Klopp vs Tuchel: Europa-League-Duell der Emotionen
Dortmund - Wenn Jürgen Klopp heute (21.05 Uhr/Sport1 und Sky) als Trainer des FC Liverpool wieder auf der Bank im Signal Iduna Park Platz nimmt, wird es für alle Beteiligten ein besonderer Europa-Pokal-Abend. Für Sentimentalitäten ist trotzdem kein Platz: „Er will unsere Mannschaft und unsere Fans einlullen. Aber wir spielen nicht gegen unseren Freund Kloppo. Wir haben den Auftrag, Liverpool rauszufegen!“, forderte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
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Einlullen lassen will sich auch Klopps Nachfolger, Thomas Tuchel, nicht: „Jürgen Klopp hat vor jedem Spiel von Borussia Dortmund gegen Mainz gesagt, dass Mainz Favorit ist. Und Sie haben ihm das jedes Mal geglaubt“, sagte er zum typischen Klopp-Understatement vor der Partie. Dabei sind sich die beiden gar nicht so unähnlich. Beide begannen ihre Trainer-Karriere bei Mainz 05, beide waren dort erfolgreich – und beide gingen anschließend zum BVB, wo sie die Anhänger schnell begeistern konnten.
BVB vs. Liverpool ist auch Klopp vs. Tuchel
Vor dem Aufeinandertreffen vergleicht die AZ die beiden Trainer:
Dortmund gegen Liverpool – Die Erfolge:
Klarer Vorteil für Klopp. Zwei Meisterschaften holte der gebürtige Schwabe mit dem BVB (2011, 2012). 2012 gelang ihm zudem der Sieg im DFB-Pokal-Finale gegen den FC Bayern. Zwei weitere Male erreichte er das Endspiel in Berlin, wurde zweimal Vizemeister. Unvergessen auch die Final-Teilnahme in der Champions League 2013, als der BVB knapp den Bayern unterlag.
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Silberware sucht man beim sechs Jahre jüngeren Tuchel noch vergeblich. Immerhin gelang ihm sowohl mit der A-Jugend des VfB Stuttgart als auch mit der von Mainz 05 die Junioren-Meisterschaft. Als Erfolg ist auch die zweimalige Qualifikation für die Europa League mit den Mainzern zu werten (2011, 2014).
Dortmund gegen Liverpool – Die Emotionalität:
Am Spielfeldrand mutieren beide hier und da zum Rumpelstilzchen. Weit ausholende Gesten und lautstarke Taktikanweisungen sind ihre Merkmale. Bei den vierten Offiziellen dürften Tuchel und Klopp dank vieler Diskussionen nicht zu den Lieblingen zählen. Klopp ist allerdings gegenüber Fans und Medien noch begeisterungsfähiger. Bei seiner Vorstellung in Liverpool präsentierte er sich in Anspielung auf den Exzentriker Jose Mourinho („I am The Special One“) als „The Normal One“. Auch gestern bei der Pressekonferenz spielte er mit den Journalisten: „Es ist besser, hier zu sein als in Nordkorea oder so“, erklärte er auf die Frage nach den Gefühlen bei seiner Rückkehr ins Dortmunder Stadion.
Tuchel hingegen wahrt – ähnlich wie Bayerns Pep Guardiola – die Distanz zu Fans und Medien, spricht am liebsten nur über Fußball und seine Spielphilosophie.
Dortmund gegen Liverpool – Internationale Erfahrung:
Auch hier hat der Liverpool-Coach die Nase vorne. Von 2010 bis 2015 spielte er mit den Dortmundern international. Allerdings brauchte seine Mannschaft lange, bis sie auch in Europa ihr Potenzial abrufen konnte. 2010 scheiterte der BVB in der Vorrunde der Europa League, 2011 war nach der Gruppenphase der Champions League Schluss. Höhepunkt war das Erreichen des Finales in London gegen die Bayern zwei Jahre später. Mit dem FC Liverpool trainiert Klopp nun die einzige englische Mannschaft, die noch in der Europa League vertreten ist.
Klopp beim BVB-Duell mit Liverpool im Rampenlicht
Tuchel sammelte mit den Mainzern bislang kaum Erfahrung im internationalen Geschäft. 2011 scheiterte man in der Qualifikation. Mit dem BVB fand sich Tuchel in Europa allerdings gleich zurecht. Nach ein paar Schwierigkeiten in der Gruppenphase präsentierte sich Dortmund zuletzt gegen den FC Porto und Tottenham Hotspur, immerhin international erfahrene Klubs, souverän.
Dortmund gegen Liverpool – Die Taktik:
In sieben Jahren beim BVB verpasste Klopp seiner Mannschaft ein Konzept, das von Pressing, hoher Laufbereitschaft und schnellen Gegenstößen geprägt war. Schon weit in der gegnerischen Hälfte liefen die eigenen Stürmer den Gegner an, um Fehler zu erzwingen und selbst einen schnellen Angriff einzuleiten. Erste Ansätze dieses Systems sind bereits beim FC Liverpool auszumachen, allerdings scheint es so, als suche Klopp noch die richtigen Spieler für seine Taktik.
Tuchel hingegen orientiert sich mehr am Stil von Guardiola, traf sich bereits mehrmals mit dem Spanier, um von dessen Philosophie zu lernen. Ballbesitz und die Anzahl gespielter Pässe haben in Tuchels ersten Monaten bei Dortmund deutlich zugenommen.