Gomez trifft: Der moderne Mario

Wer trifft, hat Recht: Gomez (26) ist nicht nur die Zukunft, er ist die Gegenwart. Endlich hat er seinen Frieden mit einem großen Turnier gemacht. Und er braucht dafür nichtmal große Gesten.
Patrick Strasser |
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Doppelpack gegen Holland: Mario Gomez.
dpa/getty images Doppelpack gegen Holland: Mario Gomez.

Charkiw - Das Leben kann so leicht, so selbstverständlich sein. Und speziell das Stürmerleben ein Genuss, wenn man weiß: es läuft. Dann gelingt alles.

Mario Gomez lief in die Lücke, Bastian Schweinsteiger erkannte den Laufweg, passte zu seinem Kumpel und dann: Achtung, Kunst! Vom angeblichen Rumpel-Kombinierer. Mit links angenommen, Körperdrehung, den Ball mitgezogen mit einer Pirouette und schon stand der Bayern-Stürmer blank vor Hollands Keeper Stekelenburg. Ein Blick, eine Körpertäuschung, ein Schuss - und drin (24.). Klar doch. Tor Gomez für die Nationalelf. 1:0. Was denn sonst?

War das jemals anders? Gomez jubelte so abgeklärt wie ein LKW-Fahrer, der erfolgreich eine Tankstelle angesteuert hat. Also: Gar nicht. Wenn überhaupt, dann nach innen. Und 14 Minuten später parkten Schweinsteiger und Gomez noch einmal einen Ball am Zielort. Wieder suchte der Mittelfeldchef die Lücke, Gomez machte genau den richtigen Laufweg, startete in den Strafraum, schüttelte mal eben Widersacher Mathijsen ab und vollstreckte, diesmal mit der Innenseite, per Löffelhammer, das 2:0. Wieder kein Jubel beim so Geschol(l)tenen.

Man muss das Eisen schmieden, wenn es heiß ist. Gomez applaudierte sich selbst ein wenig, keine Euphorie - er wollte allen zeigen: Ich mache hier nur meinen Job. Es ist nicht seine Sache, den Finger auf die Lippen zu legen wie manch anderer nach medialer Kritik (siehe Frankreichs Samir Nasri) oder Gesten des Heimzahlens zu machen.

In der 73. Minute durfte er runter, Klose kam. Schneidet man seine drei Treffer gegen Portugal sowie Holland zu einem kleinen Filmchen zusammen, hat man das komplette Portfolio eines modernen, ja modernsten, Stürmers. Wucht, Durchsetzungskraft und Wille beim Kopfball zum 1:0 gegen die Portugiesen, nun Eleganz, Spielwitz und Selbstverständlichkeit. Mal schieben, mal ballern. Der dreifache Gomez. Kein Stürmer war bisher besser, zwingender bei dieser EM.

Und Miroslav Klose? Er applaudierte seinem Konkurrenten um den einzigen Platz im Angriff. Obwohl er nun weiß: Bis auf Jokereinsätze und andere Unwägbarkeiten war's das für den 34-Jährigen in diesem Turnier. Gomez, 26, ist nicht nur die Zukunft, er ist die Gegenwart. Bei Bundestrainer Löw schien Klose vor einer Woche einen Tick voraus zu haben - aus Treue und Zutrauen zu den beständigen Fähigkeiten des Routiniers von Lazio Rom.

Doch Löws Bauch sagte Gomez. Es war dessen nun drittes Tor im sechsten EM-Spiel, er hat nach der für ihn katastrophalen EM 2008 seinen Frieden mit einem großen Turnier geschlossen. Gegen Portugal kämpfte er gegen jenes Trauma an, nur Platzhalter für Klose zu sein, gegen Holland zelebrierte er sein Können. Ein Moment wie die verzögerte Auswechslung, zu der Klose beim EM-Auftakt schon bereit stand, kann Karrieren verändern – und womöglich Titel bringen.

Wenn es so kommt am 1. Juli, muss Schluss sei mit der Debatte um die Frage, ob Gomez ein zeitgemäßer Stürmer ist. Denn: Wer trifft, hat Recht.

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