Cristiano Ronaldo: Ein Gott unter Galaktischen

Turin - Es gibt Momente, die vereinen. Freund. Feind. Einfach alle. Momente, die real sind. Und das, obwohl sie so surreal wirken. Madrids Trainer Zinedine Zidane fasste sich ungläubig an den Kopf, der spanische TV-Kommentator schrie sich die Kehle heiser - und sogar die Turiner Fans spendeten Christiano Ronaldo Applaus. Ronaldo polarisiert die Massen. Und das schon immer. Doch er imponiert ihnen eben auch. Am Dienstagabend ganz besonders.
Beim 3:0-Erfolg von Titelverteidiger Real Madrid bei Juventus Turin im Viertelfinal-Hinspiel sorgte der Weltfußballer in der 64. Minute für eine Sternstunde der Champions League. Mit einem spektakulären Fallrückzieher traf er zum 2:0. Er lag quer in der Luft, so als hinge er an unsichtbaren Seilen. Den Ball traf er perfekt - "Goooool!". Trainer Zidane etikettierte Ronaldos Tor als "eines der schönsten in der Geschichte des Fußballs." Zuvor hatte er bereits den schnellen Führungstreffer der Gäste erzielt. "Mamma mía!", titelte die Sportzeitung "Marca", die Hauspostille von Real. Symptomatisch auch die Szene zweier Legenden nach dem Spiel: Juve-Torhüter Gianluigi Buffon umarmte Ronaldo, gratulierte ihm. Ein kurzer Schmatzer auf die Wange Ronaldos - typisch Buffon -, beidseitiges Lächeln. Dann abklatschen. "Man kann ihn mit Messi, Maradona und Pele vergleichen", sagte der Torwart-Oldie.
Auf dem Rasen bedankte sich Ronaldo bei den Fans im Stadion sichtlich bewegt. Er faltete seine Hände zusammen, streckte den Daumen nach oben und klopfte sich dann auf die Brust. Gesten der Dankbarkeit, der Rührung.
Ronaldo: "So etwas habe ich in meiner ganzen Karriere noch nie erlebt!"
"Das war für mich ein unglaublicher Augenblick", sagte er nach dem Spiel. "So etwas habe ich in meiner ganzen Karriere noch nie erlebt, dass man mir auf des Gegners Platz zujubelt. Was die Juve-Fans gemacht haben - unglaublich", meinte der Portugiese: "Grazie!" Nach seinem ersten Treffer, den er bereits nach drei Minuten erzielte hatte, wurde er noch ausgepfiffen. "Dass die Tifosi dann applaudiert haben, ist für ihn etwas ganz Besonderes", sagte Kapitän Sergio Ramos.
Der 33 Jahre alte Superstar, der zudem in der 72. Minute auch noch den entscheidenden Pass zum 3:0 durch Marcelo spielte, trainiere wie "eine Maschine", sagte Reals personifzierter Staubsauger Casemiro. Ronaldo - vom Ehrgeiz getrieben, vom Talent gesegnet. "Von welchem Planeten bist Du gekommen?", fragte das Blatt "AS" den Stürmer daher auf der ersten Seite rhetorisch. Die "Marca" schrieb, "CR7" habe sich "den Himmel verdient".
Göttlich - und das bei den Galaktischen von Real. Es war Ronaldos 119. Treffer in der Champions League, sein 14. in dieser Saison. Und zudem Sami Khediras 31. Geburtstag. Ein "Gooool", das Khedira nicht gefallen haben dürfte. Trotz dessen Schönheit.