Bayern-Star Müller und sein EM-Torfluch
Wann platzt bei Thomas Müller der Knoten? Traumwandlerisch sicher trifft er für den FC Bayern, in EM-Spielen der Nationalelf ist er noch ohne Torerfolg. Bei den Top-Chancen gegen Nordirland war seiner Meinung nach "auch Unvermögen" dabei.
München - In der gerade abgelaufenen Saison erzielte er für den FC Bayern in 49 Spielen 32 Treffer, in 13 WM-Spielen traf er zehn Mal - doch bei einem EM-Turnier war er bis dato noch nicht erfolgreich.
Am Dienstagabend im Pariser Prinzenpark, im letzten Gruppenspiel gegen Nordirland war der 26-Jährige so nahe dran an seinem ersten EM-Treffer wie noch nie!
"Alleine ich hätte in der ersten Halbzeit mit Gareth Bale (drei Turnier-Tore, Anmerkung der Redaktion) gleichziehen können. Ich bin zu mehr Torchancen gekommen als in den letzten acht Spielen zusammen", sprach Müller ins ARD-Mikrofon.
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Der DFB-Offensivmann - immerhin 13. in der ewigen Torschützenliste der Nationalelf - erklärte selbstkritisch: "Es war aber nicht nur Pech. Ein bisschen ist es auch Unvermögen in der jeweiligen Situation. Das ist ja ganz klar. Man kann sicher zwei der vier Aktionen deutlich besser machen."
Besonders bitter für ihn: Gegen Nordirland war er einer der besten auf dem Feld. Sechs Mal schoss er aufs Tor, dich binnen 26 Minuten lässt er dabei vier hochkarätige Chancen aus: Frei vor Torwart Michael McGovern (8.), aus acht Metern links vorbei (23.), per Flugkopfball an den Pfosten (27.) und aus zwölf Metern an die Latte (34.).
Entscheidende Vorarbeit für Gomez
Immerhin: Thomas Müller legte entscheidend auf im Pariser Prinzenpark. Und Knipser Mario Gomez bugsierte den EM-Ball "Beau Jeu" (Schönes Spiel) irgendwie ins Tor der Nordiren.
Der Plan von Joachim Löw war also aufgegangen - Deutschland ist Gruppensieger bei der EM in Frankreich. "Wenn zwei Spieler mit Bügeleisen in den Schuhen zu kombinieren anfangen, dafür ist es ganz gut gelaufen", scherzte Müller am Mittwoch im "ZDF-Morgenmagazin".
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In den Stadionkatakomben hatte der Münchner Torjäger noch ein bisschen geschwankt zwischen der Freude über das kollektive 1:0 und seinem Ärger über eine Reihe von eigenen verpassten Torgelegenheiten. "Mit ein paar wirklich schönen, sauberen Kommbinationen haben wir Chancen herausgespielt. Das war das Schöne. Nicht so schön: Wir haben zu wenig Tore daraus gemacht", erklärte Müller, der eigentlich treffsicherste Angreifer im Weltmeisterteam.
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Dass der Bayern-Star überhaupt wieder Chancen am Fließband besaß und gleich an einem halben Dutzend gefährlichen Offensivaktionen beteiligt war, hob aber die Stimmung. "Wenn ein Stürmer Chancen hat, ist das ein gutes Zeichen. Heute war er nah dran. Ich denke, dass es beim nächsten Mal klappt", sagte Bundestrainer Löw. Nein, Sorgen mache er sich um Müller nicht.
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Es war kein Zufall, dass die "Bügeleisenkicker" Gomez und Müller, deren Dribblings nicht so federleicht und filigran wirken wie etwa bei Mesut Özil oder wenigstens hin und wieder auch Mario Götze, letztlich die Matchwinner waren. Beide haben bei jeder Aktion einfach nur im Sinn, den Ball in den gegnerischen Kasten zu befördern.
"Ich war sehr gierig, dass ich Möglichkeiten bekomme", beschrieb Müller diesen besonderen Antrieb. Der soll auch in der K.o.-Runde zum Vorteil für Löws Teams werden. "Wir müssen einfach weiter geil darauf sein, Tore zu erzielen", betonte der 32-malige Länderspiel-Torschütze Müller vor seinem 75. Einsatz im Nationaltrikot.