1.400 Verletzte nach Massenpanik bei CL-Public Viewing in Turin
Turin - Ein Tifoso kauert auf einem hölzernen Klappstuhl. Seine Arme und Hände stützen seinen Kopf. Um ihn herum sind die Müllberge auf der Piazza San Carlo in Turin zu sehen, nachdem die Massenpanik im Zentrum von Turin vorbei ist. Entsetzen und Fassungslosigkeit stehen dem Fußballfan von Juventus Turin ins Gesicht geschrieben. Zehntausende wollten die Live-Übertragung vom Champions-League-Finale zwischen der alten Dame aus Turin und Real Madrid (1:4) aus Cardiff sehen, doch zehn Minuten vor dem Ende des Spiels in Wales brach die Hölle los, nachdem einige Feuerwerkskörper explodiert waren.
Terror-Angst: So kam es zur Massenpanik
Eine oder mehrere Personen sollen gerufen haben, es sei eine Bombe hochgegangen, berichtete die Polizei. Das löste Terror-Angst aus, in wilder Panik versuchten die Anhänger zu flüchten, viele kamen zu Fall, wurden niedergetrampelt. Die Polizei rechnet mit ungefähr 1.500 Verletzten, acht von ihnen schwer.
Kind mit Gehirnerschütterung und mehreren Frakturen
Ein Kind wurde mit einer Gehirnerschütterung und mehreren Frakturen ins Krankenhaus eingeliefert. Eine 39-jährige Frau liege ebenfalls in kritischem Zustand in der Klinik, hieß es. Die jüngsten Terroranschläge in England dürften ihren Teil dazu beigetragen haben, dass diese Massenpanik entstanden ist.
Weitere Einzelheiten zur Massenpanik
Menschen rannten davon, trampelten andere nieder, viele wurden eingequetscht. Ein Eisengeländer stürzte unter dem Druck der Masse ein, dabei wurden mehrere Menschen verletzt. Die Fensterscheibe des Café Torino, einem eleganten Kaffeehaus auf dem Platz, ging in die Brüche, was für weitere Panik sorgte. Tische der Lokale auf der Piazza San Carlo stürzten um, Blutflecke waren auf dem Marmor des Platzes zu sehen. Bei der Flucht verletzten sich Tifosi mit Glasflaschen, die auf dem Boden lagen, obwohl es streng verboten war, sie auf den Platz mitzubringen.
Augenzeuge berichtet vom "Chaos"
"Es war wie im Heysel-Stadion in Brüssel vor 32 Jahren, ich war damals dabei", berichtete ein älterer Tifoso geschockt. "Jeder brüllte und versuchte, nur wegzukommen. Es war ein Chaos", berichtet ein Augenzeuge. Bilder zeigten Dutzende verlorene Schuhe und Rucksäcke auf dem inzwischen verlassenen Platz. Vergebens versuchte die Polizei über Lautsprecher die Menschen zu beruhigen, die Panik war nicht zu stoppen.
Polizei ermittelt - Zwei Personen festgenommen
Unweit des Platzes wurde eine Informationsstelle eingerichtet, um Menschen zu helfen, bei der Massenflucht verlorene Verwandte und Freunde wiederzufinden. Zwei Personen wurden festgenommen, während sie in Taschen und Rucksäcken wühlten, die bei der Massenpanik verloren gingen. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Die Polizei will jetzt mit Hilfe von Video-Aufzeichnungen prüfen, wer den Feuerwerkskörper explodieren ließ. Die Turiner Bürgermeisterin Chiara Appendino und Juves Präsident Andrea Agnelli, die in Cardiff dem Finale der Königsklasse beigewohnt hatten, zeigten sich erschüttert. Sie drückten den Verletzten und ihren Angehörigen ihre Anteilnahme und ihr Bedauern über die Vorkommnisse aus.
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