Hoffenheim: „Wir kämpfen für Boris“
Das 0:0 gegen Augsburg war noch keine fünf Minuten alt und doch schon seit hundert Jahren vergessen. In einer Reihe standen die Hoffenheimer Kicker vor der Fankurve, alle im Trikot mit der Nummer 7, Tränen in den Augen. Gemeinsam mit den Fans sangen sie minutenlang den Namen ihres Kollegen, der in der Heidelberger Uniklink mit dem Tod ringt: Boris Vukcevic.
Der 22-Jährige, der am Freitag bei einem Autounfall lebensgefährliche Kopfverletzungen erlitt, liegt nach dreistündiger Notoperation weiter im künstlichen Koma. Die Polizei untersucht, ob die Diabetes-Erkrankung Vukcevics Ursache für den Unfall sein könnte. Im Wagen wurde sein Insulin-Messgerät gefunden.
Vor der Partie gegen Augsburg, die die TSG zunächst absagen wollte, war die Stimmung im Stadion gedämpft: leise Musik, keine Party-Hits. Augsburgs Spieler liefen sich in Shirts mit der Aufschrift „Gute Besserung, Boris“ warm. Viele Fans hielten Plakate hoch: „Alles für Boris“, „Ihr schafft das - mit und für Boris. Wir glauben an euch!“, „Halte durch! Boris, du packst es!“, „Wir sind in Gedanken bei dir!“, „Werd’ wieder gesund!“, „Diesen Zweikampf gewinnst du, Boris!“, „Alles Gute, Boris! You’ll never walk alone!“, „Siegt für Boris!“ TSG-Coach Markus Babbel meinte: „Ich habe der Mannschaft gesagt, dass mich das Ergebnis heute nicht interessiert, sondern dass wir kämpfen – kämpfen für Boris!“
Am Ende der Partie hatte er seine Nerven doch nicht mehr im Griff und wurde auf die Tribüne verbannt; Sejad Salihovic sah die rote Karte. Babbel war’s egal; er schickte seine Spieler in eine zweitägige Auszeit und sagte: „Ich glaube fest daran, dass Boris spüren kann, dass wir als Mannschaft alles versucht haben, dieses Spiel zu gewinnen, dass wir gefightet haben. Großes Kompliment an die Truppe!“
Kapitän Marvin Compper sah das ähnlich: „Irgendwo erreicht das auch Boris, dass wir für ihn gespielt und gekämpft haben, und dass wir weiter für ihn kämpfen werden!“ Die Austragung der Partie verteidigte er: „Es war sehr schwer zu spielen. Trotzdem war es gut, dass wir nicht nach Hause gegangen sind, um einzeln zu trauern. Es war besser, es gemeinsam zu verarbeiten. Wir haben das ausgeübt, was uns mit Boris am meisten verbindet, das was er liebt, was wir lieben.“ Auch Vukcevics Eltern hatten sich dafür eingesetzt, dass das Spiel stattfindet. In sozialen Netzwerken drückten Kollegen ihr Mitgefühl aus. Philipp Lahm schickte Genesungswünsche im Namen der Bayern, nächster Gegner Hoffenheims am Samstag; Lewis Holtby, Vukcevics Teamkollege in der U21 des DFB, schrieb auf Facebook: „Liebe Leute, betet, dass Boris wieder gesund wird!“