Familie Lehmann hat entschieden
STUTTGART - „Ich Freude sich sehr auf den VfB und die Bundesliga.“ Der Nationaltorwart (38) unterschreibt einen Einjahresvertrag beim VfB Stuttgart – aber das soll nicht heißen, dass er danach die Karriere beendet.
Man mag es kaum glauben, wenn Stuttgarts Manager Horst Heldt sagt, der Transfer von Jens Lehmann sei einer der einfachsten gewesen. Nach vielen Tagen, an denen die deutsche Nummer eins die Schlagzeilen beherrschte, steht seit gestern fest: Lehmann (38), beim FC Arsenal ausgemustert, wird in der kommenden Saison im Tor der Schwaben spielen. Er erhält beim VfB einen Vertrag über ein Jahr – ohne Option. Sein Gehalt soll bei rund 2,5 Millionen Euro liegen, die mit Prämien auf rund drei Millionen erhöht werden könnten.
„So sind beide Seiten flexibel. Ein Jahr bedeutet ja nicht, dass er danach auf alle Fälle aufhört“, sagte Heldt. „Wir sind froh, dass es mit der deutschen Nummer eins geklappt hat. Er kann einer Mannschaft viel geben, sie lenken und führen.“
Am Finanzkonzept wird noch gefeilscht
Die Entscheidung pro Lehmann bedeutet auch, dass sich die Stuttgarter mittelfristig auf ihren Amateurtorwart Sven Ulreich als Aufbau-Nachfolger festgelegt haben. Raphael Schäfer, der vor einem Jahr vom 1. FC Nürnberg gekommen war, wird den Verein wohl verlassen. In seinem Fall wird hinter den Kulissen noch um ein Finanzkonzept gefeilscht.
Nachdem sich Horst Heldt zusammen mit Klub-Direktor Jochen Schneider in der Nähe von Essen zum Abschlussgespräch getroffen hatte, „entschied der Familienrat“ (Heldt) im Hause Lehmann. Heldt war zuvor einmal ins EM-Vorbereitungsquartier der DFB-Auswahl nach Mallorca gereist, um mit Lehmann zu sprechen. Dazu hatte Stuttgarts Trainer Armin Veh eine gute Dreiviertelstunde mit dem Keeper telefoniert. Danach waren Lehmanns in Klausur gegangen. Ob Lehmann nun zwischen dem künftigen Lebensmittelpunkt der Familie am Starnberger See zum Arbeitsplatz nach Stuttgart pendelt, steht laut Heldt noch nicht fest.
„Auf alle Fälle ist es gut, dass die Familie den Wunsch von Jens mit trägt, noch weiter spielen zu wollen“, sagte Heldt. „Die Familie Lehmann wird die Dinge so regeln, dass weder wir noch das Familienleben zu leiden haben.“
Trainer Armin Veh befand: „Lehmanns Qualitäten sind unbestritten. Von seiner großen Erfahrung wird unsere gesamte Mannschaft profitieren.“ Wann Lehmann seinen Dienst beim VfB antritt, steht noch nicht fest. Der Arbeitsbeginn hängt vom Abschneiden der Nationalelf bei der EM ab. „Alle Nationalspieler bekommen nach der EM drei Wochen Urlaub“, meinte Heldt. Was ab dem Ausscheiden ihrer jeweiligen Mannschaft gilt. Lehmann, der gestern mit dem DFB-Tross im Tessin eintraf, ließ mitteilen, „ich Freude sich sehr auf den VfB und die Bundesliga“ – und er wolle zu einer erfolgreichen Saison beitragen. Wie erfolgreich die wird und in welchem Gemütszustand Lehmann in Stuttgart eintrifft, hängt nun auch vom Abschneiden bei der EM ab. Einen entnervten Lehmann, der ein schwaches Turnier dieser Größenordnung aufzuarbeiten hat, wünscht sich in Stuttgart niemand. Beim VfB wird Lehmann wieder die Spielpraxis bekommen, die er in London zuletzt nicht mehr hatte. Ob Lehmann seine Karriere im Nationalteam fortsetzt, steht ebenso nicht fest. Lehmanns langfristige sportliche Zukunft bleibt vage.
Oliver Trust