DFB-Elf: Kloses Pech, Gomez' Chance

Die Verletzung seines Sturm-Konkurrenten eröffnet dem Bundesliga-Torschützenkönig die Möglichkeit, sich wie schon beim FC Bayern nun auch in der Nationalmannschaft durchzusetzen.
FRANKFURT - Das Aufstehen aus dem Bett fiel Miroslav Klose schwer. Rippenverletzungen lösen meist wahre Strapazen aus. Die ganze Bauch- und Brustmuskulatur scheint zu schmerzen. Selbst tiefes Atemholen ist eine Tortur, Husten oder Verschlucken wird zur folterähnlichen Qual. Klose fühlte sich nicht gut im Wellness-Palast des Hotels Villa Kennedy, dem Quartier der deutschen Nationalmannschaft in Frankfurt.
Der 32-Jährige schleppte sich über die Flure zu Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Der Team-Doc hatte entschieden: Es wird ein Kernspintomografie gemacht, um festzustellen, ob eine oder mehrere Rippen gebrochen sind. Mit dem ersten Flug flogen Klose und Müller-Wohlfahrt von Frankfurt nach München.
Die Diagnose stand 24 Stunden nach dem Ende des mit 2:1 gewonnenen Tests gegen Uruguay fest. Zum Glück zeigten die Computerbilder keinen Bruch, aber Bayern-Star Klose kann wegen einer Rippenprellung, zugezogen bei einem Luftkampf gegen Torwart Fernando Muslera kurz vor dem Abpfiff, die EM-Qualifikationsspiele gegen Österreich und Aserbaidschan nicht bestreiten. Damit wird in Wien am Freitag und in Baku am nächsten Dienstag die Stunde von Mario Gomez schlagen.
Irgendwie erwies es sich als weise Voraussicht von Bundestrainer Joachim Löw, dass er Gomez gegen Uruguay seiner eigentlichen Stammkraft Klose schon vorgezogen hatte. Gomez übertrug mit einem Tor zum 1:0 nicht nur seine jüngste Erfolgsquote auf die Nationalelf. Der Bundesliga-Torschützenkönig bot auch eine seiner besseren Leistungen im DFB-Trikot.
„Das ist eine gute Variante, wenn beide Klassestürmer, die man hat, in einer so guten Verfassung sind", erklärte Löw seine Entscheidung, Klose und Gomez in der zweiten Halbzeit einmal Seite an Seite spielen zu lassen. Beim FC Bayern und der Nationalelf spielen sie fast nur getrennt.
„Ich werde noch viele wichtige Tore für die Nationalelf schießen. Wann meine Zeit kommt, wird man sehen", sagte Gomez am Sonntagabend. „Ich behalte meine Haltung bei. Ich sehe den Kampf um die Nr. 1 entspannter, werde es nicht auf Teufel komm' raus versuchen."
Vorgesehen war, dass Klose in den nächsten Tagen seine Länderspiele 110 und 111 bestreiten sollte. Er ist als Angriffsführer bei Löw gesetzt. Doch schneller, als er selbst dachte, ist nun die Zeit von Gomez gekommen. „Ich hoffe, dass der Weg, den ich beim FC Bayern gegangen bin, auch in der Nationalmannschaft einschlage." An das Ernst-Happel-Stadion in Wien knüpft er ganz dunkle Erinnerungen: Sein sagenhafter Fehlschuss nach fünf Minuten im entscheidenden Gruppenspiel der EM 2008 gegen Österreich (1:0), als er einen Ball auf der Torlinie stehend nicht im Netz unterbrachte, löste bei ihm größte Zweifel aus. Bis in die Träume verfolgte ihn die Fehlleistung vom „Tatort" Wien.
Aber er hat gelernt, sich aus dem Sumpf zu ziehen. In München wurde dem 30-Millionen-Einkauf zu Saisonbeginn von Trainer Louis van Gaal mitgeteilt, er könne sich vom Acker machen und einen anderen Verein suchen. Doch dann profitierte Gomez davon, dass sich Klose im Länderspiel beim 3:0 in Kasachstan im Oktober verletzte. Gomez kam für den Kollegen, der zugleich sein größter Konkurrent ist, ins Spiel. Fortan schoss er ein Tor nach dem anderen. Wenn’s nach ihm geht, wird das jetzt auch beim DFB so sein.