Berti im Land der Ringer und Schachspieler
Ex-Bundestrainer Vogts über seine Leiden in Aserbaidschan und sein Wunschergebnis gegen das DFB-Team – ein 1:4.
AZ: Grüß Gott, Herr Vogts. Jetzt spielen Sie schon wieder gegen Deutschland!
BERTI VOGTS: Und, ist das schlimm?
Nein, aber es fällt doch auf, dass Sie gerne gegen Deutschland spielen.
Jetzt übertreiben Sie. Zweimal war das mit Schottland und nun mit Aserbaidschan.
Zufall?
Das mit Schottland hat sich ergeben, als ich schon dort war. Dass es wieder vorkommt, stört mich nicht. Im Gegenteil.
Sie spielen gern gegen große Favoriten?
Dabei kann meine Mannschaft doch nur lernen. Gegen Deutschland zu spielen, ist wie gegen einen Lehrmeister anzutreten. Und ich habe dem deutschen Fußball alles zu verdanken. Der DFB wird immer meine Familie bleiben. Ich war dort fast 20 Jahre.
Mit Schottland haben Sie 1:2 verloren und 1:1 gespielt. Wie geht es diesmal aus?
Schottland war ein anderes Kaliber. Wenn wir jetzt 1:3 oder 1:4 verlieren, wäre das ein großer Erfolg. Und ein Tor gegen eine Mannschaft wie Deutschland wäre wie ein Hauptgewinn im Lotto. Das würde einen Schub bedeuten.
Aserbaidschan hat noch kein Tor in fünf Qualifikationsspielen erzielt.
Gegen Liechtenstein haben wir 90 Minuten auf ein Tor gespielt, gegen Finnland und Wales knapp verloren durch Elfmeter. Fest steht, wir haben keinen Torjäger.
Mario Gomez also würde Ihnen weiter helfen. Sie haben gesagt, er werde der nächste deutsche Weltstar.
Mit Miroslav Klose und ihm hätten wir zwölf Punkte in der WM-Qualifikation und nicht einen. Gomez hat alles was ein Stürmer international braucht. Beeindruckend ist sein Zug zum Tor, seine Dynamik und Entschlossenheit.
Klingt nicht so, als bestünde Hoffnung, dass Sie mit Aserbaidschan zur WM fahren.
Realistisch betrachtet war es nie ein Thema. Wir haben andere Probleme. Es fehlen Fußballplätze, es fehlt die Talentförderung, es muss in Zukunft sicher gestellt sein, dass mindestens vier Einheimische in den Erstligaklubs spielen.
Welche Strukturen finden Sie in Aserbaidschan vor?
Vom Niveau her würde ich die Liga im unteren Drittel der deutschen 3. Liga ansiedeln. Oftmals fängt man wieder bei Null an, wenn man eine Weile nicht hier war. Sie müssen wissen, Aserbaidschan ist im Ringen und Schach Weltklasse, im Fußball aber denken die Spieler, sie müssen sich ausruhen, wenn sie am Donnerstag von der Nationalmannschaft zu den Klubs zurückkommen.
Und was erwartet die deutsche Mannschaft in Baku?
Freundliche und offene Menschen. Baku können Sie mit einer italienischen Stadt vergleichen. Es liegt direkt am Kaspischen Meer. Ich kann jedem empfehlen, sich diese wunderschöne Stadt anzuschauen.
Interview: OliverTrust