FIFA steht vor wegweisenden Entscheidungen

Reformen, Wahlkampf, Wolfgang Niersbach: Das Exekutivkomitee der FIFA steht (wieder einmal) vor wegweisenden Entscheidungen in Zürich.
| SID
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Wie geht es weiter mit Wolfgang Niersbach?
dpa Wie geht es weiter mit Wolfgang Niersbach?

Zürich - Am Jahrestag der gravierendsten Fehlentscheidung suchte der Fußball-Weltverband FIFA den Weg aus der Krise - doch ausgerechnet der einstige deutsche Hoffnungsträger brachte den dunklen Schatten des Sommermärchens mit. Als sich der als DFB-Präsident zurückgetretene Wolfgang Niersbach am Mittwoch mit seinen Kollegen vom Exekutivkomitee an einen Tisch setzte, ging es nicht nur um womöglich tiefgreifende Reformen und Wahlkämpfe, sondern auch um Niersbachs Zukunft.

"Es sollte ihn niemand auffordern, zurückzutreten", sagte Bayern Münchens einflussreicher Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge vor der bis Donnerstag andauernden Exko-Sitzung dem kicker: "Dann säße kein Deutscher mehr in der UEFA-Exekutive und in der FIFA-Exekutive. Ich kann nur dringend empfehlen, Niersbach zu unterstützen. Im Übrigen macht er dort einen sehr guten Job."

Daran waren, so heißt es im FIFA-Umfeld, innerhalb der "Regierung des Weltfußballs" Zweifel aufgekommen. Niersbach, der am Montag seinen 65. Geburtstag gefeiert hatte und vor Monaten die größte Hoffnung der FIFA war, ist durch die WM-Affäre 2006 plötzlich schwer belastet - also keiner für den dringend benötigten Neuanfang?

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Dass dieser nötig ist, hatte sich eigentlich schon vor fünf Jahren angedeutet. Die hohen Herren im FIFA-Exko vergaben am 2. Dezember 2010 die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 an Russland und Katar. 16 der 24 damaligen Entscheider sind inzwischen suspendiert, im Gefängnis oder gesperrt.

Die Prominentesten: FIFA-Präsident Joseph S. Blatter und UEFA-Präsident Michel Platini, denen nach ihrer 90-Tage-Suspendierung wohl eine mehrjährige Sperre droht. Beiden ist der Zutritt zur FIFA-Zentrale verboten. Blatters aktueller Vertreter, Issa Hayatou, war bei der WM-Vergabe auch dabei. Der Druck wächst.

"Nochmals wollen wir betonen, dass wir an Sie appellieren, Veränderungen anzunehmen, Reformen umzusetzen, einer langfristigen unabhängigen Aufsicht zuzustimmen und so einen Kulturwandel anzustoßen", hieß es in einem gemeinsam verfassten Brief der großen Geldgeber AB InBev, adidas, Coca-Cola, McDonald's und Visa: "Wir fordern Sie dringend auf, diese Veränderungen voranzutreiben. Dies ist nur ein Schritt zu einer glaubwürdigen Zukunft der FIFA."

Bei Punkt neun der dreiseitigen Agenda war Francois Carrard, der Vorsitzende der Reformkommission, am Zug. Das Exekutivkomitee soll das Reformpapier absegnen, damit es beim großen Kongress der 209 FIFA-Verbände am 26. Februar 2016 in Zürich verabschiedet werden kann. Die wesentlichen Punkte des Papiers der Kommission, in der allerdings auch ein paar dubiose Funktionäre sitzen, sind bereits bekannt.

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Es soll um eine Amtszeitbeschränkung für den Präsidenten und wahrscheinlich alle Exko-Mitglieder auf maximal zwölf Jahre, ein Alterslimit für das Gremium (bis 74 Jahre) sowie die Offenlegung der Gehälter gehen. Auch grundlegende Strukturänderungen, wie sie FIFA-"Chefaufseher" Domenico Scala vorgeschlagen hatte, könnten abgesegnet werden. Dem Vernehmen nach gewinnen die Reformer an Macht - dann würde das Exekutivkomitee in eine Art Aufsichtsrat umfunktioniert, die politischen und monetären Geschäfte würden klarer getrennt werden. Der Generalsekretär würde zu einer Art Vorstandsboss. Es wäre eine neue FIFA.

Wer diese dann führt, wird ebenfalls im Februar entschieden. Deshalb werden die Exko-Mitglieder am Mittwoch und Donnerstag auch über die Präsidentschaftskandidaten diskutieren. Zwar wählen den FIFA-Boss alle Mitgliedsverbände, das Wort der Vertreter im höchsten Gremium hat aber Gewicht. Europa und Südamerika werden sich für UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino (Schweiz) stark machen, die asiatische Fraktion für Scheich Salman bin Ibrahim Al Khalifa (Bahrain), die Afrikaner für Tokyo Sexwale (Südafrika). Kandidaten sind außerdem der Jordanier Prinz Ali bin Al Hussein und Jérôme Champagne (Frankreich).

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Ein wenig kurios wird es, wenn sich die hohen Herren zum Schluss ihrer Sitzung mit der Zukunft des FC Büsingen befassen. Der Klub aus der rund 1300 Einwohner zählenden Gemeinden, die komplett vom Staatsgebiet der Schweiz umschlossen ist, hatte den Antrag gestellt, neben der bestehenden Mitgliedschaft im Schweizerischen Fußballverband (SFV) zukünftig auch DFB-Mitglied werden zu dürfen.

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