zehn voll machen”, sagte Manuel Neuer.

Die DFB-Elf, das heißt: der FC Bayern Deutschland & Co., die mit sieben Bayern-Stars gespickte Startelf (Neuer, Lahm, Badstuber, Boateng, Schweinsteiger, Müller, Gomez) tat sich lange richtig schwer gegen die gut organisierte und sehr aggressiv pressende und verteidigende türkische Elf. Minutenlang suchten sie nach Lücken im türkischen Abwehrblock und luden die Türken Gegner zu Gegenangriffen ein.

Bezeichnend, dass Gomez’ Tor in der 35. Minute die erste Torchance der Deutschen war. Manuel Neuers weiter Abwurf kam genau in den Lauf von Thomas Müller, der den Ball diagonal zu Gomez passte. Der nahm ihn technisch versiert auf, legte ihn sich auf den linken Fuß und bugsierte ihn mit viel Wucht und Effet ins Tor. Ein unhaltbarer Schuss für den türkischen Keeper Volkan. Neuer - Müller - Gomez - Tor! Ach, wie schön kann Fußball-Arithmetik sein.

Vor dem Treffer waren die Türken spielbestimmend. Nach fünf Minuten musste Neuer mit einem Klasse-Reflex die erste Chance der Türken durch Ex-Bayer Hamit Altintop vereiteln. Neuer wehrte den Ball auf den Knien sitzend mit einer blitzschnell nach oben gebrachten Hand ab.

Vielleicht war die Mannschaft angesichts der längst geschafften Qualifikation gedanklich nicht ganz bei ihren Gegenspielern – sondern mit der Kulisse beschäftigt. Mesut Özil hatte ja kurzfristig abgesagt, offiziell wegen Achillessehnenproblemen. Mutmaßlich wäre es für ihn, den türkischstämmigen Deutschen bei Real Madrid, auch ein unschöner Abend geworden – die türkischen Fans pfiffen nämlich nicht nur bei der deutschen Hymne, sondern fortan bei jedem Ballkontakt der deutschen Spieler.

Dass Löws Elf nicht ganz bei der Sache war, begründete ARD-Experte Mehmet Scholl in der Halbzeit so: „Wir sind qualifiziert, die Spieler wollen sich nicht verletzen. Es fließt nicht so wie gewohnt, der Körperkontakt wird gemieden.”

Dass das Spiel in Halbzeit zwei besser wurde, lag auch an der schwindenden Moral der Türken – und irgendwann hörten auch die Fans auf, die DFB-Jungs bei jeder Ballberührung auszupfeifen. Jedenfalls gelangen den Deutschen nach der Pause mehr Torschüsse.

Und dann hatte Dortmunds Shootingstar Mario Götze seinen genialen Moment, als er einen weiten Pass Neuers elegant auf Müller ablegte, der ihn mit viel Wucht versenken konnte (66.). Zum Gegentor durch Hakan Balta (79.) lud die DFB-Defensive die Türken zwar selbst ein, doch kurz vor Schluss verwandelte Bastian Schweinsteiger dann per Freistoß (Foul an Müller) nochmal zum 3:1.