DFB hält an EM-Plänen für 2024 fest
Kitzbühel - Sieben Wochen nach dem WM-Triumph in Brasilien hat die Verantwortlichen des deutschen Fußballs der Alltag mit dringenden Entscheidungen zu den nächsten Großprojekten wieder eingeholt. Dabei will DFB-Präsident Wolfgang Niersbach von einem Wettbewerb zwischen der avisierten deutschen Bewerbung um die Fußball-EM 2024 und einer möglichen Kandidatur von Berlin oder Hamburg um die Olympischen Spiele im gleichen Jahr nichts wissen.
"Ich sehe da keinen Clash. Eine deutsche Olympia-Bewerbung hätte unseren größten Respekt und Sympathie. Es gibt da keinen Wettbewerb, das haben wir auch mit DOSB-Präsident Alfons Hörmann und Generalsekretär Michael Vesper so besprochen", sagte der Boss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Dienstag auf einer Pressekonferenz beim Camp Beckenbauer in Kitzbühel, wo hochrangige Funktionäre die Zukunft des Sports diskutierten. Gleichzeitig betonte er: "Unser größter Wunsch ist, die gesamte EM 2024 in Deutschland auszurichten."
Es wäre der deutsche Super-Sportsommer 2024: zwei Großveranstaltungen innerhalb von wenigen Monaten in Deutschland. IOC-Präsident Thomas Bach hält das für möglich und sieht "kein Konfliktpotenzial". Deutschland verfüge über die besten Stadien in ganz Europa. Da seien keine nennenswerten Maßnahmen erforderlich. Nur aus organisatorischer und logistischer Sicht müsse ein zeitlicher Abstand garantiert sein, erklärte der Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
Auch für die EM-Endrunde 2020, die in 13 verschiedenen Städten Europas ausgetragen wird, hat der DFB Interesse angemeldet - und will erstmals seit 1988 wieder EM-Spiele nach Deutschland holen. Der DFB hatte sich sowohl für eines der zwölf Vorrundenpakete als auch für das Finalpaket beworben. 19 Länder wollen EM-Spiele ausrichten. Man sei zuversichtlich, dass München zu den 13 Orten gehören werde, ergänzte Niersbach. Ein Rückzug der Kandidatur für die Finalspiele der EM 2020, um die Chancen auf das EM-Projekt 2024 zu steigern, werde es zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht geben, so Niersbach. Man halte sich die Entscheidung bis zum Schluss offen.
Vor der EM 2020 kommt aber die WM 2018 in Russland. Forderung eines Boykotts lehnt Niersbach trotz der militärischen Intervention Russlands in der Ukraine ab. Der Boykott der Olympischen Spiele 1980 in Moskau habe nichts gebracht und nur den Athleten geschadet. "Der Versuch, über den Sport auf politische Dinge Einfluss zu nehmen, ist gescheitert. Niemand von uns nimmt das Wort Boykott in den Mund und das wird auch nicht von der Politik erwartet."
Ähnlich brisant erscheint das Thema Fußball-WM 2022 in Katar. Es geht um mögliche Schmiergeldzahlungen an die Wahlmänner aus der FIFA-Exekutive, den unmenschlichen Arbeitsbedingungen auf den Baustellen und den immer noch ungeklärten Termin für die Austragung der Wüsten-WM. Christian Seifert warnte die FIFA eindringlich vor einem Alleingang bei der Terminfrage. "Wir wehren uns dagegen, dass erst eine Entscheidung getroffen wird und die nationalen Ligen dafür den Preis bezahlen müssen. Der Erste, der die Verantwortung dafür trägt, dass die WM möglichst wenig Kollateralschäden verursacht, ist der Weltverband FIFA", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga und verwies darauf, dass Spieler bei den Clubs und nicht bei der Nationalmannschaft angestellt seien.
Die FIFA diskutiert derzeit wegen der hohen Temperaturen im Sommer die Verschiebung des Turniers in die Wintermonate November oder Januar. "Ich bin skeptisch, wie wir eine Lösung finden wollen", ergänzte Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge. "Jede Veränderung des Datums wird der Bundesliga und allen europäischen Ligen nachhaltig schaden. Es würde drei Monate kein Fußball gespielt, das würde den Partnern der Liga nicht gefallen. Der ganze Kalender wird wegen einer WM nachhaltig gestoppt."