In Frankfurt gefeiert: Die Heimkehr der Fußballheldinnen

Das DFB-Team kehrt nach der Finalniederlage bei der EM gegen England zurück und wird von tausenden Fans in Frankfurt frenetisch gefeiert. "Wir stehen hier stellvertretend für alle Mädchen, die Fußball spielen."
Victoria Kunzmann, kby |
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Die deutschen Fußballerinnen werden nach ihrer Landung von den Fans am Frankfurter Römer gefeiert, zuvor haben sich die DFB-Frauen ins Goldene Buch der Stadt eingetragen.
Die deutschen Fußballerinnen werden nach ihrer Landung von den Fans am Frankfurter Römer gefeiert, zuvor haben sich die DFB-Frauen ins Goldene Buch der Stadt eingetragen. © picture alliance/dpa

Die gute Nachricht gleich vorweg: Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann war nicht vor Ort, so blieben den deutschen Fußball-Heldeninnen bei ihrem rauschenden Empfang am Frankfurter Römer zotige Sprüche und sexistische Worte erspart, mit denen der SPD-Politiker zuletzt für Entrüstung und Negativschlagzeilen gesorgte hatte (Der Anblick von Stewardessen hatte ihn etwa "hormonell außer Gefecht" gesetzt"). Immerhin eine Gnade nach der so bitteren Final-Niederlage bei der Frauenfußball-EM gegen Gastgeber England.

Die Heldinnen sind wieder daheim. Die Gesichter sahen am Montagmittag schon viel freundlicher und friedlicher aus, als die Nationalmannschaft aus in Frankfurt aus dem Flieger stieg. 16 Minuten zu früh (ja, das gibt es noch!) war die Lufthansa-Maschine von London aus gelandet. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und Kapitänin Alexandra Popp gingen voran. Die Tränen waren getrocknet, der Frust und die Enttäuschung verdaut - zumindest ein bisschen.

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Unmittelbar nach dem Abpfiff des Spiels nach 120 Minuten waren die Spielerinnen nach dem 1:2 in Schockstarre verfallen, weinten auf dem Platz. Auch Mittelfeldspielerin Lena Oberdorf konnte die Tränen nicht zurückhalten, als sie die Trophäe für die beste junge Spielerin des Turniers vom englischen Prinzen William und Uefa-Präsident Aleksander Ceferin in Empfang nahm.

Auch die umstrittene Entscheidung gegen Elfmeter für die deutsche Mannschaft, nachdem Englands Kapitänin Leah Williamson den Ball mit dem Arm berührt hatte, sorgte noch für große Unverständnis im Team. Aber: Man wollte kein schlechter Verlierer sein.

Bitter, bitter: Die deutschen Frauen um Lena Oberdorf (M.) nach der Finalniederlage bei der EM gegen England.
Bitter, bitter: Die deutschen Frauen um Lena Oberdorf (M.) nach der Finalniederlage bei der EM gegen England. © picture alliance/dpa

Und so wurde in Frankfurt Ehre erwiesen, wem Ehe gebührt. Die Spielerinnen trugen sich in das Goldene Buch der Stadt Frankfurt ein. Kurz vor halb fünf am Nachmittag trat die Mannschaft auf den Balkon. Viele im schwarzen Sakko, andere in weiß. Alle sehr seriös. Wieder ging das Gespann aus der Bundestrainerin und Kapitänin voran. Verhalten das Lächeln trotz der euphorischen Begrüßung. Die tausenden Fans, die sich versammelt hatten, feierten die Spielerinnen, die so begeistert, so euphorisiert hatten.

Die Bundestrainerin offenbarte ihre Gefühlswelt. "Wir wollten Europameister sein und nicht die Sieger der Herzen. Aber wenn die großartige Leistung dazu beigetragen hat, dass wir uns in die Herzen der deutschen Bevölkerung gespielt haben, sind wir gerne die Sieger der Herzen", sagte sie.

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Viele Fans waren mit schwarz-rot-goldenen Fahnen gekommen, warteten mehrere Stunden in der Mittagshitze auf ihre Heldinnen. Voss-Tecklenburg nutzte das für einen Appell. "Wir stehen hier stellvertretend für alle Mädchen, für alle Frauen, die Fußball spielen", sagte sie unter Jubel: "Geht in die Bundesliga-Stadien!" Es soll besser laufen als nach der Heim-EM 2011, die weder die Einschaltquoten signifikant steigen ließ, noch mehr Mädchen in die Vereine brachte. Ganz im Gegenteil: Seit Jahren sinkt die Zahl der Mädchenteams und Mädchen im Fußball allgemein.

2011 war das Team aber auch im Viertelfinale aus geschieden. Diesmal soll es besser werden. "Der Markt ist vorhanden, aber wir müssen ihn natürlich auch bespielen. Das ist ein großer, großer Wunsch, dass wir viele Mädchen erreichen", sagte Popp. Junge Frauen im Fußball fördern, die Bundesliga stärker machen, bessere finanzielle und sportliche Bedingungen schaffen: Das DFB-Team kehrt mit einer Mission nach Hause, die weit über das Turnier gehen soll. Im kommenden Jahr steht die WM an in Australien und Neuseeland.

Gern soll die Party danach auf dem Römer noch ein bisschen größer werden - vielleicht eine Titelsause?

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  • rosa kuntz am 02.08.2022 13:11 Uhr / Bewertung:

    Dies Mädels/Frauen haben Großartiges geleistet, über das gesamte Turnier hinweg sind sie ohne Gegentor geblieben.
    Dann fehlt ausgerechnet die Kapitänin im Finale und als wäre das nicht schon genug, wird ein klarer Elfmeter zugunsten der deutschen Mannschaft nicht gegeben. Weder die Schiedsrichterin noch der Videoschiedsrichter haben sich da mit Ruhm bekleckert.
    Mir bleibt dieses Turnier als eines der schönsten, friedlichsten der jüngeren Zeit in Erinnerung. Wäre da nur nicht der faden Beigeschmack, dass ausgerechnet eine Schiedsrichterin aus der Ukraine der deutschem Mannschaft einen Elfmeter, -man muss es so sagen- regelwidrig verweigert hat. Auf einem derartigen Niveau, EM, WM, müssen ausschließlich fachliche Qualitäten eine Rolle spielen und es muss darauf geachtet werden, dass kritische Situationen wie ausgerechnet diese Konstellationen bei der Auswahl der Schiedsrichter, künftig unterbleiben.

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