Kenner oder Laie: Welcher Fan-Typ sind Sie?

Egal ob im Biergarten, vor der Großleinwand oder vor dem heimischen Fernseher: In WM-Zeiten begegnen sich der Fußball-Kenner und der Fußball-Laie zwangsläufig. Wie halten Sie es mit dem Fan-Verhalten?
von  N. Lebkuchen

München - Fußball verbindet. Aber nicht jeder kann mit jedem. Doch bei einer WM prallen die unterschiedlichsten Fan-Typen aufeinander. Unterschiedliche Wissensstände treffen auf unterschiedliche Feier-Kompetenzen und seelische Befindlichkeiten. Eine nicht ganz ernst gemeinte, aber weitgehend geschlechtsneutrale Fan-Typologie – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Der Social-Media-Fußball-Fan: 90 Minuten Fußballspiel? Ha, da kann der Social-Media-Fan locker 180 Tweets absetzen und jeden Grashalm verhashtaggen. Das Smartphone ist wichtiger als der Fernseher, wie das Spiel ausgeht, ist egal – Hauptsache die Selfies sind gepostet und der Elfmeter schon vor dem Schiri-Pfiff getwittert.

Der Tipper: Macht bei jeder Fußballwette mit, nervt die Kollegen seit Wochen mit dem Tippspiel. Entweder ist er bei den Spielen doppelt nervös, weil seine Mannschaft spielt und er eine Wette laufen hat. Oder er zittert nur um den Gewinn – und da wird dann auch mal gegen das eigene Team gesetzt.

Der Event-Fan: Juhu, endlich wieder eine Großveranstaltung. Der Anlass? Ahhh, eine Fußball-WM. Mehr braucht der Event-Fan nicht zu wissen. Oder doch? Es gibt dann wieder diese tollen Schminkartikel zu kaufen, die Autofahnen kommen aus dem Keller und die Discounter verkaufen so witzige T-Shirts in schwarz-rot-gold. Abends ist endlich mal was los: Public Viewing gehört zum Pflichtprogramm. Der Kummer nach der Niederlage ist für den eher unbeliebten Fan-Typus schnell vergessen. „War doch ’ne super Party.“

Der Pessimist: Auch der Pessimist ist beim Fußball-Schauen ein nicht so gerne gesehener Gast. Sobald auch nur ein Spieler der gegnerischen Mannschaft über der Mittellinie ist, ist für ihn das Gegentor schon absehbar. „Achtung, gleich passiert es.“ Auf der anderen Seite gelingt der eigenen Mannschaft garantiert nichts. „War doch klar, dass das daneben geht.“ Geht die Lieblingsmannschaft dann doch in Führung, gibt sich der Pessimist cool, verliert sie, dann hat er das ja sowieso schon vorher gewusst. Auf der Toilette bricht er dann heimlich in Jubelarien aus oder vergießt ein Tränenmeer.

Der Welt(meister)fremde: Ja, es gibt sie, die Menschen, die die WM einfach nur blöd finden. Entweder ist ihnen der Event zu kommerziell und zu banal. Oder sie sind konsequent und finden Fußball schon immer bescheuert. Oder sie haben weder aus der Zeitung, online, aus dem Fernsehen, dem Radio oder von den Menschen in der Umgebung mitbekommen, dass eine Fußball-Weltmeisterschaft stattfindet. Für den Anti-Fan-Typus sind es harte vier Wochen. Kino-Besitzer, private Fernsehsender und Gastronomen ohne Fernseher und Leinwand freuen sich, dass es diese Spezies gibt.

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Der Nervöse: Schweißhände, Herzrasen. 90 Minuten Fußball gehen vielen sehr nah. Zu nah. Vom Spiel bekommen sie eigentlich nichts mit weil sie ihr Gesicht die ganze Zeit in der Fahne verstecken. Die Knie angezogen sitzt der nervöse Fan auf dem Sofa oder verlässt zugunsten seiner Herzgesundheit auch ab und zu den Raum. Er kann nur ausatmen, wenn der Ball im Aus ist. Steht es in der 15. Minute 1:0 für den Gegner, bereitet er sich schon seelisch und moralisch auf die Niederlage vor. Steht es in der 89. Minute 3:0 für das eigene Team, laufen die Daumen immer noch blau an: „Eine Minute plus Nachspielzeit – da kann noch verdammt viel passieren.“

Der Laie: Er ist der mit Abstand unbeliebteste Fan-Typ. Hat keine Lust, etwas alleine zu unternehmen, also schaut er mit den anderen Fußball. Der Laie hat naturgemäß keine Ahnung, und das gibt er ohne Hemmungen preis. Zur harten Probe wird der Laie für die Mitschauenden dann, wenn es sich bei dem Nichtsahnenden auch noch um einen Dauerquassler handelt. „Sind die deutschen Spieler jetzt die weißen oder die roten?“ „Wer wurde eigentlich letztes Jahr Weltmeister?“ „Ich glaub, ich bin für die anderen, die sind irgendwie sympathischer.“ Dabei gibt es doch mittlerweile genug Lektüre, die einen vorm Dummschwätzen bewahren.

Der Fachsimpler: Genug gelesen hat dagegen der Experte, mit dem Laien hat er oft den 90-Minuten-Monolg gemeinsam. Er ist entweder wirklich Fußball-Fan oder hat sich sein Wissen in einem Express-Kurs angeeignet. Kommentiert jeden Spielzug in Béla-Réthy-Manier. Der Fachsimpler weiß natürlich, dass – anders als bei der EM oder der Champions League – in der Vorrunde bei Punktgleichheit von zwei oder mehreren Mannschaften zunächst die Tordifferenz, dann die Anzahl der mehr erzielten Tore über ein Weiterkommen entscheidet. Überhaupt kennt er das ganze Fifa-Regelwerk auswendig. Im Gegensatz zum Laien hat er zwar mehr Ahnung, nervt dafür aber nicht weniger.

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Der Nur–WM-Fan: Freut sich wie der Event-Fan und der Fußball-Fan wie Bolle auf die Weltmeisterschaft. Weiß mehr als der Laie, weniger als der Fachsimpler. Die Spieler kennt er von den Bildchen aus dem Panini-Album. Ob die zwischen einer EM und WM nun in Dortmund, bei den Bayern, in Italien oder England spielen, ist dem Nur-WM-Fan eigentlich egal. Im Gegensatz zum Event-Fan interessiert ihn aber das Spiel an sich, und er ist mit Herzblut auch bei einer Niederlage dabei.

Der Schreier: Er ist 90 Minuten nicht ansprechbar, dank der Lautstärke sind die über 9000 Kilometer von Wuppertal nach Rio kein Problem. Das Vokabular stammt eher aus der Kreisklasse, nach dem Spiel ist aber wieder Ordnung angesagt. Oft werden die Schreier von weiblichen Begleiterinnen unterstützt, die vorsichtshalber schon mal anfangen zu kreischen, sobald ein Roter, Blauer, Gelber den Ball hat. Kann bei Nachbarn wegen der hohen Tonlage schnell auf die Nerven schlagen.

Der Fußball-Fan: Er ist einfach nur Fußball-Fan. Er freut sich auf die WM, das verkürzt die Zeit zwischen dem DFB-Pokal-Finale und dem ersten Spieltag der neuen Saison. Er ist derjenige, der am meisten leidet. Denn plötzlich sieht er sich mit den unterschiedlichsten Fan-Typen konfrontiert, mit denen er als eigentlicher Vereinsfan sonst nur am Rande zu tun hat. Der Fan ist seltener vor Großleinwänden als zuhause auf der Couch zu finden. Wo er sich heimlich schon wieder auf das Montagsspiel der 2. Liga freut.

 

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