Nationalspieler zwischen Angela Merkel & Gina-Lisa
DANZIG Bei Sami Khedira stutzte Bundeskanzlerin Angela Merkel kurz. „Ja, manche kenne ich, da erinnere ich mich noch gut”, sagte sie bei der Parade der Spieler, die sie im Mannschaftshotel Dwor Oliwski in Danzig begrüßten. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach half der Kanzlerin und flüsterte ihr die Namen der Spieler zu. Lukas Podolski erkannte sie natürlich – und war auf der Höhe: „Ich kann's auf Polnisch nicht so gut, aber: Herzlichen Glückwunsch!” Der seit Montag 27-Jährige gab Merkel Nachhilfe und übersetzte den Wunsch in die Sprache seiner Eltern. Merkel staunte: „Aha.”
Rund zwei Stunden dauerte der Besuch beim DFB-Teams am Mittwochabend, Kapitän Philipp Lahm zeigte der Kanzlerin das Quartier, führte sie durch die Räume, danach aß man gemeinsam zu Abend.
„Ich habe einen wunderbaren Mannschaftsgeist und viel Zusammenhalt unter den Spielern gespürt”, sagte Merkel, „jetzt wünsche ich dem Team Erfolg und das nötige Glück.”
Für Joachim Löw war es ein netter Abend. „Die Begegnungen mit der Kanzlerin sind auch für unsere Spieler immer sehr interessant, weil sich stets gute Gespräche entwickeln, nicht nur über Fußball.” So hatte Merkel Zugang in Löws Männerwelt (ohne eine einzige Frau im gesamten Tross), die Spielerfrauen dürfen erst am Tag nach dem Auftakt gegen Portugal (Sa., 20.45 Uhr) ins Quartier.
Kommt auch Boatengs Freundin Sherin?
Anders als der Smalltalk mit Merkel war Löws Unterredung mit dem Bayern-Abwehrspieler eher aus der Abteilung Tacheles. Der 23-Jährige hatte sich in der Nacht vor dem Abflug der Nationalelf nach Polen in einem Berliner Hotel mit dem Nacktmodel Gina-Lisa Lohfink (größte Leistung: Platz 12 in der dritten Staffel von Heidi Klums „Germany Next Topmodel”) getroffen, „Bild" hatte Fotos gedruckt. Der daraus entstandene Wirbel schmeckte Löw ganz und gar nicht.
Am Donnerstag verpasste er Boateng eine öffentliche Rüge: „Dass mir das nicht gefallen hat, was passiert ist, ist wohl selbstverständlich. Ich habe mit ihm und der Mannschaft gesprochen", so Löw, der damit seine Autorität demonstrierte und den Bayern-Profi in die Pflicht nahm: „Er ist konzentriert bei der Sache. Selbstverständlich hat er nun eine Bringschuld. Er muss in der Lage sein, sich in den nächsten Wochen zu zerreißen." Gezielte Motivation. So soll, weil Lahm auf links verteidigen wird, die rechte Seite dicht werden.
Oder stürzt Boateng über das Topmodel? Plötzlich lobt Löw den Leverkusener Lars Bender. Der sei eine „echte Alternative” für Boateng, auch wenn er, wie der Bundestrainer zugibt, „noch nie auf rechts gespielt hat”. Doch den 23-Jährigen (erst sechs Länderspiele) im immens wichtigen Turnierauftakt auf der für ihn ungewohnten Position – noch dazu gegen Superstar Cristiano Ronaldo – zu bringen, ist unwahrscheinlich. Wohl nur ein Bluff für Portugals Trainer Bento. Und ein Warnschuss für Boateng.