Die neue Liga: Panther auf dem Sprung

In Dortmund soll’s Welttorjäger Barrios richten, beim VfB zwei Stars aus dem Osten, in Köln der extravagante Maniche. Zwei Millioneneinkäufen droht jedoch die Ersatzbank – einem bei Bayern.
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Klöns exzentrischer Neuzugang: Maniche.
Bongarts/Getty Images Klöns exzentrischer Neuzugang: Maniche.

In Dortmund soll’s Welttorjäger Barrios richten, beim VfB zwei Stars aus dem Osten, in Köln der extravagante Maniche. Zwei Millioneneinkäufen droht jedoch die Ersatzbank – einem bei Bayern.

MÜNCHEN Einer hat einen Mordanschlag unbeschadet überstanden. Beim Nächsten funkeln überall Brillanten. Der Dritte trägt gerne ein Louis-Vuitton-Täschchen spazieren.Stars haben eben so ihre Marotten. Ab Freitag, wenn die Bundesliga mit dem Duell Wolfsburg gegen Stuttgart (20.30 Uhr, ARD live) startet, stehen auch die millionenschweren Neueinkäufe aus dem Ausland im Mittelpunkt.

Den teuersten Transfer hat mit Mario Gomez zwar wieder der FC Bayern abgewickelt, jedoch innerhalb der Liga. 30 Millionen Euro hat sich der Rekordmeister den Nationalstürmer aus Oberschwaben vom VfB kosten lassen. Doch auch zum halben Dutzend Bundesliga-Neulinge mit Starpotenzial zählt ein Bayern-Kicker.

Alexander Hleb

Der VfB-Rückkehrer aus Barcelona ist ein unscheinbarer, zurückhaltender Typ. Er hat weit weniger Glamour als sein künftiger Kollege Pawel Pogrebnjak, wird aber für die Stuttgarter auf dem Feld wohl enorm wichtig. Er ist zwar Weißrusse, aber irgendwie doch auch ein solider Schwabe. Hleb hat bereits bei seinem ersten Gastspiel im nahe Backnang gelegenen Örtchen Großaspach ein Häusle erworben und sagt allen Ernstes: „Stuttgart ist meine zweite Heimat.“ VfB-Manager Horst Heldt hat Hleb, eigentlich gar nicht so typisch schwäbisch, allerdings nur für ein Jahr ausgeliehen. Aber Heldt ist ja auch Rheinländer.

Pawel Pogrebnjak

Zunächst wollte Heldt für den Sturm Patrick Helmes verpflichten, dann Demba Ba, dann Klaas-Jan Huntelaar, dann Vagner Love. Am Ende wurde er 4,8 der 30-Gomez-Millionen bei Zenit St.Petersburg los – für den 25-jährigen Russen Pawel Wiktorowitsch Pogrebnjak. Zum Medizincheck beim VfB erschien er mit Kosmetiktäschchen – von Stardesigner Louis Vuitton. Fünfte Wahl, aber mit erstklassigem Accessoire. Zudem neigt Pogrebnjak zum Jähzorn und flippt auf dem Platz schon mal aus. Kein Wunder, dass ihn 2008 auch Uli Hoeneß bereits auf dem Zettel hatte. Damals sagte der Russe über den FC Bayern: „Das ist mein Lieblingsteam seit ich klein war. Mein Vater hat mir als Kind ein Trikot mit der Nummer 18 von Jürgen Klinsmann geschenkt.“ Somit ist der Wechsel zum VfB nur konsequent: In und um Stuttgart herum lieben sie den aus Geislingen stammenden Ex-Bayern-Coach weiter.

Anatolij Timoschtschuk

Er hat einen eigenen Koch, den er vom Tauchurlaub von den Malediven mitgebracht hat. Er beschäftigt eine Masseurin und – für den russischen und ukrainischen Sprachraum – einen Pressesprecher. Der blonde Mittelfeldabräumer, der für elf Millionen Euro aus St.Petersburg kam, hat einen Hang zum Luxus. Pech nur, dass sein Trainer Louis van Gaal Timoschtschuk bislang als eher überflüssig betrachtet. „In unserem System kann er nicht auf seiner besten Position spielen, da spielt van Bommel. Er kann auch auf der rechten Seite spielen, aber da habe ich Altintop gewählt“, so der Niederländer. Immerhin kann der Ukrainer zu Hause köstlich speisen und hat stets eine gut geknetete Muskulatur.

Lucas Barrios

Ein Argentinier, erst 25 und bereits geschieden, von CSD Colo Colo aus Chile? Kann er in Dortmund funktionieren? Immerhin wurde Barrios 2008 mit 37 Treffern Welttorjäger, aber das war der Iraner Ali Daei sogar zweimal (1996, 2004). Angefangen hat der 4,5-Millionen-Mann bei Argentinos Juniors. Genau wie Maradona. Klar, dass der BVB-Neuling sagt: „Diego ist mein Idol.“ Barrios selbst nannte man dort aufgrund seiner Schnelligkeit „La Pantera“. Nun sprintet der Panther staunend durchs Revier. Seine erste Erkenntnis: „Hier ist alles so sauber.“

Obafemi Martins

Für den 10,5-Millionen-Euro-Nigerianer könnte es schwer werden mit dem Stammplatz, schließlich ist bei Meister Wolfsburg der 54-Tore-Sturm mit Grafite und Dzeko gesetzt. Schade, denn es gibt wenige Spieler, die ihre Treffer ekstatischer bejubeln als der 24-jährige Martins, der zuletzt für Newcastle spielte: Flicflac, Salto, Tänzchen – Obafemi Akinwunmi Martins hat alles im Repertoire. Angst hingegen kennt er nicht. Martins hat 2007 in Lagos einen Mordanschlag überstanden. Unbekannte feuerten auf das Auto, in dem er sich mit einem Freund befand. „Es war die Hölle", sagte er damals, „ich kann immer noch nicht glauben, dass ich überlebt habe. Vielleicht liebt mich jemand da oben mehr, als ich es mir vorstellen kann.“ Dagegen ist ein bisschen Konkurrenzkampf eigentlich gar nichts.

Maniche

In Sachen Sentimentalität und Popularität kommt beim 1.FC Köln natürlich keiner an Rückkehrer Lukas Podolski ran. Doch mit dem Portugiesen, der 2004 mit Porto die Champions League gewann, haben die Rheinländer einen unberechenbaren Star geholt. An Ohren, Uhr und Ehering trägt der Mittelfeldregisseur Brillanten, in Sachen Auto hat er die Qual der Wahl: Lamborghini (620 PS), Porsche Cayenne, Mini Cooper – und bald ein Bentley. „Den habe ich bestellt“, sagt der 31-Jährige. Und: „Alle Autos sind schwarz.“ Da achtet einer auf Äußerlichkeiten. Auf dem Platz gilt er als genialer Passgeber – und Selbstdarsteller. Er brüllt, tritt und tobt, hat oft Ärger mit Schiedsrichtern, Trainern und Klubchefs. Weshalb ihn Ex-Klub Atlético Madrid ziehen ließ.

Jochen Schlosser

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