„Ich freue mich, wenn Miro trifft“
Mario Gomez war mit drei Toren erfolgreichster Akteur in der Vorrunde. Nun muss er Miroslav Klose wieder den Vorzug überlassen. Hier spricht er über Löws Wechselspiele, die Italiener und das Halbfinale 2006.
AZ: Herr Gomez, hat sich Mehmet Scholl bei Ihnen noch einmal persönlich gemeldet nach dem Wirbel um seine Aussagen nach dem Auftaktspiel gegen Portugal?
MARIO GOMEZ: Nein, hat er nicht. Das ist längst vorbei für mich. Ich glaube, für ihn auch.
Sie haben gegen Portugal und Holland drei Tore erzielt, sind immer noch an der Spitze der Torjägerliste - und das, obwohl Bundestrainer Joachim Löw Sie vor dem Viertelfinale gegen Griechenland auf die Bank gesetzt hat. Wie schmerzvoll war das?
Es ist doch klar, dass man als Spieler enttäuscht ist, keine Frage. Das dauert dann eine oder zwei Stunden. Und dann geht es weiter. In den letzten Jahren findet in der Nationalmannschaft eben dieser Konkurrenzkampf zwischen Miro und mir statt. Er hat bei den letzten Turnieren meist die wichtigere Rolle gespielt, jetzt war und bin ich froh, endlich auch mal eine wichtige Rolle in einem Turnier zu spielen.
Was überwiegt: Die Freude über die drei Spiele in der Vorrunde oder der Frust über die Verbannung auf die Bank?
Es ist doch so: Bei der WM in Südafrika war ich die Nummer 16, 17, 18 oder 19. Damals habe ich mich immer Freude für die Spieler, die reinkamen und mal ein Spiel machen durften. Davon lebt letztendlich eine Mannschaft. Es macht ein Team aus, wenn möglichst viele Spieler am Erfolg beteiligt sind. Wir haben 4:2 gegen Griechenland gewonnen, das ist das Wichtigste.
Der Bundestrainer hat alles richtig gemacht. Was meinen Sie?
Für Joachim Löw ist es eine unheimlich schöne Situation, dass er aus so einem qualitativ hochwertigen Kader auswählen kann und dass es dann funktioniert. Das spricht für unsere Mannschaft. Beim Spiel zwischen Spanien und Frankreich konnte man bei den Auswechslungen der Franzosen sehen, was bei denen wohl wohl in der Mannschaft so abgeht - und das ist bei uns nicht der Fall, wenn man in die Gesichter sieht. Da freut sich jeder für den anderen, das ist unsere Stärke.
Sie Freude sich also über Kloses Tore?
Natürlich Freude ich mich, wenn Miro trifft.
Ihr Halbfinalgegner, die Italiener, spielen mit Balotelli und Cassano. Wundert Sie das?
Sie spielen mit zwei echten, gefährlichen Spitzen. Die beiden leben sehr von ihrer Physis, das wird nicht leicht für unsere Abwehr. Aber ich bin zuversichtlich, dass Badstuber und Hummels die beiden in Schach halten werden, sie spielen ein Super-Turnier.
Die meisten Experten sagen, Italien wäre die schwierigere Aufgabe als England.
Die Italiener sind vielleicht schwieriger zu spielen, das stimmt. Es ist nicht mehr das typische Italien, sie verteidigen nicht nur. Sie haben mit Pirlo einen tollen Spieler, der den Takt vorgibt. Der Sieg gegen England war hoch verdient, sie waren viel aktiver, sie hatten viel mehr Chancen. Am Ende hatten sie dann selbst Glück im Elfmeterschießen. Als ich vorm Fernsehen saß, habe ich mich an unser Champions-League-Finale erinnert gefühlt, als Chelsea nicht mehr wirklich mitspielen wollte und dann doch noch gewonnen hat.
Wie und wo haben Sie das WM-Halbfinale 2006 gegen Italien gesehen?
Bei uns zu Hause im Garten.
Stimmt es, dass Sie vorher bei einem Spiel in München waren, zum Public Viewing?
Ja, das war zum Achtelfinale gegen Schweden. Ich hatte eine Perücke und eine Brille auf, da konnte ich viel ausgelassener sein. Keiner wollte ein Autogramm.