Christiano Ronaldo: Und die Frisur sitzt

Cristiano Ronaldo trifft im Viertelfinale gegen letztlich überforderte Tschechen per Kopf zum 1:0, rückt mit an die Spitze der EM-Torschützenliste auf und bleibt Portugals einziger Farbtupfer.
von  Thomas Becker

Das Rechnen und Taktieren hat ein Ende: Nun gibt es nur noch Sieger und Verlierer. Im ersten K.o.-Spiel merkte man lange nichts davon. Merkwürdig blutleer begegneten sich Tschechen und Portugiesen im ersten Viertelfinale, bis sich Cristiano Ronaldo erbarmte: 1:0 hieß es letztlich für die Portugiesen, die nun auf Spanien oder Frankreich treffen. Rechtsaußen Nani meinte: „Wir haben das Halbfinale erreicht: ein Traum. Aber wir werden weiter für unseren ganz großen Traum arbeiten.“ Und der Torschütze? Sagte: „Wir  hatten’s verdient heute.“

Die couragierten Tschechen, erstmals seit 2004 wieder unter den letzten Acht, hatten zunächst mehr vom Spiel. Sie gingen ohne den angeschlagenen Kapitän Tomas Rosicky ins Spiel, den der erst 21-jährige Vladimir Darida ersetzte. Ansonsten setzte Nationaltrainer Michal Bilek auf die Elf, die Co-Gastgeber Polen 1:0 geschlagen hatte. Auch gegen Portugal, das als einziger der acht Viertelfinalisten den EM-Titel noch nie gewonnen hat, hielten sie die erste halbe Stunde gut mit, bis die Iberer, zum vierten Mal mit der gleichen Start-Elf, dann allmählich erwachten. Vorneweg: der bei jedem Ballkontakt konsequent ausgepfiffene Cristiano Ronaldo.

Der „Geölte“ (ARD-Mann Matthias Opdenhövel) von Real Madrid spielte diesmal gegen einen Mann namens Theo Gebre Selassie, der womöglich bald für Werder Bremen oder den VfL Wolfsburg verteidigen wird. Und man mag „CR7“ für überbezahlt (etwa 92.000 Euro pro Tag und 33,6 Millionen Euro pro Jahr) halten, für einen eitlen Pfau (löste David Beckham als Armani-Model ab und macht seidem mehrere hundert Sit-Ups am Tag), als überbewertet (45 Millionen Fans auf Facebook, zehn Millionen Twitter Follower), doch als Fußballer ist er einfach ein Ereignis. Gegen Tschechien war er der einzige Farbtupfer in der tiefgrauen ersten Halbzeit.

In der 25. Minute wurde im Strafraum eine Rangelei mit Michal Kadlec gegen ihn gepfiffen, so dass die Riesen-Parade von Tschechen-Keeper Petr Cech unnütz war. Acht Minuten später hob CR7 zum Fallrückzieher ab: knapp vorbei. Und in der letzten Minute von Durchgang eins traf er nach sensationeller Ballan- und mitnahme den kurzen Pfosten - ZDF-Experte Oliver Kahn lobte: „Das ist feiner Fußball.“

Nach der Pause ging es genauso weiter. 49. Minute: Flatter-Freistoß CR7 - schon wieder Pfosten, bereits sein vierter Aluminiumtreffer im Turnier. Team Tschechien fand nurmehr in der Defensive statt, Angriff auf Angriff rollte auf Cech zu, doch der erlösende Treffer wollte nicht fallen. Erst in Minute 79 war es endlich so weit: Flanke Moutinho, Kopfball CR 7 - sein 35. Tor im 94. Länderspiel. Und die Frisur sitzt.

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