Ballacks letzte Chance

Nach dem Frust 2002 und 2006 strebt der Kapitän des DFB, unumstrittenen wie selten, den WM-Titel in Südafrika an – und beweist vor der Partie in Russland, dass er mit über 30 noch lernfähig ist.
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Muss gegen die Elfenbeinküsste passen: Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack, hier mit Bundestrainer Löw,  laboriert an einer Reizung der Kniefalte.
dpa Muss gegen die Elfenbeinküsste passen: Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack, hier mit Bundestrainer Löw, laboriert an einer Reizung der Kniefalte.

Nach dem Frust 2002 und 2006 strebt der Kapitän des DFB, unumstrittenen wie selten, den WM-Titel in Südafrika an – und beweist vor der Partie in Russland, dass er mit über 30 noch lernfähig ist.

FRANKFURT Es steht an: Das Spiel des Jahres. Die entscheidende Partie um die WM-Teilnahme, um das höchste Ziel eines jeden Fußballprofis. Es entsteht: Anspannung, Druck, Stress. Nichts von alledem war abzulesen an Michael Ballack. Weder an seiner Körperhaltung noch an seiner Mimik. Der Kapitän der Nationalelf war gut drauf, als er am Frankfurter Flughafen ankam. Er schlenderte durch die Halle, grüßte rechts und links Flughafen-Personal wie Journalisten. Locker und entspannt. Er lachte, er scherzte - so kurz vor Moskau.

Um 14.30 Uhr flog der Tross der deutschen Nationalelf mit der Lufthansa-Chartermaschine LH 5010 nach Moskau-Vnukovo. Zum Endspiel um den Sieg in der WM-Qualifikationsgruppe 4 gegen Russland am Samstag (17 Uhr, ZDF live). Es soll ein Ballack-Spiel werden. Moment! Kann ein Gruppenfinale, ein Fi-na-le, ein Ballack-Spiel sein?

Ballack und Endspiele, das war bislang keine allzu glückliche Verbindung. Ewiger Zweiter, Finalverlierer - diese Beinamen bekam der 33-Jährige im Laufe der Jahre.

Los ging es bei Bayer Leverkusen, als die Mannschaft von Christoph Daum 2000 in der Bundesliga Vizemeister wurde – dank Ballacks Eigentor am letzten Spieltag in Unterhaching. Es folgten: Ein verlorenes Pokalendspiel und das 1:2 im Champions-League-Finale 2002 gegen Real Madrid. Als ihm mit dem FC Chelsea im Sommer 2008 dasselbe Missgeschick widerfuhr, weinte er bittere Tränen nach dem Elfmeterschießen gegen Manchester United. Wenige Wochen später sollte das 0:1 im EM-Endspiel gegen Spanien hinzukommen.

"Habe gelernt, wie ich die Mannschaft führe"

Doch wie sagt Bayern-Manager Uli Hoeneß so schön? „The trend is your friend.“ Und siehe da, die letzten beiden Endspiele konnte Ballack tatsächlich gewinnen. 2009 holte er mit Chelsea den englischen FA-Cup, im August dann gegen ManU den Supercup. Geht doch. Da kommt Hoffnung auf beim DFB.

Was eine WM betrifft, wird das Turnier im Sommer 2010 die letzte Chance sein für den Ex-Bayern-Profi, den Titel zu holen. Zweiter wurde er 2002, war allerdings im Finale gelb-gesperrt, Dritter bei der Heim-WM 2006. Erfüllt er sich nun seinen großen Traum? „Die WM ist für jeden Spieler das Nonplusultra“, sagte er, „wir werden am Samstag alles dafür tun, in Südafrika dabei zu sein.“ Und dort will er dann seinen Finalverlierer-Makel ablegen.

Demnächst wird Ballack die Hunderter-Marke bei Länderspielen überschreiten, nur acht Profis inklusive der DDR-Nationalspieler haben dies geschafft. In Moskau macht er sein 96. Länderspiel, sein 50. als Kapitän. „Michael ist unser absoluter Leader. Ein Kapitän, der vorangeht, an dem sich alle orientieren“, lobt Bundestrainer Joachim Löw. Und einer, der auch mit über 30 noch lernfähig ist. Nachdem es während und nach der EM 2008 Kritik an seinem Führungsstil gab, hat er nun gelernt, „wie ich die Mannschaft führe und als Kapitän auftrete“. Locker eben, offen für alle. In den Tagen von Mainz plauderte er mit jedem, setzte sich an den Tisch der Jungen.

Wenn nötig, redet Ballack ihnen ins Gewissen. Seine Marschroute für Russland: „Kräfte bündeln und Motivation hochfahren. Ich erwarte ein hochklassiges Spiel, mit einem guten Ergebnis für uns natürlich.“ Damit er seine Bühne hat – die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika als möglichem Karrierehöhepunkt. Der Triumph am Kap der guten Hoffnung würde aus Ballack, dem Unvollendeten, einen Spieler machen, der sich einreiht in die Liste der ganz Großen: Fritz Walter, Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus – die Kapitäne der WM-Helden.

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