Icke heißt jetzt Mesut

Im Ausland staunen sie, dass der schlaksige Özil, Sohn türkischer Eltern, die Zukunft des deutschen Fußballs verkörpert.
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"Phantasie an der Macht": Mesut Özil, hier im Auftaktspiel gegen Australien, spielt sich in den Blickpunkt.
GES/Augenklick "Phantasie an der Macht": Mesut Özil, hier im Auftaktspiel gegen Australien, spielt sich in den Blickpunkt.

Im Ausland staunen sie, dass der schlaksige Özil, Sohn türkischer Eltern, die Zukunft des deutschen Fußballs verkörpert.

CENTURION Ein Mann, 90 Minuten, zehn Millionen Euro. So schnell geht das. In Bremen wird man zufrieden vernommen haben, was die Weltpresse nach der Gala von Mesut Özil beim 4:0 zum WM-Auftakt der DFB-Elf gegen Australien schrieb, etwa „Marca“ in Spanien: „Diese 90 Minuten haben seinen Marktwert um zehn Millionen Euro ansteigen lassen.“ Özils Vertrag bei Werder läuft bis 2011, die Bremer könnten nur noch diesen Sommer eine satte Ablöse erzielen – was nicht schwierig werden dürfte.

Mesut Özil (21), geboren in Gelsenkirchen, türkischer Abstammung, elf Länderspiele, ein Tor, der neue Spielmacher der DFB-Elf. Sehnsüchtig erwartet. „Wir haben immer einen Zehner gebraucht und gesucht“, sagt Miroslav Klose, „wir sind alle froh, dass sich Mesut entschieden hat, für Deutschland zu spielen.“ Als Sohn türkischer Einwanderer hätte er auch für die Heimat seiner Eltern spielen können.

Nun ist Özil, dieser Schlaks (70 Kilo bei 1,80 m) mit den hervorstechenden Augen zur Symbolfigur der DFB-Elf geworden. Im doppelten Sinne.

Zum einen steht er für den neuen deutschen Fußball, für das Leichte, das Spielerische, manchmal das leicht geniale im Spiel. „Phantasie an der Macht“ titelte der italienische „Corriere della Sera“. „Marca“ hatte in Özil „die Zukunft des deutschen Fußballs gesehen, die schon jetzt begonnen hat“.

Der „Daily Telegraph“ schrieb: „Es ist an der Zeit, die Klischees und Stereotypen über deutschen Fußball der Geschichte zu überlassen. Özil hat ganz klar die Qualität, einer der ganz großen Stars dieses Turniers zu werden.“ Der Messi-Vergleich wurde oft bemüht, angeblich sind Barcelona, Chelsea sowie Manchester City stark interessiert.

Neuer deutscher Fußball - geprägt von einem neuen, ganz unpreußischen Gesicht. Was früher Walter, Seeler, Beckenbauer, Matthäus, Klinsmann waren, ist nun Özil. Von seiner Spielweise am meisten mit Thomas Häßler, genannt Icke, zu vergleichen, dem Weltmeister von 1990 (101 Länderspiele, elf Tore). 2010 heißt Icke nun Mesut.

Bundestrainer Jogi Löw sagt, Özil sei „ein Spieler, der ideal zu meiner Vorstellung von Fußball passt. Wie er diese Rolle interpretiert und mit welcher Leichtigkeit er diese tödlichen Bälle spielt, ist ganz, ganz hohes Niveau.“ Alles fließt im deutschen Team, dank Özil. Löw: „Er nimmt die Bälle in der Bewegung mit, bei ihm stockt das Spiel nicht. Er gibt dem Spiel einen ständigen Fluss. Das macht ihn für uns so wertvoll.“

Nach dem 4:0 gegen Australien schlich Özil wie ein unbeteiligter Reservist durch die Interview-Zone der Katakomben in Durban. Die Show nach der Show ist nicht seine, er bleibt bescheiden. „Ich bin froh, wenn ich meinen Teil dazu beitragen kann und die Leute am Fernseher Spaß haben“, sagte er. Noch eine Parallele zu Häßler: Auch Icke war kein Egoist.

Patrick Strasser

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