Helmut Schön: Ein Lebenswerk als Legende

Helmut Schön ist und bleibt für alle einfach "der Mann mit der Mütze". Er war ein ganz Großer des deutschen Fußballs. Am 15. September wäre der 1996 gestorbene Sachse 100 Jahre alt geworden.
dpa |
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7. Juli 1974: Bundestrainer Helmut Schön und sein Assistent Jupp Derwall bejubeln das 2:1 der deutschen Nationalelf im Münchner WM-Finale gegen die Niederlande.
Kunz/Augenklick 7. Juli 1974: Bundestrainer Helmut Schön und sein Assistent Jupp Derwall bejubeln das 2:1 der deutschen Nationalelf im Münchner WM-Finale gegen die Niederlande.

Düsseldorf - Als Helmut Schön am 23. Februar 1996 in Wiesbaden im Alter von 80 Jahren starb, würdigten ihn nicht nur langjährige Weggefährten wie Uwe Seeler, der damals "einen wirklich guten Freund" verlor.

Berti Vogts sprach seinerzeit einen Satz aus, der Schöns Wirken extrem gut widerspiegelte: "Eine Prämisse habe ich von ihm übernommen: Nur an das Gute im Menschen zu denken." Es waren augenscheinlich auch immer die Sympathie für andere und die menschliche Wärme, die Helmut Schön noch heute unvergesslich machen. Nein, ein Lautsprecher der Szene war er nie.

Zumeist sprach er leise, wirkte nachdenklich, galt nicht nur im Deutschen Fußball-Bund als "der Sensible aus Sachsen". Das bereits zu Schöns aktiven Zeiten als DFB-Coach zunehmend Zirzensische des Fußballs war ihm nicht geheuer: Er war ein Idealist, der ein Elitedenken überhaupt nicht mochte.

Sehen Sie hier: Helmut Schön - die schönsten Bilder

Höchst elitär indes waren Helmut Schöns Erfolge als einer der erfolgreichsten Landestrainer weltweit. WM-Zweiter 1966 in England, WM-Dritter vier Jahre später in Mexiko, Europa-Champion 1972, Weltmeister 1974 in Deutschland mit der unvergesslichen Bayern-Achse Sepp Maier, Franz Beckenbauer und Gerd Müller.

Das waren Erfolge des "Langen", die seinen Ruhm maßgeblich begründeten, obwohl er bei vielen auch als zu abwägend, zu betulich und zu bedächtig galt - das Klischee vom Zauderer haftete ihm gleichfalls an. Ein Vertreter des Risiko-Fußballs war Helmut Schön nie.

Und seine Länderspielbilanz spricht noch heute dafür, dass er vieles in seiner Laufbahn als DFB-Trainer und Nachfolger Sepp Herbergers richtig gemacht hatte: In 139 Begegnungen mit Schön auf der Bank oder an der Seitenlinie gab es 87 deutsche Siege bei 31 Unentschieden und lediglich 21 Niederlagen.

Gerd Müller sagte nach Schöns Tod, er sei "ein wunderbarer Mensch" gewesen. Und der einstige DFB-Präsident Egidius Braun meinte über Schön: "Sein Lebenswerk ist Legende geworden." Eigentlich war der Fußball nicht das, was Helmut Schöns Werdegang bestimmen sollte.

Der Sohn eines Kunsthändlers sollte Medizin studieren und Chirurg werden. Finanziell ging das aber nicht - also wurde er Lehrling bei der Sächsischen Staatsbank; und nebenher spielte er Fußball. Schon mit 17 Jahren hatte er einen Stammplatz in der ersten Mannschaft des renommierten Dresdner SC.

Später wurde er unter Herberger in das DFB-Team berufen, bestritt zwischen 1937 und 1941 insgesamt 16 Länderspiele (17 Tore). Viele Erfolge, das Höchste erreicht als Coach.

Doch da war auch die "Schmach von Cordoba": 1978, beim WM-Turnier in Argentinien, schied Titelverteidiger Deutschland beim 2:3 gegen Österreich vorzeitig aus, als Hans Krankl kurz vor Schluss den Siegtreffer erzielte und Österreichs Rundfunk-Legende Edi Finger am Mikrofon "narrisch" werden ließ.

Der DFB verabschiedete Helmut Schön, der schon vor der WM 1978 seinen Rücktritt für die Zeit danach erklärt hatte, am 15. November 1978 in Frankfurt offiziell. Udo Jürgens widmete ihm aus diesem Anlass das Lied "Der Mann mit der Mütze" - und danach ging Helmut Schön still nach Haus.

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