Das neue Deutschland
Onkel Klose und die Jogi-Bubis: Gegen England wartet Bundestrainer Löw mit einem Kader auf, der den Aufbruch zur WM 2010 signalisieren soll.
BERLIN Potsdamer Platz, Hotel Grand Hyatt. Hier wohnt die deutsche Nationalelf. Am Bahnhofseingang hängt Arne Friedrich - auf einem Plakat für das Länderspiel Deutschland gegen England heute im Berliner Olympiastadion (20.45 Uhr, ZDF live).
Arne Friedrich, der Herthaner, ist 29. Und damit im Kader für die Testpartie der zweitälteste Spieler. Nur Miroslav Klose ist noch älter, der Bayern-Stürmer ist satte 30. So schnell kann's gehen beim DFB. Klose, der gute, alte Miro, ist sogar Kapitän heute. Mit 86 Einsätzen hat er die meisten Länderspiele, vor Friedrich (63) und Bastian Schweinsteiger (61). Weil Michael Ballack, der Capitano, fehlt. Wie Torsten Frings und der langzeitverletzte Bernd Schneider. Und Christoph Metzelder, ach ja, fast vergessen. Sie alle spielten beim letzten Länderspiel in Berlin, am 30. Juni 2006, als Argentinien im Elfmeterschießen eliminiert und das WM-Halbfinale erreicht wurde. Jens Lehmann stand im Tor, der Zettel-Held.
Von der damaligen Startelf sind für das Spiel heute gerade mal Friedrich, Mertesacker, Schweinsteiger und Klose übrig geblieben. Freilich würden Lahm und Ballack (beide Trainingsrückstand) und Podolski (zunächst auf der Bank) auch spielen - dennoch ist das England-Match ein Aufbruch. Der Kader, den Bundestrainer Joachim Löw berufen hat, steht für: Das neue Deutschland. Es ist ein Perspektiv-Kader für die WM 2010 in Südafrika.
„Ich möchte was sehen für die Zukunft“, sagte Löw in Berlin. Alter? Erfahrung? Meriten? Der Bundestrainer stellt nur noch nach dem Leistungsprinzip auf, das sei „das oberste Prinzip", so Löw.
René Adler (23) ist die neue Nummer eins, da darf auch Bremens Tim Wiese gegen England (zumindest eine Halbzeit) mal ran. In der Abwehr hat Heiko Westermann (25) Metzelder verdrängt, Serdar Tasci (21) ist wie der Neuling Marvin Compper (23) eine Innenverteidiger-Alternative. Rechts verteidigt Old-School-Friedrich, links Marcel Schäfer (24), der Ex-Löwe. Er könnte Marcel Jansen als Lahm-Stellvertreter ablösen. „Wir wollen neue Erkenntnisse gewinnen, das ein oder andere ausprobieren“, kündigte Löw an.
Also darf Teenie Marko Marin (19) im rechten Mittelfeld erstmals von Beginn an ran, neben Jermaine Jones, Pjotr Trochowski oder Simon Rolfes und Schweinsteiger. Letzterer ist der Super-Routinier mit 61 Einsätzen, die anderen drei kommen zusammen auf 38. Der erstmals nominierte Tobias Weis (23) steht fürs Projekt Hoffenheim. Die Jungen sollen den Platzhirschen Ballack und Frings Dampf machen. „Spieler wie Rolfes und Hitzlsperger haben gelernt, sie sollen jetzt mehr Verantwortung übernehmen", sagte Teammanager Oliver Bierhoff.
Vorne stürmt Mario Gomez (23) neben Onkel Klose. In Berlin beginnt die Zukunft, da darf die neue Jogi-Welt vorspielen. „Die Mannschaft ist in der Breite stärker geworden“, freut sich Löw, „das schürt Konkurrenzkampf, das habe ich auch bewusst forciert.“