Coach Wiesinger 100 Tage im Amt

Was angesichts des mit Spannung erwartenden Spiels gegen den FC Bayern München fast untergeht: Nürnbergs Chef-Coach Michael Wiesinger ist am Freitag genau 100 Tage im Amt. Die AZ hat einen Club-Fan um ein Resümee gebeten.
Nürnberg – Die Anhängerschaft des Clubs ist gewaltig. Ob Regionalliga oder UEFA-Pokal: Die Fans stehen hinter ihrem FCN. In den Internetforen wird die Liebe zum „Glubb“ derart gepflegt, dass der Moderator von glubbforum.de, „chesserio“, seinem Trainer nun ein Zwischenzeugnis ausstellt – ein gutes!
Sorry Wiesi…
100 Tage sind Sie nun Trainer bei uns. Und sind bereits kurz davor, es Hans Meyer nachzumachen und elf Spiele lang ungeschlagen zu bleiben (das schaffte Hans Meyer mit seiner Mannschaft von November 2006 bis Februar 2007).
Ich war einer Ihrer härtesten Kritiker, als sie hier bei uns angefangen haben. Gar nicht so sehr bezüglich spieltaktischer Gesichtspunkte – nein, da hatte ich ja bereits beobachten können, dass Sie gute Arbeit geleistet hatten. Nein, es war eher aus der Überlegung heraus, dass sie zu brav und zu ruhig sind, um im Haifischbecken der Bundesliga zurechtzukommen.
Ihre ersten Auftritte waren, sagen wir mal, medial nicht ganz ausgereift. Man hat bemerkt, dass sie die ganzen Ereignisse im Winter doch ein wenig überrumpelt haben. Sehr aufgeregt saßen Sie in Ihrer ersten PK, den Blick nach unten gewandt. Ich hatte die Befürchtung, dass die Medien dies ausnutzen und sie quasi den Haien zum Fraß vorwerfen würden und dies auch der Mannschaft in der Rückrunde schaden könnte.
Die ersten Spiele liefen nach bekanntem Schema ab: Unattraktives Spiel gegen den HSV, kaum anzuschauen. Gegen Dortmund sich wieder in das eigene Schicksal ergebend ohne Gegenwehr, das kannten wir ja schon ganz gut unter Dieter Hecking (von dem ich nicht wirklich Fan war aufgrund seiner Spielphilosophie).
Dann wurde das Gladbach-Spiel bereits als eine Art Schicksalsspiel auserkoren, Namen wie Huub Stevens machten die Runde. Arbeitslose Trainer wie Magath oder Augenthaler waren häufiger auf der Haupttribüne zu Gast bei den Heimspielen. Es war ziemlich klar, dass bei einer Niederlage gegen Gladbach der Baum brennen würde.
Gegen Wolfsburg war tatsächlich sogar Spielkultur zu erkennen, man fand spielerische Lösungen gegen einen tiefer stehenden Gegner. Natürlich wäre es schön, wenn man gerade an diesem Aspekt noch weiter arbeiten könnte. Das zentrale Mittelfeld ist das Herz einer jeden Mannschaft. Nicht umsonst kamen die Vorwürfe der Dortmunder an die Bayern, man habe ihr Konzept kopiert.
Hauptaugenmerk wurde hier auch auf das Zentrum gelegt, und da durfte der Spieler auch gerne mal 40 Millionen Euro kosten. Zweiter Ansatzpunkt war eine spielerische Verbesserung des Mittelstürmers. Auch hier hoffe ich, dass in der Sommerpause noch gehandelt wird. Die nächsten zwei Spieltage wurden weiterhin fleißig Punkte gesammelt, mal glücklich, mal verdient.
Im Großen und Ganzen lässt sich aber ein Fazit meinerseits ziehen: Wiesi, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen! Ich hätte Ihnen gegenüber vorbehaltloser sein sollen, erst mal zehn Spiele abwarten und dann ein Fazit ziehen. Aber das, was Sie bisher hier geleistet haben, ist 1a!
In diesem Sinne, weiter so, lassen Sie sich nicht beirren, bleiben Sie authentisch und vor allem: Viel Glück für die neue Saison, die wieder ganz andere und neue Herausforderungen an Sie stellen wird. Zum ersten Mal werden Sie zusammen mit Herrn Bader ein neues Team zusammenstellen und die Basis legen für die neue Saison. Ich hoffe, die Spieler werden wieder so topfit sein, wie sie es zurzeit sind.
Alles Gute, chesserio aus dem glubbforum