Guerrero für acht Spiele gesperrt
Paolo Guerrero darf frühestens Ende April wieder für den HSV gegen einen Fußball treten. So will es das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nach dem üblen Foul des Stürmers an Stuttgarts Torhüter Sven Ulreich.
HAMBURG – Es ist die drittlängste Sperre in der Geschichte der Bundesliga. Und dabei hatte Guerrero noch Glück, dass Klub-Idol Uwe Seeler nach seiner großartigen Karriere nicht Sportrichter beim DFB geworden ist. „Ich halte acht Spiele Sperre für absolut gerechtfertigt. Denn das Foul war brutal, kein klassischer Kurzschluss“, sagte Seeler mit großer Erregung, die verriet, dass er auch eine deutlich längere Sperre für angemessen gehalten hätte: „Er ist ja auch kein junger Bengel mehr. Gut dass er sich wenigstens bei Ulreich entschuldigt hat.“
Zwei Tage nach seinem Ausraster besorgte sich Guerrero Ulreichs Handynummer, um persönlich bei dem Keeper um Verzeihung zu bitten. Doch auch diese Geste konnte das Sportgericht nicht mehr beeindrucken und bestätigte am Dienstag den Antrag des Kontrollausschusses, den der HSV noch einen Tag zuvor abgelehnt hatte. „Das Foul war ohne Zweifel eine Rote Karte, die unbedingt eine Strafe nach sich ziehen muss. Es wird auch eine Strafe vom Verein geben“, sagte Klub-Chef Carl-Edgar Jarchow, „aber die Strafe von acht Spielen ist unverhältnsmäßig hoch im Vergleich mit ähnlichen Fällen.“
Der Tabellen-13. der Bundesliga kann binnen 24 Stunden Einspruch gegen das Urteil einlegen, was eine mündliche Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht zur Folge hätte. Akzeptiert der HSV die Sperre, stünde Guerrero Trainer Thorsten Fink erst am 33. Spieltag gegen den FSV Mainz 05 wieder zur Verfügung. Sportdirektor Frank Arnesen berichtete, dass die geforderte Sperre bei dem 28-Jährigen Fassungslosigkeit ausgelöst hatte. „Für ihn ist das quasi das Saisonende und für uns sportlich ganz klar eine Schwächung“, sagte Arnesen, der die Strafe wie Jarchow als unverhältnismäßig empfindet.
„Ich verzeihe dieses Foulspiel nicht, aber wenn ich es mit anderen Fouls vergleiche, hätte ich nie erwartet, dass es zu einer so harten Strafe kommt“, sagte der Däne und verwies auf ein Foul von Andreas Ottl gegen den Stuttgarter Tamas Hajnal am 21. Spieltag. Der Mittelfeldspieler von Hertha BSC Berlin war nach seiner Attacke „nur“ für drei Spiele gesperrt worden. „Der Unterschied im Strafmaß ist nicht zu erklären“, sagte Arnesen. Mit Uli Stein wurde erst ein HSV-Spieler jemals länger gesperrt als Guerrero.
Der Torwart hatte im Supercup-Finale 1987 Bayern-Stürmer Jürgen „Kobra“ Wegmann mit einem Faustschlag niedergestreckt und wurde für zehn Wochen gesperrt. Einsamer Spitzenreiter der „Gesperrten“ nach Platzverweisen ist übrigens der ehemalige Dortmunder Friedhelm „Timo“ Konietzka, der Schütze des ersten Bundesliga-Tores 1963. Konietzka wurde 1966 nach einer Attacke gegen den Schiedsrichter für volle sechs Monate aus dem Verkehr gezogen.