Babbel blamiert Ex-Verein mit 3:0
Hochüberlegen schlägt Hoffenheim Gastgeber Stuttgart und stürzt den sieglosen VfB noch tiefer in die Krise.
Stuttgart - Markus Babbel hat mit 1899 Hoffenheim erstmals das Derby im Ländle gewonnen und dabei seinen weiter sieglosen Ex-Arbeitgeber VfB Stuttgart blamiert. Ausgerechnet in ihrem 800. Bundesliga-Heimspiel verloren die restlos enttäuschenden Schwaben mit 0:3 (0:1), für Trainer Bruno Labbadia brechen schwere Zeiten an.
Dessen Kollege Babbel sagte: „Das war wieder ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Ein verdienter Sieg, wir wollten aggressiv, lauffreudig und konsequent im Abschluss sein. Das ist aufgegangen.“ VfB-Sportdirektor Fredi Bobic sprach dagegen von einer „indiskutablen Leistung“ und monierte: „Da war jeder neben der Spur.“
Die Tore für die hoch überlegenen Gäste zum ersten Sieg im neunten Baden-Württemberg-Duell erzielten nach einem tollen Solo der Japaner Takashi Usami (5.), der Spanier Joselu (47.) und Fabian Johnson (58.). Während sich Hoffenheim mit dem zweiten Sieg in Serie ins Mittelfeld absetzte, bleibt der VfB nach dem fünften Bundesliga-Spieltag ohne Sieg auf einem Abstiegsplatz. „Wir haben alle Sachen vermissen lassen, die man zum Siegen braucht. So dürfen wir nicht auftreten. Das war eine bodenlose Leistung“, erklärte VfB-Keeper Sven Ulreich mit deutlichen Worten.
Dabei war bei den Gastgebern der heftig vermisste Stürmerstar Vedad Ibisevic nach zwei Spielen Rotsperre in die Startelf zurückgekehrt. Martin Harnik fehlte dafür wegen seiner Gelb-Roten Karte beim 2:2 in Bremen. Wieder in der Startformation stand Verteidiger Georg Niedermeier, der mit seiner Kritik an Trainer Bruno Labbadia für Aufsehen gesorgt hatte.
Bei Hoffenheim fehlte wegen eines Muskelfaserrisses erneut Stammtorhüter Tim Wiese. Sein Vertreter Koen Casteels hatte in der beim Regionalderby trotz offiziell 41.720 Zuschauern überraschend halb leeren Arena schon nach drei Minuten großes Glück. Ein Flugkopfball von Ibisevic strich nur Zentimeter am Tor vorbei.
Die Gastgeber starteten sehr schwungvoll, aber das war nur ein Strohfeuer. Beim ersten ernsthaften Angriff der mit fünf ehemaligen VfB-Spielern aufgelaufenen Gäste wurden sie eiskalt erwischt. Der ehemalige Bayern-Spieler Usami ließ insgesamt drei Stuttgarter und zuletzt Routinier William Kvist im Strafraum wie Anfänger stehen und schoss zur überraschenden Führung für Hoffenheim ein. Die spielten danach mit dem ersten Saisonsieg (3:1 gegen Hannover 96) und dem frühen Tor im Rücken sehr selbstbewusst auf.
Pfiffe von den Rängen
Stuttgart wirkte nach dem schnellen Rückstand völlig verunsichert, immer wieder wurde der Spielaufbau von Fehlpässen unterbrochen. So kam keine einzige klare Gelegenheit mehr bis zum Halbzeitpfiff zustande, die enttäuschten Zuschauer pfiffen. Auf der Gegenseite wirkten die Hoffenheimer zwingender, Ulreich konnte einen Fernschuss von Daniel Williams (38.) nur mit Mühe über die Latte lenken. In der 42. Minute rette Gotoku Sakai bei einem Usami-Schuss für seinen geschlagenen Keeper auf der Linie. Mit dem 0:1 zur Pause war der VfB sehr gut bedient.
Nachdem Shinji Okazaki schon vor der Pause verletzt ausgewechselt worden war, fehlte mit Anpfiff zur zweiten Hälfte auch der bis dahin enttäuschende Tamas Hajnal auf dem Feld. Dass dafür der 19-Jährige Raphael Holzhauser eingewechselt wurde, zeigte die Unzufriedenheit von Labbadia mit seinen gestandenen Profis. Wie berechtigt diese Einschätzung ist, zeigte sich kurz nach Wiederanpfiff. Niedermeier vertändelte im Mittelfeld den Ball, und nach nur 65 Sekunden in der zweiten Hälfte war mit dem 0:2 die Vorentscheidung gefallen. „Aufwachen“ und „Wir wollen Euch kämpfen sehen“ riefen die Fans, doch es kam noch schlimmer.
Ein weiterer blitzschneller Konter brachte das 0:3. „Außer Ulreich könnt ihr alle gehen“ riefen die Anhänger und Labbadia saß im Nieselregen wie versteinert auf der Bank. Zwar bemühten sich die Stuttgarter – aber es funktionierte nichts. Selbst als Christian Gentner in höchster Hoffenheimer Not angeschossen wurde, prallte der Ball nur auf die Latte. Jubeln konnte am Ende Markus Babbel, der von 2004 bis 2009 Spieler und Trainer in Stuttgart gewesen war.