Lahm: "Kapitän ohne Ecken und Kanten"

Der neue, nun auch offizeille Spielführer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und Ballack-Nachfolger Philipp Lahm: Ein Kapitän ohne Ecken und Kanten
SID |
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"Kapitän ohne Ecken und Kanten" Phillip Lahm.
dpa "Kapitän ohne Ecken und Kanten" Phillip Lahm.

Stuttgart - Nachdem Bundestrainer Joachim Löw auf die Dienste seines langjährigen Kapitäns Michael Ballack verzichtet hat, ist Philipp Lahm nun auch offiziell der Spielführer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Ändern wird sich an seiner Rolle in der DFB-Auswahl aber nicht viel.

Dass sich Joachim Löw und Philipp Lahm im Griechenland-Urlaub getroffen haben, war wohl Zufall. Dass der Bundestrainer und sein Kapitän bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ein Herz und eine Seele sind, ist dagegen weniger verwunderlich. Schließlich stärkt Lahm seinem Coach auch in schwierigen Phasen immer den Rücken, wie zuletzt im Fall Ballack, dessen Sturz in der DFB-Auswahl der Münchner mit seiner Kampfansage an den damals verletzten Capitano während der WM in Südafrika im vergangenen Sommer selbst eingeleitete hatte.

Getreu seinem Lebensmotto „Man kann niemanden überholen, wenn man in seine Fußstapfen tritt“, trieb der 27-Jährige die Entmachtung von Ballack im Hintergrund geschickt voran, bis er seinen Kontrahenten um das Kapitänsamt endlich und für immer los war. Ähnlich wie bei seinem Klub Bayern München, bei dem er als Nachfolger von Mark van Bommel ebenfalls erstmals als Spielführer in die neue Saison gegangen ist, wird sich sein Einfluss und seine Macht auch in der Nationalelf noch weiter vergrößern.

„Er ist eine Säule der Mannschaft" und genieße ihren uneingeschränkten Respekt, sagte Bundestrainer Joachim Löw und verdeutlichte vor dem Länderspiel-Klassiker des WM-Dritten gegen Brasilien noch einmal den Stellenwert des kleinen Außenverteidigers, der ebenso wie im Klub ab dieser Spielzeit auch im Nationalteam künftig wieder auf der linken Seite der Viererkette agieren soll.

Löw machte aber auch klar, dass diese Wertschätzung auch auf Bastian Schweinsteiger zutreffe, der ebenso wie Lahm ein absoluter Führungsspieler sei. Dass Schweinsteiger ein ganz anderer Charakter ist, im Gegensatz zu Lahm deutlich mehr Ecken und Kanten aufweist, ließ der Bundestrainer unerwähnt. Der neue DFB-Spielführer, de facto seit der WM in Südafrika in Amt und Würden, gilt eher als ruhiger Vertreter einer flachen Hierarchie.

„Ich sage schon deutlich meine Meinung und kann auch ordentlich auf den Tisch hauen, wenn es sein muss. Aber ich mache das lieber intern und nicht in aller Öffentlichkeit“, sagte Lahm über seine eigenen Führungsqualitäten, die laut Löw aber unbestritten sind: „Auf dem Platz und auch außerhalb des Platzes ist Philipp ein echter Leader.“

Dass Lahm einiges zu sagen hat, ist unbestritten. Im Herbst 2009 warf er der Bayern-Führung in einem seiner seltenen Gefühlausbrüche Konzeptlosigkeit vor, was für ihn aber keine negativen Auswirkungen hatte. Möglicherweise eine Episode seines ersten Buches, das er kommenden Monat in einem Münchner Volkstheater vorstellt. 'Der feine Unterschied – Wie man heute Spitzenfußballer wird", heißt das Werk.


Dass er in der Schmierenkomödie um Ballack selbst eine teils undurchsichtige Hauptrolle gespielt hat und er nicht zuletzt durch seinen Putsch gegen den Capitano zum vielleicht wichtigsten deutschen Fußballer aufstieg, ist ihm keine Zeile wert. Everybodys darling trägt als Kapitän des dreimaligen Welt- und Europameisters sowie des deutschen Rekordmeisters eine Menge Verantwortung auf seinen eher schmalen Schultern.

„Ich empfinde das als große Ehre und Verpflichtung und versuche, sowohl im Klub als auch bei Nationalmannschaft, das Amt so auszuführen, dass für die Mannschaft das Optimum herauskommt“, sagte Lahm, der nicht nur im Smalltalk mit der Kanzlerin eine gute Figur macht, sondern auch durch seine vielen sozialen Aktionen ein glänzendes Aushängeschild für seinen Klub und die DFB-Auswahl ist.

Lahm, der sich als Bindeglied zwischen Trainer und Spielern versteht, ist der wichtigste Ansprechpartner von Löw. Der neue Spielführer von Trainers Gnaden war auch eingeweiht, als es darum ging, der Öffentlichkeit das Ballack-Ende in der Nationalmannschaft zu verkünden.

Der gebürtige Münchner, für den Ehrenspielführer Lothar Matthäus früher mal ein Vorbild war („Ein echter Leitwolf“), hat aber nicht nur Freunde. Als es in der vergangenen Saison für die Bayern nicht lief und die sportlichen Ziele alle verpasst wurden, mäkelte „Kaiser“ Franz Beckenbauer: „Vielleicht muss ihre Überzeugungskraft noch deutlicher werden.“ Damit meinte Bayerns Ehrenpräsident Lahm und Schweinsteiger, was denen gar nicht gefiel.

Lahm, dem die Willensstärke eines Dirk Nowitzki imponiert, ist aber nicht nachtragend. „Neues Spiel, neues Glück“, sagte er lächelnd und meinte damit sowohl seine Bayern als auch seine Nationalmannschaft. Mit den Bayern will er am 19. Mai 2012 in der München Arena im Finale der Champions League eine tolle Saison krönen, wenig später in Kiew im EM-Finale mit Deutschland den ersten Titel seit 1996 gewinnen.

 

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