Pesic vom FC Bayern Basketball: "Es fühlt sich noch schlimmer als 2016 an"
München - Der 40-jährige Marco Pesic ist seit 2011 Sportdirektor beim FC Bayern Basketball und seit 2013 auch Geschäftsführer.
AZ: Herr Pesic, der FC Bayern hat mit 67:76 in Bamberg und damit die Halbfinalserie verloren. Woran lag’s?
MARKO PESIC: Ich bin sehr enttäuscht und frustriert, weil wir in den letzten beiden Spielen sehr gut gespielt haben und hätten gewinnen können. Da hat uns ein Quäntchen Glück gefehlt, das sich Bamberg erarbeitet und verdient hatte
Ihr Coach Sasa Djordjevic sagte, Bamberg habe gezeigt, dass es das bessere Team sei.
Bamberg hat viel Qualität und Kontinuität. Sie haben in der Euroleague bittere Erfahrungen gemacht und dort etliche Spiele knapp verloren. Davon haben sie jetzt profitiert und uns genauso geschlagen. Wie unser Team die letzten beiden Spiele gespielt, gekämpft und als Einheit funktioniert hat – daran gibt es nichts auszusetzen. Am Ende haben Kleinigkeiten diese Serie entschieden.
Unterm Strich steht wie im Vorjahr ein 0:3-Aus.
Es fühlt sich für mich persönlich sogar noch einen Tick schlimmer als letztes Jahr an, weil wir da bei weitem nicht so nah an Bamberg dran waren wie diese Saison.
Genau wie im Vorjahr verloren Sie auch das Pokalfinale und schieden im Eurocup im Viertelfinale aus.Wie fällt Ihr Saisonfazit aus?
Die einfache Analyse ist: Ein Verein muss durch diese harten Zeiten durch, diese bitteren Erfahrungen machen, um in Zukunft davon zu profitieren. Die tiefere Analyse ist, dass ich damit nicht zufrieden bin. In der Summe ist das sehr bitter. Wir müssen genau analysieren, um unsere Schlüsse zu ziehen.
Steht erneut ein Umbau des Kaders bevor?
Wir müssen im Kader eine Mischung aus Kontinuität und punktueller Verstärkung finden. Ich werde jetzt mit den Spielern sprechen und die Analyse unseres Trainers abwarten. Ich sehe aber keinen Grund, einen großen Umbruch machen zu müssen. Über das Jahr betrachtet hat das Team ziemlich gut ausgesehen und steht dem Verein gut zu Gesicht.
Werden Sie auch persönlich Konsequenzen aus dieser erneut titellosen Saison ziehen?
Da müssen Sie mir ein paar Tage Zeit geben. So kurz nach der Niederlage ist es besser, erst mal alles sacken zu lassen.
Haben Sie bereits mit Uli Hoeneß gesprochen?
Wir haben in den letzten Wochen und Tagen einige Male geredet und wir werden uns diese Woche noch mal treffen.
Hoeneß sagte zuletzt, dass „wir einen Spielmacher holen werden, der das Heft in der Hand hat“.
Das werden wir diskutieren. Man darf nicht vergessen, gegen wen wir gespielt haben. Auf der anderen Seite hat Zisis das Spiel gelenkt. Einen solchen Spieler gibt es in Europa nicht noch mal. Wir müssen schauen, welche Möglichkeiten wir haben, welche Spielertypen zu unserer Mannschaft passen. Das ist sehr komplex.

Verabschieden sich nach dem 0:3 im Halbfinale gegen Bamberg in den ungewollten Urlaub: Taylor und die Bayern. Foto: Rauchensteiner/Augenklick
Unter anderem die Verträge von Taylor, Booker, Zirbes, Joyce laufen im Sommer aus, Kleber hat eine Option.
Wir werden alles mit einem kühleren Kopf mit den Spielern besprechen. Da werden wir ein paar Tage dafür brauchen und dann Entscheidungen treffen. Wir müssen nicht nur die Bamberg-Serie analysieren, sondern alles.
Werden Sie alle Spieler halten können, die Sie halten wollen?
Ich habe noch keinen Spieler erlebt, der nicht gerne hier bleiben würde. Aber wenn man anfängt, zu verhandeln, stellt sich die Situation manchmal anders da.
King und Johnson spielten zuletzt nicht mehr.
Das waren Entscheidungen des Trainers. Alex King ist unabhängig von den letzten beiden Spielen ein unglaublich wertvoller Spieler für uns und er hat noch einen gültigen Vertrag.
Und Nick Johnson?
Dru Joyce hat sehr gut gespielt, deshalb hat sich der Trainer zuletzt für ihn und Gavel auf der Guard-Position entschieden.
Ist Bamberg auf dem Weg zum dritten Meistertitel in Folge noch zu stoppen?
In dieser Form, mit dieser Ruhe und Abgeklärtheit wird es für jede Mannschaft schwer, sie drei Mal zu schlagen.
Ein Team zu haben, das dazu in der Lage und titelfähig ist, ist doch genau ihr Ziel, oder?
Das ist natürlich unser Wunsch. Im Moment müssen wir aber erst mal ein bisschen unsere Wunden lecken und dann schauen, was wir verbessern können.