Frankreich beschwört den "heiligen Bund" mit England

Fußball im Zeichen des Terrors oder die Marseillaise in Wembley: Beim Gastspiel der französischen Nationalelf in London sollen und wollen die Engländer Solidarität mit dem Rivalen zeigen.
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Hoffnungsträger des französischen Fußballs: Anthony Martial.
dpa Hoffnungsträger des französischen Fußballs: Anthony Martial.

London - Seit 92 Jahren spielen Frankreich und England gegeneinander Fußball. Und 92 Jahre lang waren auch diese Duelle, 29 sind es bislang, geprägt von einer zum Teil erbitterten Rivalität, die ihren Ursprung im 14. Jahrhundert hat: Damals fielen englische Truppen in Frankreich ein - der Hundertjährige Krieg begann.

Nun aber wird es einen "heiligen Bund" zwischen Frankreich und England geben. Der "heilige Bund", schreibt jedenfalls die französische Sporttageszeitung "L'Equipe", soll am Dienstagabend vollzogen werden - dann wird die englische Fußball-Nationalmannschaft die so schwer getroffene französische in Wembley empfangen, zum 30. Länderspiel beider Mannschaften.

Vier Tage nach den Terroranschlägen in Paris, die auch die französische Nationalmannschaft betrafen, wollen die Franzosen ein Zeichen setzen, indem sie spielen.

Die Engländer wollen Zeichen setzen, indem sie vor allem ihre Solidarität zeigen. Der Bogen über dem Wembleystadion wird weiter in den französischen Farben Blau, Weiß und Rot leuchten - auch während des Spiels (Beginn 20.00 Uhr MEZ).

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Auf den Videotafeln außerhalb und in der Arena sollen die drei Worte "Liberté, Egalité, Fraternité" aufleuchten, und vor Spielbeginn wird dann der Text der Marseillaise gezeigt - damit ihn jeder mitsingen kann.

"Singt für Frankreich", forderte der "Daily Mirror" von den etwa 70.000 englischen Zuschauern, die am Dienstag neben den 1500 französischen Anhängern erwartet werden. Der englische Verband FA forderte die englischen Spieler und Offiziellen zum Mitsingen auf.

Der "Daily Telegraph" druckte den Refrain der französischen Nationalhymne gleich auf einer ganze Seite ab: "Zu den Waffen, Bürger, Formt eure Truppen, Marschieren wir, marschieren wir! Unreines Blut Tränke unsere Furchen!"

Die Equipe Tricolore traf am Montagmittag im Hotel Hilton in Wembley ein. Mit dabei waren auch Mittelfeldspieler Lassana Diarra, der bei den Attentaten seine Cousine verloren hatte, und Antoine Griezmann, dessen Schwester dem Anschlag auf die Konzerthalle Bataclan entkommen war.

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Nationaltrainer Didier Deschamps hatte es jedem der 23 Spieler, die bereits für das Spiel am Freitag gegen Deutschland (2:0) nominiert waren, freigestellt, nach London mitzureisen. Die Entscheidung, das Spiel am Dienstag nicht abzusagen, hatte der französische Verbandspräsident Noel Le Graet im Alleingang getroffen und Deschamps darüber dann am Samstag informiert.

Er betonte aber in einem "L'Equipe"-Interview: "Hätte das Spiel im Stade de France stattgefunden, hätten wir nicht spielen können. So aber müssen wir zeigen, dass das Leben weitergeht, dass das Trikot etwas repräsentiert, dass Frankreich immer noch aufrecht steht."

Das Spiel, betonte der englische Teammanager Roy Hodgson, wird eine "ernsthafte Angelegenheit" werden, "aber eine, die zeigt, dass die Fußballwelt vereint ist gegen diese Gräuel". Beide Mannschaften werden mit Trauerflor spielen, am Montag schlossen sich die englischen Spieler sowie ihre Betreuer vor einer Trainingseinheit auf dem Gelände von Tottenham Hotspur einer europaweiten Schweigeminute für die Opfer der Anschläge an.

Sollte es beiden Mannschaften gelingen, sich zumindest für eine Weile auch auf das Sportliche zu konzentrieren: Für die Franzosen ginge es um den sechsten Sieg nacheinander - das ist ihnen noch nie gelungen. Und bei England könnte Stürmer Jesse Lingard von Tottenham Hotspur sein Debüt feiern.

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