Lothar klagt: „Deutschland muss sich schämen“
Rekordnationalspieler Matthäus sieht sich selbst als zweitgrößtes Idol nach Beckenbauer – und jammert über fehlende Wertschätzung. Ex-Keeper Kahn als „Legende des Sports“ geehrt.
FRANKFURT Sich selbst richtig einzuschätzen, ist für viele Menschen ein Problem. Profi-Fußballern, auch ehemaligen, geht es da nicht anders. Dies wurde beim Sportpresseball am Samstagabend in Frankfurt wieder einmal deutlich.
So wurde Oliver Kahn (40), einst als vom Ehrgeiz zerfressener, bissfreudiger Bayern-Keeper wahrgenommen, dort zur „Legende des Sports“ gekürt. Ebenfalls zu Gast war Rekordnationalspieler Lothar Matthäus mit seiner vierten Gattin Liliana. Und der 48-Jährige, in der Kategorie „Sportler mit Herz“ Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius unterlegen, glaubt bis heute, dass ihm zu wenig Wertschätzung entgegengebracht wird.
„In anderen Ländern geht man mit Idolen anders um, und ich bin ein Idol im Fußball in Deutschland. Und ich sage es, auch wenn es vielleicht angeberisch klingt: Nach Franz Beckenbauer bin ich ganz sicher die zweitbekannteste Fußballpersönlichkeit Deutschlands, weltweit. Und wie man mit so einem Idol umgeht in Deutschland, da muss sich Deutschland schämen“, sagte Matthäus in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.
Auch dass er keine Chance als Trainer in Deutschland erhalte, empfindet der gebürtige Franke als ungerecht. „Diese beiden Sachen, die mir von Vereinen vorgeworfen werden, haben kein Fundament. Ich bin weder der FC Bayern, noch bin ich Bild-Zeitung. Keins von beidem. Und das sind meine beiden Hauptprobleme in Deutschland.“ Dass auch seine privaten Eskapaden eine Rolle spielen könnten? „Ich habe viermal geheiratet. Andere haben ihre Ehefrauen betrogen, stehen aber sauber da. Ich war immer korrekt, habe immer Klarschiff gemacht. Und andere haben gekokst und sind trotzdem Trainer in Köln geworden.“ Eine Anspielung auf Christoph Daum. Die Quintessenz daraus für den Rekordnationalspieler? „Man will immer nur das sehen, was man sehen will. Und bei mir will man immer nur das Schlechte sehen“, so Matthäus.
Bei Kahn ist dies mittlerweile anders. Allerdings konnte der Geehrte am Samstagabend auch keine Sympathiepunkte sammeln. Er kam als einer der Letzten, ging als einer der Ersten. Bodyguards standen auch nur an einem Tisch – jenem von Kahn.
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