Kahn: „Russland stirbt in Schönheit“

Hier tippt ZDF-Experte Oliver Kahn, der immer richtig liegt, dass das DFB-Team am Samstag in Moskau 1:1 spielt und sich dann am Mittwoch gegen Finnland für die WM qualifizieren wird.
von  Abendzeitung
In Moskau fürs ZDF im Einsatz: Oliver Kahn mit Katrin Müller-Hohenstein.
In Moskau fürs ZDF im Einsatz: Oliver Kahn mit Katrin Müller-Hohenstein. © ZDF/Conny Klein

Hier tippt ZDF-Experte Oliver Kahn, der immer richtig liegt, dass das DFB-Team am Samstag in Moskau 1:1 spielt und sich dann am Mittwoch gegen Finnland für die WM qualifizieren wird.

AZ: Herr Kahn, Sie sind am Samstag wieder für das ZDF im Einsatz. Diesmal beim Länderspiel des Jahres in Moskau gegen Russland. Wie sind Ihre Erfahrungen mit russischen Mannschaften?

OLIVER KAHN: Sehr gut. Ich habe immer sehr gerne gegen russische Teams gespielt.

So? Aber Löw, Bierhoff, Ballack – alle warnen vor dieser technisch perfekten, spielstarken Mannschaften mit Individualist Arschawin.

Die können schon was. Aber sie sind manchmal viel zu sehr verliebt in ihr wunderbares Kurzpassspiel und sterben dann in Schönheit. Wenn du robust spielst und sie früh attackierst, mögen die Russen das gar nicht. Wenn es schlecht läuft, lassen sie schnell die Köpfe hängen. Das alles macht es einem als Gegner leicht.

Ein Sieg ist kein Problem?

Doch, natürlich. Aber Sie haben ja nach meinen Erfahrungen gegen russische Teams gefragt – die sind nur positiv. Mit Bayern haben wir immer gewonnen, ob gegen Lokomotive oder Spartak. Immer!

Abgesehen vom knappen 0:4 im Uefa-Cup-Halbfinale 2008 bei Zenit St. Petersburg, Ihr letztes Europacup-Spiel.

Ja? Ach, so. Pah! Das ist aus dem Gedächtnis gestrichen.

Aus dem Zenit-Team von damals sind mindestens drei Spieler in der Start-Elf von Guus Hiddink. Also?

Ich tippe auf ein 1:1. Wir müssen uns nicht verstecken – wir sind der Vize-Europameister! Ich glaube, dass wir es dann am Mittwoch gegen Finnland klar machen. Müssen wir!

1:1 also. Vielen Dank. Dann können die AZ-Leser ja noch bis Samstagnachmittag Ihren Tipp beim Buchmacher abgeben. Bisher lagen Sie ja immer richtig. Sie haben gegen Südafrika vorher auf 2:0 und gegen Aserbaidschan auf 4:0 getippt. Aber wieso sagen Sie immer noch „wir“, wenn es ums Nationalteam geht?

Ich habe doch lange genug meine Knochen für die Nationalelf hingehalten – ganz gerne sogar.

Worauf kommt es für die deutsche Elf an?

Sie müssen sich mit den Platzverhältnissen zurecht finden. Der Kunstrasen ist echt außergewöhnlich, richtig tückisch. Als wir mit Bayern dort zuletzt gespielt haben...

...2006 in der Champions League war das. Ein 2:2, ein Remis übrigens. Kein Sieg!

...ist ja gut jetzt (lacht). Also damals habe ich gespürt, was der Kunstrasen bedeutet. Die flachen Bälle kommen mit so hoher Geschwindigkeit, da ist der Bewegungsablauf anders.

Hat Torhüter René Adler das drauf?

Natürlich. Er hat die Qualität.

Doch Adler steht nur im Tor, weil Robert Enke sich einen Virus eingefangen hat.

Da kann aber niemand etwas dafür. Er ist auch kein Zufallsprodukt. So ist das eben, wenn die Nummer eins ausfällt, dann rückt der nächste in der Rangfolge nach.

Wenn Adler gut hält und hilft, das WM-Ticket zu sichern, hat er seinen Stammplatz in Südafrika 2010 sicher, oder?

Glaub’ ich nicht. Ich denke, dass sich der Trainerstab erst im Frühjahr 2010 festlegen wird. Ich möchte diese Entscheidung nicht treffen, als Trainer musst du manchmal ungerecht sein.

Wenn Sie das sagen! Zuletzt noch dies: Entscheidet DFB-Kapitän Michael Ballack, der unbedingt mal einen großen Titel gewinnen will, das Spiel in Moskau?

Er muss mit all seiner Erfahrung vorangehen. Ich bin sicher: Er wird sich zeigen. Aber man darf sich nicht alleine auf ihn verlassen, dann wäre er überfordert. Auch Lahm, Schweinsteiger, Podolski und Klose haben viel erlebt. Sie können sich beweisen

Interview: Patrick Strasser

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