DFB-Traumduo: Warum Musiala und Wirtz überzeugen konnten
München – Es ist Heim-EM, jetzt endgültig und mehr denn je: Mit einem fulminanten 5:1 schwebte das DFB-Team gegen Schottland völlig losgelöst über den Rasen und stellte dabei beinahe so viele Rekorde auf, wie Toni Kroos Pässe an den Mitspieler bringt. Auch und vor allem dank "Wusiala", dem wuseligsten Duo des deutschen Fußballs.
"Wusiala" zieht das DFB-Team aus dem Tief: Großes Lob von Nagelsmann
Im vergangenen Turnier, der verkorksten Winter-WM 2022, fehlte Florian Wirtz noch mit den Nachwirkungen eines Kreuzbandrisses. Jamal Musiala stemmte sich im Alleingang gegen das Vorrundenaus, traf im Duell mit Costa Rica aber zweimal nur den Pfosten. Schwer geknickt und mit Tränen in den Augen trat der Münchner die Heimreise an.

Umso glücklicher war Julian Nagelsmann über Musialas Auftritt im Eröffnungsspiel der Heim-EM, "weil er in Katar die ein oder andere Chance vergeben und das schon an ihm genagt hat."
"Kann man so sagen": Musiala und das Spiel seines Lebens
Jamal Musiala lieferte eine absolute Galavorstellung ab und war zu keinem Zeitpunkt zu halten (AZ-Note: 1). Der Münchner brachte alle 32 Zuspiele an, erzielte das 2:0 selbst, war an der Entstehung des 4:0 maßgeblich beteiligt und leitete auch sonst unzählige gefährliche Situationen ein. Im Anschluss an die Partie wurde Musiala hochverdient zum ersten Spieler des Spiels dieses Turniers gewählt und nahm die Auszeichnung gewohnt zurückhaltend-lächelnd, fast schon ein wenig verlegen, an. Ob der EM-Auftakt das bisherige Spiel seines Lebens war? "Ja, das kann man so sagen", jubelte Musiala. "Besser kann es nicht sein", im Eröffnungsspiel zu treffen – und dann auch noch im eigenen Stadion.
Auch mit dem Druck des Eröffnungsspiels ging Musiala gelassen um: "Wir tragen alle diesen Druck auf unseren Schultern. Wenn wir aber auf dem Platz stehen und füreinander arbeiten, merken wir den Druck gar nicht."
Gezweifelt hat der 21-Jährige an seinem Team ohnehin nie. "Ich habe schon in den Spielen davor gemerkt. Wir haben viele Spieler mit so viel Qualität. Wenn wir alle gut drauf sind und ein bis zwei Tore machen, wird alles für uns einfacher."
"Wusiala" nicht "Poldi" und "Schweini" 2.0
Für ihn – und auch Kumpel Florian Wirtz, der die Heim-EM mit einem präzisen Schuss ins lange Eck eröffnete. Bereits am Donnerstag auf der Pressekonferenz ergänzten sich beide wunderbar. Als Musiala ein Halbsatz entfiel, übernahm Wirtz sogleich, bis sich der Buddy wieder an seinen ursprünglichen Gedanken erinnerte.
Ein Hauch 2006, "Schweini" und "Poldi" 2.0? "Natürlich sind das Idole von früher, bei denen man sich freut, wenn man mit solchen Spielern verglichen wird", erklärte Wirtz. Der Vergleich sei "eine Ehre". "Ich glaube aber, dass wir uns nicht unbedingt in diese Rolle packen, dass wir die jungen Podolski und Schweinsteiger sein wollen. Wir sind ein bisschen andere Spielertypen und versuchen einfach, unsere Qualitäten zusammen auf den Platz zu bringen."
Zukunft des DFB-Teams könnte kaum rosiger aussehen
Im Duell mit Schottland hat das bereits nahezu zur Perfektion funktioniert. Es könnte ein Vorgriff auf die kommenden Jahre sein, in denen beide das Spiel der deutschen Nationalmannschaft prägen wollen. "Es gibt viel Variabilität in unserem Angriff, was mir sehr gut gefällt", erzählte Musiala nach der Partie. "Wir verstehen uns alle richtig gut. Hoffentlich wird unsere Verbindung über die nächsten Spiele und Wochen noch enger werden- daran werden wir arbeiten.
Die bösen Geister der vergangenen Jahre, die Lozanos und Asanos, sind endgültig in der Mottenkiste verschwunden. Die Graugänse haben Flugverbot. Ab sofort zählt nur noch der Blick nach vorne. Und die Zukunft könnte kaum rosiger sein.