Gegen England: Gündogan und Götze – die Comebacker in der Nationalmannschaft
London - Bei ihrem bislang jeweils letzten Einsatz für die deutsche Nationalelf standen Mario Götze und Ilkay Gündogan gemeinsam auf dem Platz. Das war vor fast genau einem Jahr im Freundschaftsspiel gegen Italien (0:0). Und wie es der berühmte Zufall – und Bundestrainer Joachim Löw – wollten, sind beide nun zu den am Freitag in England (21 Uhr/ZDF) und vier Tage später gegen Frankreich (20.45 Uhr/ARD) anstehenden Testspielen wieder zur Nationalmannschaft zurückgekehrt. G. und G. – das Comeback-Double.
Beide haben eine lange Leidenszeit hinter sich. Götze war aufgrund einer Stoffwechselerkrankung monatelang ausgefallen, Gündogan wegen eines Kreuzbandrisses. "Wenn sie fit sind und zu hundert Prozent ihre Leistung abrufen können, sind sie für jede Mannschaft der Welt eine Bereicherung", sagte Teammanager Oliver Bierhoff über die beiden Rückkehrer: "Sie sind bei uns unglaublich wichtig."
Schon bei der Vormittags-Einheit in Berlin strahlten Götze und Gündogan über das ganze Gesicht, als sie sich gegenseitig ein paar Bälle zujonglierten. Götze genoss auch seinen anschließenden Auftritt auf der Pressekonferenz des DFB sichtlich und beantwortete geduldig die Fragen zu seiner Rückkehr.
Götze: "Ich fühle mich bei 100 Prozent"
Sein Auftritt dort war eben auch ein Zeichen: Der WM-Held und Finalsiegtorschütze von 2014 ist wieder da, zurück im Fokus. "Es ist schön, wieder dabeizusein. Es war eine lange Zeit", sagte er: "Ich freue mich auf das, was kommt und auf das Jahr 2018."
Bei Borussia Dortmund kämpft sich der 25-Jährige seit seinem Comeback im August Stück für Stück zurück zu alter Form. "Ich fühle mich bei 100 Prozent", sagte er nun. "Er wirkt befreit", meinte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff, der beobachtet hat, dass Götze nach längerer Abwesenheit nun "mit viel Liebe und Begeisterung" zur Nationalelf zurückgekehrt sei. "Mario ist schon ein außergewöhnlich guter Spieler mit besonderen Qualitäten", lobt auch Bundestrainer Joachim Löw – doch diese werden inzwischen ein bisschen anders genutzt.
Götze agiert nicht mehr so offensiv wie früher, pendelt im zentralen Mittelfeld zwischen Sechser- und Zehnerposition. In zwölf Saisonspielen gelangen ihm vier Vorlagen und noch kein eigener Treffer. "Er ist noch nicht ganz der Alte, aber der muss er auch gar nicht mehr werden", findet sein ehemaliger Dortmunder Mitspieler Gündogan, "durch die Erlebnisse und Erfahrungen wird man zu einer neuen Persönlichkeit, zu einem neuen Spieler. Da muss man sich ein Stück weit neu erfinden."
Gündogan will endlich ein Turnier mitspielen
Gündogan, der sich bei dem von Pep Guardiola trainierten Manchester City zurückgekämpft hat, kennt die schwierigen Erfahrungen langwieriger Verletzungen zu gut. Deshalb verpasste er sowohl die EM 2016 als auch die WM 2014: "Es ist sehr schade, dass ich seit sechs Jahren zur Nationalelf gehöre, aufgrund von Rückschlägen aber erst 20 Länderspiele auf dem Konto habe." Wenn ihn nicht wieder eine Verletzung stoppt, sagte der 27-Jährige mit Blick auf die WM im Sommer, "dann bin ich mir sehr sicher, dass ich dabei sein werde".
Dabei sind der Konkurrenzkampf und speziell das Gedränge im zentralen Mittelfeld des DFB-Teams groß wie nie – beides wird durch Gündogan und Götze nun weiter verschärft. Einzig Toni Kroos gilt dort als unantastbar. Neben Gündogan bewerben sich unter anderem Sami Khedira, Emre Can, Sebastian Rudy und der zuletzt immer stärker werdende Leon Goretzka um den Platz neben ihm. Goretzka kann auch im offensiven Mittelfeld spielen, wo sich Götze unter anderem noch gegen Mesut Özil, Thomas Müller und Julian Draxler behaupten muss.
Ob Götze sich da am Ende tatsächlich einen Platz in Löws WM-Kader sichern kann? "Wenn er so weiter macht, auf jeden Fall. Ich wünsche ihm das", sagt Europameister Thomas Helmer der AZ, "und es wäre doch schön, wenn er das mit dem Finaltor noch mal machen könnte."
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