Jogi hält die Uhren an!

Mit einem Trick reagiert der DFB auf die lange Anreise zum EM-Qualifikationsspiel am Dienstag und die Zeitumstellung im fernen Kasachstan:Die Spieler dürfen ihre Uhren nicht umstellen!
von  Abendzeitung
Uhrentrick gegen den Jetlag auf dem Kasachstan-Trip: Bundestrainer Joachim Löw.
Uhrentrick gegen den Jetlag auf dem Kasachstan-Trip: Bundestrainer Joachim Löw. © dpa

Mit einem Trick reagiert der DFB auf die lange Anreise zum EM-Qualifikationsspiel am Dienstag und die Zeitumstellung im fernen Kasachstan:Die Spieler dürfen ihre Uhren nicht umstellen!

BERLIN Das Tor von Mesut Özil, die Treffer von Miroslav Klose, der Jubel über das 3:0 gegen die Türkei: Momente des Glücks, in denen man die Zeit anhalten möchte. Ab Montagnachmittag hält Bundestrainer Joachim Löw tatsächlich die Uhren an. Nicht aus Glücksgefühl, sondern aus Kalkül. Noch nie hat eine deutsche Nationalmannschaft auf solch eine Art und Weise versucht, der Natur ein Schnippchen zu schlagen und den eigenen Körper reinzulegen.

Wenn der DFB-Tross am Montag um 10 Uhr vom Flughafen Berlin-Tegel den fünfstündigen Flug in die kasachische Hauptstadt Astana antritt, sollen nach der Landung – Ortszeit 19 Uhr – die Uhren nicht gemäß der Zeitverschiebung vier Stunden vorgestellt werden. Es ist eben weiter 15 Uhr, der Tag dauert für die Nationalelf 28 Stunden.

„Die Spieler bekommen eine Ansage, dass sie ihre Uhren auf deutscher Zeit lassen sollen. Wir leben so weiter“, sagte DFB-Internist Tim Meyer. So soll der Jetlag inklusive möglichen Kräftverschleißes in Folge des langen Fluges bis nahe der chinesischen Grenze minimiert werden. „So weit sind wir zu einem Pflichtspiel noch nicht gereist“, sagte Löw, „das ist für uns eine neue Erfahrung. Daher wollen wir im deutschen Rhythmus bleiben. Wir wollen das Beste draus machen.“ Heißt: Das Abschlusstraining findet um 23 Uhr Ortszeit statt, erst danach wird im Hotel gegessen. Nachtruhe: 3 Uhr. Passt ins Konzept, da der Anstoß für das EM-Qualifikationsspiel auf dem Kunstrasenplatz der Astana-Arena nach hinten verlegt wurde - auf 23 Uhr. Ideale TV-Zeit (das ZDF überträgt live): In Deutschland ist es dann 19 Uhr, so früh soll es auch in den Köpfen der Spieler sein.

DFB-Internist Meyer erläutert den Vorteil des Zeiten-Kniffs: „Der Körper bräuchte ansonsten vier Tage – einen pro Stunde Zeitverschiebung – um sich anzupassen. Dann hätten wir am Samstag fliegen müssen. So bleiben wir in unserem Rhythmus.“ Es wurden sämtliche Vorkehrungen getroffen. In Astana soll sich sogar das Hotelpersonal anpassen. Zudem werden die Zimmer verdunkelt. Entscheidend für das Zeitgefühl ist die Lichtwahrnehmung. In der Zirbeldrüse wird im Gehirn das Hormon Melatonin produziert, das den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert. Daher werden die Spieler am Spieltag auch erst um 13 Uhr Ortszeit - 9 Uhr für den Körper - geweckt.

Doch die Gefahren für die Spieler lauern überall. Etwa bei den Handys: Manche stellen sich automatisch auf neue Zeitzonen um – sofort diese Funktion unterdrücken, heißt es vom DFB. Mit höchstem Risiko verbunden: den Fernseher anschalten. Womöglich läuft ein heimischer Sender mit eingeblendeter Uhr.

Der Rückflug nach Frankfurt startet in Astana um 8.50 Uhr, laut Uhrentrick um 4.50 Uhr. „Das alles hat den Vorteil, dass sich die Spieler, wenn sie am Mittwoch zu ihren Vereinen reisen, nicht mehr zurückumstellen müssen“, sagte Meyer. Nur auf anderen Fußball. Bei Bayern gehen die Uhren ja derzeit ganz anders.

Patrick Strasser

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