Die drei Ausreißer: Bayern, BVB, Leverkusen
MÜNCHENHorst Heldt hat mit Schalke 04 schon rosigere Tage erlebt. Zerknittert sah der Sportvorstand nach der 1:3-Derbypleite gegen Borussia Dortmund aus, zerknischt muss er seine im Sommer getätigte Einschätzung revidieren, Schalke sei immer in der Lage, mit dem Erzrivalen BVB zu konkurrieren. Die Realität sieht nämlich anders aus: Die Bundesliga ist zur Zweiklassengesellschaft verkommen. Vorne machen der FC Bayern, Dortmund und Bayer Leverkusen die Meisterschaft unter sich aus – die anderen, auch Schalke, schauen in die Röhre.
„Es geht für uns um Platz vier. Die anderen sind enteilt”, sagte Heldt desillusioniert. Paradox das Tabellenbild: An der Spitze geht es so eng zu wie seit 2009 nicht mehr; Bayern, Dortmund und Leverkusen sind nur einen Punkt voneinander getrennt. „Die vorderen Drei sind im Vergleich zum Rest der Liga sehr gut drauf und konstant”, sagte Thomas Müller bei „Sky90” und gab zu, nach einem Jahr ohne Liga-Niederlage nun vor allem auf die direkten Duelle oben zu schielen: „Die sind allein fürs Selbstverständnis des Klubs wichtig. Wenn du gegen direkte Konkurrenten gewinnst, dann zeigst du: Du bist die Nummer eins!”
Hinter den drei Ausreißern, die zusammen 76 von 90 möglichen Punkten geholt haben, klafft derweil ein Riesenloch: Neun Zähler hat das Spitzen-Trio nach zehn Spielen bereits Vorsprung auf den Vierten, Mönchengladbach. Oder anders ausgedrückt: Gladbach ist von Platz drei ebenso weit entfernt wie von Platz 16. Konsequenz: die direkte Champions-League-Qualifikation können alle anderen Klubs eigentlich jetzt schon abschreiben.
Schon immer geahnt, sagen nun die ewigen Mahner, die Verfechter der Umverteilung. Das Bild an der Tabellenspitze sei, so sagte Frankfurt-Boss Heribert Bruchhagen dem „Kicker”, nur die von ihm „seit Jahren angekündigte Konsequenz, für die ich immer verdroschen wurde”. Was Bruchhagen stinkt: Aufgrund des Prämienverteilungsschlüssels werden die Reichen immer reicher: „Alle anderen können sich die Nase putzen.”
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Man spricht gerne von spanischen Verhältnissen, weil in der Primera División Real Madrid und der FC Barcelona – von noch krasseren TV-Geldern begünstigt – den Titel stets unter sich ausmachen. Aktuell passt der Vergleich: Mit Atlético Madrid hat sich – ähnlich wie Leverkusen hier – ein dritter Verein dazugemogelt, liegt nur einen Punkt hinter Barça auf Rang zwei, fünf vor Real.
Aber wie sieht’s in den anderen Top-Ligen aus? Deutlich spannender! In England ist’s so aufregend wie lange nicht: Zwischen Spitzenreiter Arsenal und dem Siebten ManCity liegen nur sechs Punkte, Rekordmeister ManUnited krebst derzeit sogar nur auf Rang acht rum. In Italien überstrahlt überraschend der AS Rom als Allesgewinner alles. Neapel und Meister Juventus folgen, Gomez-Klub Florenz ist vier Punkte dahinter Fünfter, der AC Milan mit halb so vielen Zählern wie Neapel und Juventus nur Zehnter. In Frankreich mischen hinter Paris die Aufsteiger Monaco (erwartbar, weil scheich-millionen-schwer), Nantes und Guingamp in den Top fünf mit.
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Hierzulande legt sich die Konkurrenz dagegen auf den Rücken. „Wir da unten haben unsere eigene Liga, vielleicht sollte man eine kleine Meisterschale ab Platz vier ausspielen”, meinte Heldt. Mehr als Galgenhumor bleibt der Liga offenbar nicht.