Frauenfreie Zone

Niederländer und Italiener müssen bei der WM ohne ihre besseren Hälften auskommen: Für die ist Südafrika angeblich zu gefährlich. Die Frauen der DFB-Kicker dagegen dürften nach der Vorrunde nachkommen.
Okay, dieses Klischee hat einen ziemlich langen Bart. Aber wenn es nun mal so ist: Ohne ihre tägliche Ration Pasta, Sugo, Parmigiano und Prosciutto können Italiener nicht glücklich werden.
Und so war die Alitalia-Maschine, mit der die Squadra Azzurra gestern von Mailand nach Südafrika reiste, auch voll mit Lebensmitteln: 250 Kilo Nudeln, 400 Kilo Tomaten, 200 Kilo Parmesan, 200 Liter Olivenöl, 60 Kilo Kaffee samt Espressomaschinen, 20 Keulen Parmaschinken und fünf Mannschaftsköche flogen mit den amtierenden Weltmeistern nach Südafrika.
Für das Essen ist also gesorgt – wenn es schon mit Amore nicht klappen wird in Südafrika.
Anders als beim Sommermärchen in Deutschland, wo die Anwesenheit der Spielerfrauen von Trainer Marcello Lippi als ein Garant für den Triumph angesehen wurde, müssen die meisten italienischen Spieler in Südafrika ohne ihre Frauen und Freundinnen auskommen. Vielen Spielerfrauen ist Südafrika zu gefährlich.
Wegen der Meldungen über die hohen Kriminalitätsraten machten sich die Frauen zu große Sorgen, berichtete die „Gazzetta dello Sport“, „die Invasion der Wags („Wifes and Girlfriends“ – Frauen und Freundinnen, die Red.) fällt aus“, schrieb das Blatt. So blieb etwa Alena Seredova, die modelnde Ehefrau von Torwart Gigi Buffon, in Italien. Dass einige Spielerfrauen wie Fabio Cannavaros Ehefrau Alena dennoch ans Kap fahren, kann die Tschechin nicht nachvollziehen: „Haben wir aus den Ereignissen beim Afrika-Cup denn nichts gelernt?“, fragte Seredova. Im Januar waren bei einem Anschlag angolanischer Separatisten auf den Teambus der Nationalmannschaft von Togo drei Menschen getötet und zahlreiche verletzt worden.
Während die Italienerinnen immerhin noch selbst entscheiden dürfen, ob sie nach Südafrika reisen, wurde das den niederländischen Frauen und Freundinnen gleich ganz verboten. Aus Angst vor Terroranschlägen und Übergriffen, haben Mark van Bommel, Arjen Robben und Co. entschieden, dass ihre Frauen und Familien zu Hause bleiben müssen. „Es ist erschreckend. Aber wir wollen unsere Frauen natürlich keiner Gefahr aussetzen“, sagte Stürmer Dirk Kuyt.
Philipp Lahm & Co. dürfen sich dagegen auf Damenbesuch im Teamquartier Velmore Grande Freude – aber erst nach der Vorrunde. „Wir müssen es uns quasi verdienen, unsere Frauen zu sehen“, meinte Bundestrainer Joachim Löw. Auch eine Form der Motivation.
Filippo Cataldo