"Innerer Reichsparteitag": ZDF entschuldigt sich
FRANKFURT/M. - ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein spricht in der Halbzeit des Deutschlandspiels von „innerem Reichsparteitag“ – ZDF entschuldigt sich – Zentralrat der Juden rät zu mehr Gelassenheit.
Wirbel um eine Äußerung von Katrin Müller-Hohenstein im ZDF: Nachdem die Sport-Moderatorin in der Halbzeitpause des deutschen WM-Auftaktspiels am Sonntag erklärt hatte, für den lange glücklosen Miroslav Klose müsse sein Tor wohl ein „innerer Reichsparteitag“ sein, hagelt es Kritik an der 44-Jährigen. Im Internet kam es nach der Äußerung, die umgangssprachlich als Ausdruck tiefster Befriedigung genutzt wird, zu heftigen Protesten. Das ZDF entschuldigte sich daraufhin direkt nach dem Abpfiff.
Bei Twitter sprach ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz von einer „sprachlichen Entgleisung im Eifer der Halbzeitpause“. „Wir haben mit Katrin Müller-Hohenstein gesprochen, sie bedauert die Formulierung. Es wird nicht wieder vorkommen“, schrieb er weiter. Die Bundesregierung zeigte sich zufrieden mit der Reaktion des ZDF. Regierungssprecher Christoph Steegmans sagte am Montag in Berlin, eine persönliche Reaktion von Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel sei ihm nicht bekannt. Er verwies auf die Beratungen der Rundfunkgremien.
Der Zentralrat der Juden riet unterdessen zu mehr Gelassenheit. Dass der Ausdruck problematisiert und kritisch hinterfragt werde, sei absolut richtig, sagte der Vizepräsident des Zentralrats, Dieter Graumann, auf DAPD-Anfrage. Er werde umgangssprachlich seiner Ansicht nach viel zu häufig leichtfertig benutzt. Graumann warnte jedoch vor übertriebener Hysterie. Es sei keine böse Absicht der Moderatorin gewesen, sie selbst und auch das ZDF hätten dies mittlerweile bedauert und dabei müsse es auch bleiben, betonte er. Es wäre schade, wenn die Stimmung durch solche Diskussionen vermiest werde.
Öffentliche Entschuldigung gefordert
Dagegen forderte der Vize-Bundesvorsitzende der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS), Hugo Diederich, eine Entschuldigung im Programm oder auf der Homepage des Senders. Andernfalls stelle sich die Frage, ob Müller-Hohenstein künftig im ZDF moderieren könne, betonte Diederich, der auch im ZDF-Fernsehrat sitzt. „Wir nehmen es nicht hin, wenn extremistische Terminologie von links oder rechts im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verbreitet wird“, fügte er hinzu. Das widerspreche dem Staatsvertrag. Die Moderatoren würden für ihre Wortwahl gut bezahlt, unterstrich Diederich. Das ZDF sei ein „Schaufenster Deutschlands“, das als Gast aus Südafrika berichte und nicht als „Statthalter einer Diktatur“.
Auch die Linke in Sachsen sprach von einem „erschreckenden Jargon“, der für einen Journalisten unakzeptabel und unwürdig sei. Jens Thöricht, Mitglied des Landesvorstandes, forderte deshalb Müller-Hohenstein und das ZDF „im Namen aller weiteren international gesinnten Fußball-Zuschauerinnen und Zuschauer“ auf, sich von diesem Spruch und dem Nationalsozialismus zu distanzieren und klar zu stellen, dass dies eine massiv zu kritisierende Aussage gewesen sei und diese zurückgenommen werde.
DAPD