Magath: Alleinherrscher am Ende
Das war’s in Wolfsburg: Trainer Felix Magath, mit seinem Team Tabellenletzter, muss gehen. Doch als Hauptgrund für die Entlassung gilt das schlechte Verhältnis zu den Spielern. Jetzt übernimmt Köstner
Wolfsburg - Eine seiner letzten Amtshandlungen als Trainer des VfL Wolfsburg war, einen Journalisten anzublaffen. Der Reporter hatte Felix Magath am Samstag nach dem 0:2 gegen Freiburg gefragt, ob denn nur der Sportdirektor Magath den Trainer Magath entlassen könne. Natürlich habe auch er einen Vorgesetzten, sagte Magath: „An den müssten Sie sich dann wenden, wenn Sie wollen, dass ich entlassen werde.“
Nun, es ging wohl auch ohne Zutun des Journalisten. Am Donnerstag wurde der zweiten Amtszeit des Alleinherrschers über alle sportlichen Belange des VfL nach 19 Monaten ein Ende gesetzt – und damit auch eine Art Bankrotterklärung abgegeben. „Felix Magath hat in einem ersten Schritt dem Aufsichtsrat gegenüber erklärt, dass ihm der Verein sehr am Herzen liegt. Er bot daher an, ihn von seinen Pflichten zu entbinden, da er nicht möchte, dass der Verein in Mitleidenschaft gezogen wird“, hieß es in einer Erklärung der Wolfsburger. Wie Anfang 2010, als der VfL Armin Veh vor die Tür setzte, übernimmt vorerst der ehemalige Hachinger Bundesligacoach und Trainer der VfL-Zweiten, Lorenz-Günther Köstner.
Magath hatte die Wölfe im März 2011 auf Platz 17 übernommen, sie vorm Abstieg bewahrt. Das Anknüpfen an seine erste Amtszeit, in der er 2009 sensationell die Meisterschaft holte, blieb jedoch ein Wunschtraum. Aktuell grüßt der VfL von Platz 18. Die letzten vier Spiele: alle verloren, mit einem Torverhältnis von 0:10. Als Hauptgrund für die Entlassung gilt jedoch Magaths zerrüttetes Verhältnis zu seinen Spielern. Mit ihnen ging der Trainer stets hart ins Gericht, tauschte Personal wie Ware aus. Seit Juli 2011 gab es bei einem Transferminus von 38 Millionen Euro 83 Zu- und Abgänge (zum Vergleich: 30 bei Bayern), der Erfolg hielt sich jedoch arg in Grenzen. Von den 26 Spielern, die er verpflichtete, spielen 15 schon jetzt keine Rolle mehr. Acht sind sogar schon wieder weg.
Öffentlich stellte sich zwar nie ein Spieler gegen ihn. Hinter vorgehaltener Hand gilt Magath aber schon länger als unbarmherziger Despot. Laut „Sky Sport News HD“ habe sich am Ende auch die Mannschaft gegen ihn ausgesprochen. „Wenn eine Mannschaft, die so gut besetzt ist wie nie, plötzlich nicht mehr laufen will, sind die Spieler entweder vom Training kaputt oder sie spielen gegen den Trainer“, schloss auch Magaths ehemaliger Vorgesetzter Uli Hoeneß am Montag aus den zuletzt gezeigten Leistungen. Beim FC Bayern hatte Magath 2005 und 2006 das Double geholt, ehe er im Januar 2007 entlassen wurde. Hoeneß: „Wenn du es mit zwei Titeln in Folge schaffst, 80 Prozent der Spieler gegen dich zu kriegen, dann muss da was nicht stimmen. Das scheint auch das Problem in Wolfsburg zu sein.“
Was die Vereinsoberen um Aufsichtsratsboss Francisco Javier Garcia Sanz nach der Niederlage gegen Freiburg fünf Tage warten ließ, um Magath zu entlassen, bleibt ihr Geheimnis. Zum einen lag es wohl daran, dass der Boss des hinter dem VfL stehenden VW-Konzerns, Martin Winterkorn, erst am Mittwoch von einer Geschäftsreise zurückkehrte. Zum anderen, weil Magath im sportlichen Bereich ein enormes Vakuum hinterlässt, das erstmal gefüllt werden muss. So erfuhr Köstner erst am Donnerstag nach dem Morgentraining der zweiten Mannschaft von Magaths Ende. Als neuer Sportdirektor ist der im Sommer beim FC Bayern entlassene Christian Nerlinger im Gespräch.