Champions League: Deutsch-englische Machtspiele

Im Achtelfinale der Champions League stehen je vier Vereine der beiden Nationen. Von einer englischen Übermacht ist aber nichts zu sehen, nur finanziell spielt die Premier League in einer ganz anderen Liga.
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Während Leipzig über das 1:1-Unentschieden von Josko Gvardiol (li.) jubelt, verzweifelt Manchester Citys Trainer Pep Guardiola am deutschen Gegner.
Während Leipzig über das 1:1-Unentschieden von Josko Gvardiol (li.) jubelt, verzweifelt Manchester Citys Trainer Pep Guardiola am deutschen Gegner. © IMAGO / Christian Schroedter

München - Die Erleichterung stand Josko Gvardiol tief ins Gesicht geschrieben. Flanke Halstenberg von der linken Seite ins Zentrum, der Innenverteidiger steigt höher als alle Gegenspieler - und wuchtet den Ball ins Tor. Trainer Marco Rose hob nur selbstbewusst den Arm, statt in Ekstase zu verfallen.

Eine Übermacht von der Insel?

Dabei steigerte das Tor Leipzigs Chancen auf ein Weiterkommen in der Champions League gewaltig. Und es zeigt: Unbezwingbar sind die Teams von der Insel keineswegs - ganz im Gegenteil. Nach der Achtelfinal-Hinserie ist von einer Übermacht der Klubs aus dem Mutterland des Fußballs herzlich wenig zu sehen. Obwohl sich die Bundesliga im europäischen Vergleich gern als Underdog darstellt, muss sie sich keineswegs verstecken. Hier ein sportlicher, finanzieller und personeller Vergleich der AZ:

Gute deutsche Bilanz: Zwei Siege, ein Remis, eine Niederlage

Sportlich: Zwei Siege, ein Remis, eine Niederlage. Die Bilanz der Achtelfinal-Hinspiele der deutschen Vereine kann sich sehen lassen. Der FC Bayern und Borussia Dortmund bezwangen Paris St.-Germain und Chelsea, Leipzig sicherte sich spät jenes beschriebene 1:1. Nur Eintracht Frankfurt ging gegen den italienischen Vertreter Napoli unter (0:2).

Die Bilanz der Premier-League-Klubs nach der Hinserie liest sich eher wie eine Schauergeschichte: Ein Remis für Guardiolas Manchester City, dazu gleich drei Niederlagen: Chelseas Pleite gegen den BVB, Tottenham verlor gegen AC Milan und Liverpool ging mit 2:5 gegen Real Madrid regelrecht unter. Auch in der Liga drohen Chelsea (Platz 10) und Liverpool (8) die internationalen Plätze zu verpassen. Lediglich Manchester und Tottenham spielen vorn mit (2. und 4. Platz).

In der Bundesliga ist das Feld enger beisammen: Bayern-Jäger Dortmund ist sogar punktgleich, Leipzig lauert mit vier Zählern Rückstand, die Eintracht mit fünf. Die deutschen Vereine scheinen mit der doppelten und durch den Pokal bei manchen gar dreifachen Belastung besser klarzukommen als die englischen.

Premier League: Viel Geld für neue Spieler

Finanziell: Die Aufwendungen auf der Insel sehen durch das eher maue sportliche Abschneiden noch bitterer aus. Gleich sechs der zehn umsatzstärksten Klubs der Welt spielen in der Premier League, wie die Wirtschaftsprüfer von Deloitte schreiben. In der Saison 2020/21 lag allein der Gewinn bei 541 Millionen Euro, in der Bundesliga waren es in der Corona-Saison gerade einmal 62 Millionen. Der FC Chelsea hat allein in dieser Winter-Transferperiode über 300 Millionen Euro (!) für neue Spieler ausgegeben.

Zum Vergleich: Alle Bundesligavereine zusammen haben in dieser Saison 555 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben. Für Bayerns früheren Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge ist der englische Markt "außer Kontrolle geraten. Die Globalisierung des Marktes hat zu schmerzhaften Ungleichgewichten geführt." Früher habe es einen nationalen Markt gegeben, "das Geld kreiste innerhalb des Systems, der Reichtum war besser verteilt".

Künftige Kontrolle von der britischen Regierung

Auch die englische Regierung ist besorgt. Eine unabhängige Behörde soll künftig prüfen, ob die Vereine von der Ersten bis zur Fünften Liga solide wirtschaften. Der Plan sieht vor, "die Fans wieder in den Mittelpunkt des Fußballs zu stellen, das reiche Erbe und die Traditionen unserer beliebten Vereine zu schützen und das schöne Spiel für künftige Generationen zu bewahren", sagte Premierminister Rishi Sunak. Salbungsvolle Worte. Denen auch Taten folgen werden?

Personell: Dass ein Verein nicht unbedingt die teuersten Spieler haben muss, um erfolgreich zu sein, beweist die Bundesliga. Der Marktwert aller Liga-Profis ist weniger als halb so hoch wie der der Premier-League (4,29 zu 10,32 Mrd. Euro).

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Teuerster England-Profi ist der Ex-Dortmunder Erling Haaland (170 Mio. Euro), teuerster Bundesliga-Star ist Jude Bellingham (110 Mio.). Die meisten Treffer in der Champions League schoss bisher Liverpools Mo Salah (8), bester Bundesliga-Profi ist Bellingham mit vier Treffern. Und noch eine Statistik: in den zehn Jahren seit 2013 holte der FC Bayern als deutscher Verein den Königsklassen-Erfolg zwei Mal ('13 und 2020), englische Klubs ebenfalls zwei Mal (Chelsea 2021, Liverpool 2019).

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