Die Badstuber-Falle
Nach seinem schwachen Spiel gegen Serbien steht der Jungstar vom FC Bayern in der Kritik. Trainer Löw überlegt, gegen Ghana auf der linken Seitezu wechseln – trotz fehlender guter Alternativen.
CENTURION Der Bundestrainer hält sich bedeckt. „Er wird für Deutschland in den nächsten Jahren noch sehr wichtig sein", sagte Joachim Löw am Samstag, dem Tag nach dem bitteren 0:1 gegen Serbien. Gemeint war damit niemand anderes als Holger Badstuber, der Jungstar vom FC Bayern. War dies nun ein Lob? Oder waren’s Worte des Trosts? Zumindest erscheint es fraglich, ob Löw den 21-Jährigen auch im Gruppen-Endspiel am Mittwoch gegen Ghana als Linksverteidiger aufstellen wird.
Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hat den Burschen aus Memmingen jedenfalls als Schwachstelle des DFB-Teams ausgemacht. „Badstuber ist kein linker Verteidiger“, erklärte Matthäus, „das hat man gegen Serbien wieder einmal gesehen. Da haben wir ein großes Problem."
Tatsächlich machte vor allem der schnelle Milos Krasic Badstubers Schwächen offensichtlich. Für die Außenbahn ist er einen Tick zu langsam, es fehlt ihm das Spielverständnis. Dabei hatte der Allgäuer selbst immer wieder betont, diese Position sei nicht seine favorisierte Rolle, anders als der Innenverteidiger-Job.
Doch schon beim FC Bayern musste er auf links aushelfen, da Philipp Lahm unter Trainer Louis van Gaal zum Fixpunkt auf der rechten Seite wurde. Andererseits: Erst auf links wurde Badstuber bei Bayern Stammspieler und durch solide Leistungen und Bayerns Erfolge ein Mann für den deutschen WM-Kader.
Was aber kann Löw nun tun? Philipp Lahm wieder auf links? Lahm spielt lieber rechts. Für die linke Seite kommen Dennis Aogo oder Marcell Jansen in Frage, der eine ist zu unerfahren, der andere als Hintermann zu Lukas Podolski zu offensiv. Löw steckt also in der Badstuber-Falle.
Was auch ARD-Experte Günter Netzer weiß. „Ich denke, dass Löw an Holger Badstuber festhalten wird. Aus solchen Spielen, wie nun gegen Serbien, lernt so ein junger Mann doch, da sammelt er wichtige Erfahrungen“, sagte er. Und weiter: „Er spielt da ja auch beim FC Bayern und ist es gewohnt, mit Kritik umzugehen. Mittelfristig sehe ich ihn aber nicht als Linksverteidiger, sondern als Innenverteidiger.“ Vielleicht ist er kurzfristig weder das eine noch das andere. Vielleicht ist er raus.
ps/jos